Braunschweig. Die Formel 1 kämpft mit grundlegenden Regeländerungen gegen das sinkende Interesse. Mercedes, Ferrari und die anderen Teams stellen ihre neue Boliden vor.

Konstrukteurs-Weltmeister Mercedes hat in Silverstone seinen neuen Boliden für die Formel-1-Saison 2017 enthüllt. „Das Auto sieht unglaublich aus“, sagte der dreimalige Weltmeister Lewis Hamilton: „Es ist so ziemlich das detaillierteste Auto der Formel-1-Geschichte.“

Sein neuer Teamkollege Valtteri Bottas, Nachfolger des im Dezember überraschend zurückgetretenen Weltmeisters Nico Rosberg, konnte es derweil „kaum abwarten, das Auto endlich zu fahren. Für mich ist das ein ganz großer Tag.“

Auffällig an dem Mercedes W08 ist die Tatsache, dass die bei allen anderen Autos der neuen F1-Generation übliche „Haifischflosse“ hinter dem Fahrer-Cockpit fehlt. Der Bolide unterscheidet sich auf der Basis des neuen Formel-1-Regelwerks erheblich von seinen Vorgängern, er wirkt zudem aerodynamischer als die bisher vorgestellten Autos der Konkurrenz.

„Das neue Reglement wurde entwickelt, um mit aerodynamischer Performance die schnellsten F1-Autos der Geschichte zu bauen“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff: „Sie sollen für die Fahrer schwieriger zu beherrschen sein und hoffentlich aus Sicht der Fans spektakulärer aussehen. Ob dies gelungen ist, werden die ersten Rennen zeigen.“

Mit grundlegenden Regeländerungen will die Formel 1 dem spürbar sinkenden Zuschauerinteresse entgegensteuern. Mit dem Großen Preis von Australien in Melbourne am 26. März soll deshalb eine neue Ära beginnen.

Die wichtigsten Änderungen im Überblick:

Das Design: Die Vorderreifen wachsen von 245 auf 305 Millimeter, die Hinterreifen von 325 auf gar 405 Millimeter. Damit erhöht sich die Kurven-Geschwindigkeit. Breitere Boliden bieten auf Geraden aber auch einen höheren Luftwiderstand. Dennoch sollen die Rundenzeiten – je nach Rennstrecke – um drei bis fünf Sekunden schneller werden.

Ganz so sicher ist sich der Reifen-Hersteller aber wohl nicht, auch weil es noch keine ausreichenden Testmöglichkeiten gab. So bekommen die Teams in den ersten fünf Rennen die Reifenmischungen aus Sicherheitsgründen von Pirelli vorgegeben.

Die Autos werden breiter. An den Rädern steigt die Gesamtbreite von 1,80 Metern auf 2,00 Meter. Das Chassis ist nun maximal 1,60 Meter breit – früher 1,40 m. von 28 auf 32 Millimeter wachsen die Bremsscheiben an. Das angehobene Mindestgewicht beträgt jetzt 722 Kilogramm.

Künftig sind pro Fahrer nicht mehr fünf, sondern nur noch vier Motoren für die ganze Saison erlaubt. Der Motor darf aber ohne Einschränkung weiterentwickelt werden, was bisher verboten war – eine Kostenerhöhung.

Wegen des erhöhten Luftwiderstands der Autos dürfte mehr Sprit verbraucht werden. 105 Kilogramm statt bisher 100 Kilogramm sind künftig erlaubt. Die unterschiedlichen Benzin-Mischungen pro Saison sind auf fünf begrenzt. An einem Rennwochenende dürfen nur noch zwei Benzin-Sorten verwendet werden. Die 2014 eingeführten V6-Hybrid-Motoren bleiben allerdings erhalten.

In der vorigen Saison regnete es bei den Rennen in Monaco, England und Brasilien. Jedes Mal startete das Feld hinter dem Safety Car, zuweilen mehrmals während des Rennens. Das soll sich ändern. Geplant ist, nach jeder Unterbrechung des Rennens komplett neu zu starten – also nur noch stehende Starts.