Braunschweig. Nach Braunschweigs 1:1 gegen Aue fordert Sportchef Marc Arnold, die Ruhe zu bewahren: „Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren.“

Technisch erstklassig, blitzschnell, unwiderstehlich – mit einem herrlich herausgespielten Treffer ging die Braunschweiger Eintracht am Freitagabend vor 19 360 Fans gegen Erzgebirge Aue in Front, schon nach zehn Minuten. Ken Reichel, Julius Biada, wieder Reichel, dann Christoffer Nymans Hacke und Phil Ofosu-Ajeh als Vollstrecker am zweiten Pfosten: eine Sache von fünf Sekunden, die Gäste bekamen ab der Mittellinie nicht mal eine Fußspitze an den Ball.

Ein Motivationsschub im so wichtigen Heimspiel für den Fußball-Zweitligisten? Ein Vitamincocktail? Eine Beruhigung für die Nerven? Im Gegenteil. „Wenn du so früh in Führung gehst auf so eine Art und Weise, sollte das eigentlich mehr Selbstvertrauen bringen, mehr Mut“, sagte gestern Marc Arnold, der sportliche Leiter der Löwen. „Aber die Führung wirkte eher kontraproduktiv.“

Ein 1:0 als Mutbremse, das haben die Löwen zuletzt mehrfach erlebt. Auch gegen Aue zog sich die Mannschaft eher weiter in ihre eigene Hälfte zurück, verteidigte weiter hinten, anstatt den verunsicherten Gegner sofort wieder aggressiv unter Druck zu setzen. Das Ende vom Lied: Aue agierte selbstsicherer, kam in der 56. Minute durch Dimitrij Nazarov per Handelfmeter zum verdienten 1:1.

Die Eintracht, als Herbstmeister ins neue Jahr gegangen, sucht weiter nach der alten Form. Seit fünf Spielen – das Remis in Karlsruhe Mitte Dezember mitgerechnet – gab es keinen Dreier mehr. Die Konkurrenz im Aufstiegskampf dagegen punktet kontinuierlich. Und so stehen die Löwen nur noch auf dem vierten Platz, Union Berlin ist nach dem Sieg in Karlsruhe gestern vorbeigezogen.

„Wir stecken in einer schwierigen Situation. Der Start in die Rückrunde war so nicht zu erwarten, dafür war die Vorbereitung zu gut“, sagte Arnold, „mit der Lage müssen wir uns auseinandersetzen. Aber so etwas ist in einer langen Saison auch normal“.

Ganz wichtig für ihn: „Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren, müssen das Team aufbauen und ruhig weiterarbeiten.“ Nach dem Nürnberg-Spiel und der Leistung dort habe jeder gedacht, es gehe jetzt in die richtige Richtung. „Aber der Knotenlöser ist uns gegen Aue leider nicht gelungen“, bedauerte Arnold.

„Wir werden jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern den Kopf oben lassen und weitermachen“, sagte gleich nach dem Remis schon Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht. „Wir haben uns nach der Führung sehr schwer getan, weiter Zugriff auf das Spiel zu bekommen. Meine Mannschaft hat da zu kompliziert gedacht und gespielt.“

Dass es nach Spielende viele Pfiffe gab, haben Lieberknecht und die Mannschaft natürlich registriert. „Ich kann die Fans verstehen, dass sie enttäuscht sind. Aber auch da gilt es, den Kopf oben zu lassen, sich das eine oder andere anzuhören an Unzufriedenheit“, blickte der Coach in die Woche voraus, die Freitag mit dem Auftritt in Sandhausen die nächste Aufgabe bereithält.

„Wir haben derzeit zu kämpfen auf dem Platz mit der Sicherheit, dem Selbstvertrauen. Aber auch das kommt wieder, wenn man Ruhe bewahrt“, ist sich Lieberknecht ganz sicher. Eine toll herausgespielte Führung als Mutbremse – das soll sich nicht wiederholen.