Wolfsburg. Der Eishockey-Manager von den Grizzlys Wolfsburg spricht im Interview über Erfolge, Ziele und Probleme.

Die Grizzlys Wolfsburg können weiter mit dem Slogan „Play-offs since 2009“ werben. Als einziges Team der Deutschen Eishockey-Liga sind sie seit neun Jahren ununterbrochen dabei, wenn es vom Viertelfinale an um den Titel geht. Vorausgesetzt, der Tabellenfünfte verspielt in den letzten fünf Hauptrunden-Spielen nicht seinen scheinbar uneinholbaren Vorsprung von 15 Punkten und 25 Toren auf den Siebten Ingolstadt. Wolfsburgs Manager Charly Fliegauf erklärt im Interview mit unserem Redakteur Christian Buchler, worauf es jetzt und in Zukunft ankommt.

Bis zum Start der Play-offs gibt es noch fünf Hauptrunden-Spiele. Fast eine Vorbereitung auf die Play-offs. Wie gehen Sie die an?

Auf keinen Fall zu locker, sondern jede Partie mit vollem Elan. Wir dürfen uns nicht zurücklehnen. Wenn wir das tun, wird es schwer, zum Start der Play-offs den Hebel wieder umzulegen. Allerdings können wir die Möglichkeit vielleicht nutzen, den Einsatz angeschlagener Spieler etwas zu dosieren, falls es notwendig ist. Nach dem Heimspiel gegen Straubing am Freitag folgen die schweren Auswärtsspiele in Mannheim und Köln – zwei potenzielle Viertelfinalgegner für uns.

Zuletzt ist es Ihren Grizzlys mit dem 5:3 in München schon gelungen, die schwache Bilanz gegen die Topteams etwas aufzubessern.

Ja, sicher auch. Aber diese Spiele helfen uns zudem, die Intensität hochzuhalten. Für Köln und Mannheim geht es noch um Platz zwei, also die Champions-Hockey-League-Qualifikation. Und wir haben auch nichts zu verschenken.

Weil es im Duell mit Augsburg noch um Platz fünf geht? Kann der denn noch wichtig werden?

Vielleicht. Je besser die Platzierung ist, desto größer ist die Chance, im Laufe der Play-offs doch mal Heimrecht zu bekommen. Man weiß ja nie…

Köln, Mannheim, Nürnberg und theoretisch auch noch München – haben Sie einen Wunschgegner fürs Viertelfinale?

Nein. Alle Teams sind auf einem ähnlichen Niveau. Und alle haben wir schon in den Play-offs besiegt. Deshalb ist es zusätzlich für den Kopf gut, gleich in der Hauptrunde noch einmal zu beweisen, dass wir sie schlagen können.

Mit sechs Gegentoren wie beim 7:6 gegen Bremerhaven wird das schwer. Trainer Pavel Gross hat gesagt, die Mannschaft neige in diesem Jahr zum Schlendrian.

Das ist vielleicht auch seit Weihnachten den personellen Umständen geschuldet. Wir hatten seitdem einen sehr vollen Spielplan und viele Verletzte. Unser System beruht auf vollem Einsatz aller. Dass der eine oder andere Schlüsselspieler, der mehr gefordert war als bei vollem Kader, 100 Prozent Leistung mal nicht abrufen kann, ist menschlich. Aber wenn wir nur mit 95 Prozent spielen, fliegen wir halt auf die Schnauze. Man muss auch sehen, welche Möglichkeiten wir im Liga-Vergleich haben. Was wir in dieser Saison wieder auf den Weg gebracht haben, ist stark. Wir bringen in Wolfsburg Leistung am Limit.

Was zeichnet das Team aus?

Der Wille, immer Leistung abzurufen, und das super Teamgefüge. Das verdanken wir auch dem hervorragenden Kern der Mannschaft. Spieler, die schon länger bei uns sind, wissen, was wir alle zusammen erreichen können. Sie geben das an die Neuen weiter.

Das Mannschaftsgerüst haben Sie für die neue Saison schon erhalten. 17Spieler des aktuellen Kaders haben mittlerweile einen Vertrag über die Saison hinaus. Das sieht nach dem kleinsten personellen Umbruch in Ihrer mittlerweile fast zehnjährigen Amtszeit aus.

Es könnte so kommen. Aber im Erfolgsfall personell Kontinuität zu wahren, kostet Geld. Brent Aubin zum Beispiel hat ja nicht für weniger Geld unterschrieben. Die dreijährige Laufzeit hat sicher geholfen, weil er und seine Familie sich sehr wohlfühlen in Wolfsburg. Bis jetzt haben wir die Balance gut hinbekommen. Uns ist Identifikation sehr wichtig.