Wolfsburg. Nach einer gruseligen ersten Halbzeit siegt der VfL Wolfsburg noch mit 2:1 gegen die starke TSG Hoffenheim.

. Valérien Ismaël musste seine Emotionen erst einmal rauslassen. Es war eine Mischung aus Ärger und Erleichterung, mit der der Trainer des VfL Wolfsburg unmittelbar nach Abpfiff der Partie gegen 1899 Hoffenheim (2:1) gegen die Bande am Seitenrand trat und schnurstracks in die Kabine der VW-Arena verschwand.

Natürlich war der Coach des Fußball-Bundesligisten erleichtert über die drei extrem wichtigen Punkte im Abstiegskampf. Doch parallel zur Freude hatte sich viel, viel Ärger in ihm aufgestaut. Vor allem über die ersten 45 Minuten seiner „Wölfe“, die vor 23 148 Zuschauern in der VW-Arena total unterlegen waren. „Nach der ersten Halbzeit war ich auf mehr als 200“, sagte Ismaël. „Es hat mich genervt, dass die Mannschaft so eine Leistung wie in der zweiten Halbzeit nicht von der ersten Minute abgerufen hat.“

Neben dem Treffer zum 1:0 von Steven Zuber (26. Minute) hätte die TSG durch Kerem Demirbay (14.), wieder Zuber (39.) oder Nadiem Amiri (39.) weitere Treffer erzielen können. Und die „Wölfe“? Die strahlten bis auf zwei Halbchancen von Yunus Malli (7.) und Mario Gomez (44.), die im Vergleich zur Bayern-Pleite wieder in die Startelf zurückkehrten, keine Gefahr aus. Fast schon arrogant durften sich die TSG-Verteidiger mit Torwart Oliver Baumann die Bälle im eigenen Strafraum hin- und herspielen, ohne dass der VfL störte. Also musste Ismaël in der Pause etwas korrigieren. Und er wurde laut. Wie laut? „Ich war nicht zufrieden“, sagt er, „und ich war sehr laut.“

Doch der VfL-Trainer wirkte nicht nur mental auf seine Spieler ein, er brachte auch Daniel Didavi aufs Feld – und der sollte das Drama ohne Anlaufzeit in Richtung seiner Wolfsburger drehen. Erst köpfte der Linksfuß noch knapp übers Tor (47.), dann schickte er Gomez auf die Reise, dessen Abschluss TSG-Torwart Baumann aber zur Ecke lenkte. Und die führte zum 1:1. Arnold knallte den Klärungsversuch der Hoffenheimer mit links ins Tor (50.). Der VfL bestrafte die Arroganz der TSG und ging eine Viertelstunde später durch Didavis Seitfallziehertor in Führung (73.).

Doch auch Hoffenheim hatte Möglichkeiten: Amiri (55.) und Demirbay (59.) sowie Adam Szalai (66.) scheiterten an Diego Benaglio. Gerade diese Chance durch Joker Szalai zeigte, wie verbissen die „Wölfe“ nun kämpften: Erst warf sich Ricardo Rodriguez in den Abschluss des Stürmers, dann boxte Benaglio den Ball in die Luft, und Jakub Blaszczykowski klärte die Kugel spektakulär vor dem Einschlag – eine Szene mit Symbolcharakter. Der VfL kämpfte, und die Hoffenheimer konnten ihre arrogante Spielweise nicht mehr ablegen. Trainer Julian Nagelsmann: „Wir wollten kicken. Aber darauf hatten die Wolfsburger keinen Bock. Die wollten kämpfen.“ Und so fügte der VfL den Hoffenheimern die erst zweite Niederlage der Saison zu.

Eine Frage aber bleibt: Warum nicht gleich so? Ismaël hat in seiner Elf Verunsicherung gespürt, weil die starken Hoffenheimer diese in Hälfte 1 zu vielen Fehlern zwang. Und dazu komme der Druck. „Wir kriegen jede Woche auf die Mütze und Prügel von allen Seiten“, echauffierte sich der VfL-Trainer. „Natürlich sind das Profis, aber sie sind auch nur Menschen. Wenn wir wollen und den Kampf annehmen, können wir richtig Spaß mit dem Team haben. Der Rest ist gewaltiger Druck“, so Ismaël, der mit dem Dreier seine eigene Position gestärkt hat, die zuletzt mal wieder wackelte.