Flensburg. Der THW rutscht in der Bundesliga auf Platz 3 ab.

Alfred Gislason humpelte aus der Halle. Der Meistercoach des THW Kiel wirkte schwer angeschlagen – und das nicht nur wegen seiner Knie-OP. „Jetzt ist Flensburg drei Punkte und 41 Tore vor uns“, sagte Gislason nach dem mutmaßlichen Titel-K.o. im Wohnzimmer des Erzrivalen: „Es wird schwer, sie noch zu erreichen.“

Tatsächlich spricht nach der ziemlich unglücklichen 29:30-Niederlage bei der SG Flensburg-Handewitt vieles gegen den Abo-Meister von einst. Flensburg ist dem Titel-Dreikampf enteilt, und auch der Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen zog wegen der zwei Minuspunkte weniger an den Zebras vorbei, ohne überhaupt zu spielen.

Dabei hatte es am Mittwoch lange nach einer Wachablösung an der Tabellenspitze ausgesehen. Kiel spielte stark, hatte die Partie vor allem dank einer bestens organisierten Abwehr im Griff, ehe den Rekordmeister eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung aus dem Konzept brachte.

52 Minuten und 10 Sekunden waren gespielt, der THW führte 26:25, als Kiels Kreisläufer René Toft Hansen nach einem Foul an SG-Torjäger Holger Glandorf mit einer direkten Roten Karte vom Feld musste. Anschließend verloren die Gäste den Faden – und am Ende auch das Spiel. Gislason sprach hinterher von einer „Schlüsselsituation“.

Bei den Flensburgern lebt der Traum von der ersten deutschen Meisterschaft nach 2004. „Entscheidungen hin oder her. Wir haben verdient gewonnen“, sagte der im Sommer scheidende SG-Trainer Ljubomir Vranjes.

Angetrieben von den 6300 Fans in der ausverkauften Arena, hatte sein Team den personellen Rückschlägen getrotzt und sich auch vom Ausfall von Kapitän und Abwehrchef Tobias Karlsson (Sehneneinriss im rechten Oberschenkel) nicht aus dem Konzept bringen lassen. Zuvor hatte sich bereits Johan Jakobsson (Gehirnerschütterung) für die kommenden Wochen abgemeldet.

„Ich bin superfroh und stolz auf unsere Mannschaft, dass sie die Rückschläge so weggesteckt hat“, sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. „Die Meisterschaft wird aber immer am Ende einer Saison entschieden.“

Darauf hofft auch der THW Kiel – und setzt auf Ausrutscher des Nord-Rivalen. „Flensburg kann noch Probleme bekommen“, sagte René Toft Hansen, „je nachdem, ob sie Ersatz für die Verletzten finden“.sid