Braunschweig. Vor vier Jahren half Domi Kumbela die Spielführerehre. Diesmal blieb die Wirkung aus.

In der 20. Spielminute gegen den FC St. Pauli wäre der vermeintliche Plan fast aufgegangen. Patrick Schönfeld hatte sich außen durchgetankt, seinen Pass in die Mitte ließ Christoffer Nyman clever durch, und dort stand Domi Kumbela mutterseelenallein. Der Stürmer brauchte aus sechs Metern Torentfernung eigentlich nur einzuschieben. Doch anstatt den Ball im Netz zu versenken, verstolperte der Angreifer die riesige Chance zum Ausgleich.

Dabei hatte sich Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht das wahrscheinlich so schön gedacht. Vor dem Heimspiel gegen Pauli muss der Trainer von Braunschweigs Zweitliga-Fußballern in sich gegangen sein und einen Plan ersonnen haben, um seinem besten Stürmer der Hinrunde einen Motivationskick zu verpassen. Weil Kapitän Marcel Correia nicht im Kader stand, sollte nicht dessen Stellvertreter Ken Reichel die Löwen auf den Platz führen, sondern Kumbela.

Die Hintergründe will Lieberknecht öffentlich nicht ausbreiten, er sagt nur so viel. „Das war nur eine Entscheidung für diesen Spieltag, und die Maßnahme war mit Ken abgesprochen“, erklärt der Coach. An der grundsätzlichen Hierarchie bei Eintrachts Mannschaftsführern soll sich also nichts ändern. Reichel bleibt erster Anwärter auf die Kapitänsbinde, wenn Correia nicht in der Startelf der Löwen steht. Für den Verteidiger war es auch kein Problem, dass er im Spiel gegen Pauli auf die Ehre als Spielführer verzichten musste. „Das ist nichts Dramatisches“, kommentiert er die Entscheidung.

Die hat ihre womöglich gewünschte Wirkungen nicht entfaltet. Statt mit der Binde am Arm aufzudrehen, vergab Kumbela nicht nur die beste Chance der Blau-Gelben, sondern erwischte auch so einen schlechten Tag. Wie die gesamte Eintracht-Mannschaft konnte der 32-Jährige sein Potenzial nicht abrufen und wurde nach einer glücklosen Stunde von Lieberknecht ausgewechselt.

Er machte Kumbela möglicherweise deshalb zum Kapitän, weil er vor vier Jahren damit schon einmal richtig Erfolg gehabt hatte. In der Aufstiegssaison 2012/13 hatte sich vor dem Heimspiel gegen Union Berlin der damalige Kapitän Dennis Kruppke krank abgemeldet. Auch sein Stellvertreter Deniz Dogan stand wegen Adduktorenproblemen nicht zur Verfügung. Lieberknecht gab deshalb Kumbela die Kapitänsbinde und sollte es nicht bereuen. Kumbela lieferte eine Gala ab. Der Stürmer erzielte seinen ersten Dreierpack im Löwen-Trikot und war der Garant des Braunschweiger 4:3-Erfolgs kurz vor der Winterpause. Obwohl die Partie im Dezember stattfand, war es bereits der 19. Spieltag – wie am vergangenen Sonntag gegen Pauli.

Daran wird sich Lieberknecht, dem nachgesagt wird, er sei ein wenig abergläubisch, vielleicht erinnert haben, als er Kumbela nun erneut die Kapitänsbinde übertrug. Doch diesmal hat der Trick nicht funktioniert, die Idee ging nicht auf. Vielleicht war sie sogar ein wenig kontraproduktiv, wenn man an die Szene in der 20. Minute denkt. An seinen guten Tagen in der Hinrunde hätte Kumbela eine solche Gelegenheit nicht liegenlassen. Doch seit seinem Doppelpack im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld Anfang Dezember hat den Angreifer das Glück verlassen. Die drei folgenden Spiele blieb er allesamt blass und ohne Torerfolg. Gut, dass mit Suleiman Abdullahi am Sonntag ein anderer Stürmer ein Erfolgserlebnis feierte. Er wäre für Kumbela eine mögliche Startelf-Alternative. Vielleicht erhält dieser in Nürnberg aber auch eine neue Chance. Mit oder ohne Kapitänsbinde ist dabei egal. Hauptsache, er trifft das Tor.