Wolfsburg. Viele VfL-Fans wollen ihn nicht mehr spielen sehen. Geht die Reise nach England?

Julian Draxler und der VfL – das Missverständnis wird in der Winterpause enden. Die Frage ist wohl nicht mehr, ob der Nationalspieler den Wolfsburger Fußball-Bundesligisten verlässt, sondern nur noch, wohin es geht. Das wiederum hängt von den Angeboten ab, die für den 23-Jährigen eintrudeln. Er selbst favorisiert einen Wechsel nach England in die Premier League. Für eine große Mehrheit der Fans ist klar: Draxler hat für ihren Verein keinen sportlichen Wert mehr.

Schon beim 2:3 am Samstag gegen Hertha BSC war er gnadenlos ausgepfiffen worden. Aber es sind noch drei Spiele bis zur Winterpause. Bank? Tribüne? Oder sogar zur U23 in die Regionalliga? Auch unter den Fans wird dieses Thema heiß diskutiert. Viele wollen den abwanderungswilligen Profi nicht mehr auf dem Platz sehen. Trainer Valérien Ismaël erklärt dazu: „Ich lasse mir alles offen.“ Der Franzose will allein sportliche Gründe in die Entscheidung einfließen lassen. Dass Draxler seinen Wechselwunsch nach dem Hertha-Spiel noch mal erneuert hat, soll zumindest offiziell keine Rolle spielen. Dennoch ist aktuell schwer vorstellbar, dass der Mittelfeldspieler noch einmal das VfL-Trikot trägt.

Zumal seine sportliche Wirkung auf das Wolfsburger Spiel marginal ist. Mit Draxler hat der Klub 32 Punkte in 36 Bundesliga-Spielen geholt, ohne ihn waren es in zwölf Partien elf Zähler. Fünf Tore und sechs Vorlagen stehen auf seinem Konto, seitdem er sich im Sommer 2015 dem VfL angeschlossen hat. Angesichts des ohne Zweifel vorhandenen Potenzials sind das enttäuschende Werte. Die Fußstapfen seines Vorgängers Kevin De Bruyne konnte er nie ausfüllen. Der Belgier hatte in 52 Spielen 13 Tore und 27 Vorlagen für den VfL abgeliefert, ehe er sich mit Vizemeisterschaft und Pokalsieg im Rucksack zu Manchester City verabschiedete.

Draxler wird ohne Titel und lobende Worte gehen – aber möglicherweise in die gleiche Richtung. Nach Informationen unserer Zeitung möchte der Nationalspieler am liebsten nach England wechseln. Mitarbeiter von Roger Wittmann, dem Berater Draxlers, sollen bereits in der Premier League nach möglichen Abnehmern Ausschau halten. Im Ausland, aber insbesondere auf der Insel, hat der VfL-Profi dank seiner Auftritte in der Nationalelf einen guten Ruf. Zuletzt war häufig der FC Arsenal im Gespräch. Auch der FC Liverpool könnte ein Thema werden, Trainer Jürgen Klopp muss wochenlang auf Philippe Coutinho, seinen kreativen Kopf im Mittelfeld, verzichten.

Vielen Fans ist inzwischen egal, wie viel Geld der VfL für den einstigen 36-Millionen-Euro-Einkauf noch bekommt. Für sie hat er keinen sportlichen Wert mehr. „Ich will mich an der Diskussion nicht beteiligen“, erklärt Ismaël, der Draxler gegen Hertha auf die Bank setzte. „Aber ich habe mit meiner Entscheidung gezeigt, in welche Richtung es für mich geht...“