Braunschweig. Eintracht Braunschweig ist noch Tabellenführer der 2. Liga, aber es fehlt die Souveränität.

Obwohl bereits der Sonntag frei war, wird man heute auf den Trainingsplätzen hinter dem Eintracht-Stadion keinen Fußball-Profi zu Gesicht bekommen. Allenfalls Patrick Schönfeld und Suleiman Abdullahi, die beim 1:1 gegen den VfL Bochum am Freitagabend verletzt fehlten, werden vielleicht die eine oder andere Runde drehen. Ansonsten hielt es Trainer Torsten Lieberknecht für richtiger, seinem Zweitliga-Team ein verlängertes Wochenende zu gönnen.

„Die Jungs erhalten jetzt zwei freie Tage zur Regeneration, und dann geht es in den Endspurt dieses Fußballjahres. Dafür wollen wir noch mal alles rausholen, was geht“, erklärt der Braunschweiger Coach vor dem Heimspiel am Sonntag gegen 1860 München. Das hatte seine Mannschaft auch am Freitag in Bochum getan. Mangelndes Engagement als Grund für das dritte Spiel in Folge ohne Sieg kann man den Blau-Gelben sicherlich nicht vorwerfen. Trotzdem hat man aktuell das Gefühl, den Löwen würde im Endspurt vor der Winterpause ein wenig die Puste ausgehen. Das ist aber wahrscheinlich weniger ein konditionelles als ein mentales Problem. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass die Braunschweiger im dritten Spiel hintereinander eine Führung noch aus der Hand gaben. „Es ist sehr ärgerlich, dass wir kurz vor Schluss noch den Ausgleich kassieren. Das ist das dritte Spiel in Folge, in dem uns das passiert. Daran müssen wir als Mannschaft arbeiten und demnächst einen Dreier holen, um wieder unsere Linie zu finden“, sagte Torschütze Domi Kumbela nach der Partie beim VfL Bochum.

Die Braunschweiger Linie, das war in dieser Saison bisher ein Erfolgsrezept. In der Defensive stand die Eintracht bis zum zehnten Spieltag sehr sicher. Nur sieben Gegentore hatte die Lieberknecht-Elf bis zu diesem Zeitpunkt kassiert. Doch dann folgte der Hattrick von Dresdens Stefan Kutschke innerhalb von zwölf Minuten und zeigte, dass die Löwen-Abwehr nicht unüberwindbar ist. Und seitdem ist die Eintracht in der Defensive auf der Suche nach der Stabilität. In Bochum gab es bereits vor dem Ausgleich viele brenzlige Situationen vor dem Kasten von Torwart Jasmin Fejzic. Mehrmals parierte der Keeper klasse, einmal war er aber auch auf den Pfosten, ein anderes Mal auf das Wohlwollen des Schiedsrichters angewiesen – in der ersten Hälfte hatte der Ball beim Kopfball von Tim Hoogland die Linie wohl überquert. Deshalb wollte bei der Eintracht hinterher auch niemand den Bochumer Ausgleich als unverdient bezeichnen.

Ärgerlich war der dennoch. Deshalb fordert Kumbela, dass die Braunschweiger in den nächsten Spielen „Führungen mit allen Mitteln“, verteidigen müssen. Nicht immer könne das gelingen, doch in den vergangenen drei Spielen fehlte in einigen Szenen auch die nötige Konsequenz. Daran müsse in den nächsten Tagen als Team gearbeitet werden, so Kumbela.

Es ist aber nicht nur das Abwehrverhalten, das im Moment etwas Sorgen bereitet. Den Braunschweigern ist zuletzt insgesamt etwas die Leichtigkeit verloren gegangen. „Wir sind Tabellenführer und haben bereits bewiesen, dass wir solche Spiele gewinnen können“, fordert Kumbela von sich und seinen Kollegen wieder ein dominanteres Auftreten. In den 90 Minuten in Bochum war nämlich selten zu sehen gewesen, dass hier der Tabellenelfte gegen den Spitzenreiter spielte. Während die Bochumer von der ersten Minute Dampf machten, wirkten die Blau-Gelben vor allem in der ersten Hälfte passiv. „Wir haben lange gebraucht, bis wir ins Spiel gefunden haben“, stellte auch Lieberknecht fest.

Seine Elf kam daher bis zum Ende des Spiels nur auf 42 Prozent Ballbesitz. Ein klarer Beleg dafür, dass es die Hausherren waren, die der Partie ihren Stempel aufdrückten. Auch gegen Dresden und Hannover hatten sich die Braunschweiger die Fäden aus der Hand nehmen lassen. Am besten sollte sich das bereits am Sonntag im Heimspiel gegen 1860 München wieder ändern. Denn die Eintracht kann sich nicht darauf verlassen, dass die Konkurrenz sich weiter gegenseitig die Punkte wegnimmt. Noch sind die Löwen mit einem Zähler Vorsprung Tabellenführer. Langsam sollten sie aber auch wieder so auftreten.