Mexico City. Der junge Formel-1-Pilot kennt keine Rücksicht.

Die freundliche Bitte beim US-Grand-Prix, er möge doch seine Reifen schonen, konterte Max Verstappen mit einem giftigen Funkspruch zurück: „Ich fahre doch nicht um Platz vier.“

Dann hätte sich der Niederländer ja seinem Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo geschlagen geben müssen. Aber mit 19 und in seinem zweiten Formel-1-Jahr tut er sich schwer, Gegner oder Autoritäten zu akzeptieren. In Austin kam er eigenmächtig an die Box, als seine Crew noch gar nicht bereit war. Er habe sich verhört, entschuldigte sich Verstappen später. Aber nicht nur Verschwörungstheoretiker glauben: da war Absicht mit im Spiel. Er wollte seinen Willen durchsetzen. Belohnt wurde das nicht, ein Getriebeschaden warf den Revoluzzer nach 28 Runden aus dem Rennen. Anschließend ist er bei der Fan-Abstimmung zum „Mann des Tages“ gewählt wurden, zum siebten Mal in dieser Saison, häufiger als jeder andere Fahrer. Das bestätigt ihn, dennoch ist auch diese Abstimmung umstritten. Genauso, wie es Verstappen mag, der früh den Spitznamen „Mad Max“ bekam.

Beim Großen Preis von Mexiko an diesem Wochenende und den beiden anderen ausstehenden WM-Läufen kann er zum Zünglein an der Waage werden im Titelkampf zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Denn er und Kollege Ricciardo sind immer dann da, wenn die Silberpfeile schwächeln oder die Taktik Überlistungsversuche ermöglicht. Exakt die Aufmerksamkeit, die er braucht und sucht. Das vielleicht größte Talent des Jahrtausends polarisiert mehr als Hamilton und will sich um jeden Preis profilieren. In Texas saßen die anderen Fahrer im Briefing über ihn zu Gericht. Kimi Räikkönen, der große Schweiger, soll eine dreiminütige Anklagerede gehalten haben.

„Ich bin zehn Jahre in der Formel 1, und es gab stets das ungeschriebene Gesetz, dass man im Duell mit einem anderen Fahrer beim Bremsen die Spur nicht mehr wechselt“, sagt Titelverteidiger Hamilton. Nur Verstappen hielt sich nie dran, führte sich auf wie bei der Kartbahn – in Budapest, Spa und Suzuka. Was bei Tempo 260 extrem gefährlich ist. Und ziemlich unsportlich dazu. Die Kommissare schauten ein paarmal ungerührt zu, weil diese Impulse die Rennen interessanter machten. Dann beschloss Renndirektor Charlie Whiting doch, jegliches „abnormale Verhalten“ unter Strafe zu stellen. Seither nennt sich das im Fahrerlager nur „Anti-Verstappen-Regel“. Der Teenager sagt dazu nur: „Vielleicht schaffen sie es jetzt, mich zu überholen...“