Budapest. Eine Nackenverletzung stoppt den Rekordchampion im Halbfinale.

Das jähe Ende der Titeljagd von Timo Boll hat den Schlusstag der Tischtennis-EM in Budapest überschattet. Der Rekordchampion gab gestern im Halbfinale gegen den Franzosen Simon Gauzy beim Stand von 1:2-Sätzen wegen einer Nacken-Verletzung auf. Nach dem frühen Aus von Titelverteidiger Dimitrij Ovtcharov musste der Deutsche Tischtennis Bund die Regentschaft in der Königsdisziplin erstmals nach sechs Jahren an Frankreich abtreten.

Bronze für Boll sowie zweimal Gold und einmal Silber in den Doppel-Konkurrenzen überdeckten zwei Monate nach Olympia und fast acht Monate vor der Heim-WM in Düsseldorf einige Schwächen. Patrick Franziska aus Saarbrücken und sein dänischer Partner Jonathan Groth gewannen durch ein 4:2 gegen die Polen Jakub Dyjas/Daniel Gorak den Titel im Männer-Doppel. In dieser Disziplin standen zuletzt Timo Boll/Christian Süß 2010 ganz oben auf dem EM-Podest.

Im deutsch-deutschen Endspiel des Frauen-Doppels hatten Kristin Silbereisen/Sabine Winter aus Kolbermoor knapp mit 4:3 gegen das Berliner Olympia-Duo Shan Xiaona/Petrissa Solja das bessere Ende für sich. Danach flossen Tränen. Die Schiedsrichterin zählte bei 8:8 im letzten Satz einen Fehlaufschlag. „Alle haben weiter gespielt. Nur sie hat einen Fehler gesehen“, haderte Solja.

Boll führte gute Gründe für seinen Rückzug an. „Im zweiten Satz ist die alte Nacken-Geschichte von Olympia wieder aufgebrochen. Es ist bitter, aber ich wollte kein Risiko eingehen“, erklärte der 35 Jahre alte Düsseldorfer. „Ich hoffe, dass es die richtige Entscheidung war. Die WM im Mai 2017 in Düsseldorf spielt da auch eine Rolle“, begründete der sechsmalige Einzel-Europameister seinen Schritt.

Der zweite deutsche Top-Star Ovtcharov litt ähnlich wie die DTTB-Frauen im Einzel unter den Olympia-Nachwirkungen. „Dima hat viele Baustellen, eine Pause wäre für ihn gut. Wichtig ist, dass er sich vom 1. Januar an voll auf die WM konzentriert“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf.

Bundestrainerin Jie Schöpp zeigte sich nicht sonderlich überrascht vom enttäuschenden Abschneiden ihrer Spielerinnen. Die Weltranglisten-Siebte Han Ying führte die Setzliste im Einzel vor Solja und Shan Xiaona an – doch bei der Medaillenvergabe ging der DTTB leer aus. „Es fehlte die Frische. Wäre die EM drei bis vier Wochen später gewesen, hätten wir erfolgreicher gespielt“, versicherte Schöpp. dpa