Mein perfektes Wochenende. Der Theaterkreis Bortfeld ist ein kleines Theater „mit allem Drum und Dran“.

Die Bretter, die die Welt bedeuten – das ist für sie das kleinen Spielhous in der alten Lehrerwohnung der Schule in Bortfeld. Und oft, wenn der Platz dort nicht ausreicht, proben sie in Kellern, Gängen und Scheunen. Sie bauen ihre Bühnenbilder selbst, haben ihre eigenen Ton- und Lichttechniker, schneidern die Kostüme selbst, und bilden ein komplettes kleines Theater „mit allem Drum und Dran“. Und vor allem: Intendantin Bärbel Röver schreibt die Rollen der Stücke passend für die Darsteller.

So manches macht der rund 140 Mitglieder zählende Theaterkreis Bortfeld anders als andere Laientheater-Gruppen. Das Ensemble hat viel Freude dabei – das ist bei jeder Aufführung zu spüren. Der berühmte Funke springt immer aufs Publikum über und der Erfolg gibt den Bortfeldern Recht.

„Und wenn dann alles klappt, und das Publikum applaudiert – das ist ein Kick für mich.“
„Und wenn dann alles klappt, und das Publikum applaudiert – das ist ein Kick für mich.“ © Dietmar Sündermann, langjähriger Schauspieler des Theaterkreises

Die Geschichte beginnt vor mehr als 40 Jahren. Damals ist William Graffam Pastor in Bortfeld. Er hat Freude am Theaterspiel, baut eine Jugendgruppe auf, textet für sie. Und als der Landesverband der Familie anfragt, sagt er zu: „Aschenputtel – Der goldene Schuh“ wird erstmals vor großem Publikum in Braunschweig aufgeführt.

Dietmar Sündermann spielte den Vater. Graffam entdeckte ihn, als er bei einer Hochzeitsfeier in Bortfeld einen Sketch aufführte. Ob er in der Graffam’schen Gruppe mitspielen will? Sündermann sagt zu – und steht bis heute mit dem Theaterkreis auf der Bühne.

Was ihn am Theaterspielen fasziniert? „Ich komme aus dem Alltagstrott heraus, es ist der Ausgleich zu meinem Beruf, in dem es oft hektisch zugeht“, sagt er. Die Vorbereitung, das Erarbeiten eines Stückes mit dem Ensemble mache viel Freude. „Und wenn dann alles klappt, und das Publikum applaudiert – das ist ein Kick für mich.“ Zuletzt brillierte Sündermann mit dem Ein-Mann-Stück „Dürer“, eine Paraderolle für Sündermann.

Perfektes Wochenende: der Theaterkreis Bortfeld

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    Schauspieler und Vereinsvorsitzender – diese „Doppelrolle“, die er nach der Vereinsgründung 1986 gespielt hat, hat er aber wieder abgegeben. Nervosität vor dem Auftritt und dann als Vorsitzender noch eine Rede halten: „Das konnte ich schlecht vereinbaren“, sagt Dietmar Sündermann. „Chris ist da anders, er kann das besser.“

    Chris – Christopher Graffam, Sohn von William Graffam und seit vielen Jahren Vorsitzender des Theaterkreises, wurde das Theaterspiel in die Wiege gelegt - dies nicht nur sprichwörtlich. Als Kleinkind spielte er im Krippenspiel das Christuskind. „Später war ich Hirte, Soldat, einer der Könige – die klassische Karriere eben“, sagt er mit einem Lachen. Dem Krippenspiel folgten ungezählte Auftritte in Märchen, Klassikern wie Shakespeare, modernen Stücken und Stücken, die sein Vater schrieb – „immer wieder faszinierend“, sagt Christopher Graffam.

    Bis heute spielt der Theaterkreis Bortfeld Stücke des Ehrenintendanten William Graffam, sie reichen vom Drama über die Komödie, das Schauspiel bis zum Singspiel und Musical. „Käthe, oder der Preis der Freiheit“, das Musical „Bortfeld“ oder „Brot und Rosen“ – zu den Höhepunkten gehören die großen Produktionen in der Braunschweiger Stadthalle oder dem Stadttheater Peine, den Peiner Festsälen.

    Die nächste größere Aufführung ist für 2018 geplant. Auf die Bühne der Peiner Festsäle kommt dann „Erasmus Montanus“, wiederum zu einer eigenen Theaterkreis-Geschichte umgeschrieben. „Sie spielt in einem Dorf, in dem man im Jahr 1847 noch glaubt, dass die Erde eine Scheibe ist“, gibt Christopher Graffam einen kleinen Ausblick.