Braunschweig. Sie waren Teenie-Stars wie Tokio Hotel. Am Samstag stellt das Trio einen Film über seine Karriere vor und rockt das C1 Cinema in Braunschweig.

Pünktlich zum 15-jährigen Bestehen bringen die Killerpilze die Doku „Immer noch jung“ über ihre spektakuläre Bandgeschichte heraus. Am Samstag, 23. September, ab 16.30 Uhr stellt das Trio den Film persönlich im C1 Cinema Braunschweig vor. Christian Göttner sprach vorab mit Killerpilze-Sänger Johannes Halbig (28) über Aufstieg, Fall und Wiederauferstehung der einst jüngsten Teenie-Band Deutschlands.

Musikdokus erwartet man eigentlich von Stars wie den Ärzten oder den Toten Hosen. Warum kommt ihr auf die große Leinwand?

Unser Antrieb ist das 15-jährige Bandjubiläum – und das schaffen meist ja auch nur die großen Bands. Wir haben das Glück mit Mitte 20 auf so einen langen Zeitraum zurückblicken zu können. Da wir noch so viel gutes, unveröffentlichtes Filmmaterial von uns hatten, sogar von der ersten Bandprobe, kam uns die Idee daraus einen Film zu machen. Wir hätten nie gedacht, dass wir es damit ins Kino schaffen. Aber auf dem Filmfest München wurde „Immer noch jung“ dann völlig überraschend zum beliebtesten Publikumsfilm gewählt. Danach hat sich ein Filmverleih gefunden – so ging es weiter.

Was macht „Immer noch jung“ besonders?

Uns war es wichtig, einen Film zu machen, in dem wir uns nicht nur abfeiern, sondern auch selbstkritisch sind. Es ist ein Porträtfilm über eine einzigartige Band in einer Branche, die sich ständig wandelt. Wir beleuchten die ganzen Irrungen und Wirrungen ehrlich. Das ist unterhaltsam, aber auch schonungslos.

2005/2006 wurdet ihr in wenigen Wochen von einer unbekannten Band zu Teenie-Stars. Wie habt ihr die Zeit erlebt?

Wir kamen aus einem mit Eierkartons beklebten Übungsraum aus Dillingen an der Donau und waren drei Monate später im Nightliner unterwegs und sind in 5-Sterne-Hotels abgestiegen. Das haben wir als Jugendliche total abgefeiert, dass sich unser Leben nun um Frauen, Alkohol und unsere Musik dreht. Das war wie ein Rausch. Damals dachten wir: Das bleibt für immer (lacht).

Wie schwierig war es, die Schule und das Starsein zu verbinden?

Es war sehr schwierig. Auf dem Schulhof wollten wir natürlich sein und nicht die Rockstars heraushängen lassen. Aber wenn man auf Magazintiteln zu sehen ist und ständig im Fernsehen über einen berichtet wird, bilden sich die Menschen trotzdem eine Meinung und reden über dich. Für uns war es teilweise so, dass wir morgens mit einem Flieger aus Polen oder Frankreich gelandet und dann direkt zur ersten Stunde im Erdkundeunterricht angekommen sind. Am Abend davor hatten wir noch vor 2000 ausgeflippten Teenies gespielt. Das war ein krasses, dauerndes Umschalten für uns.

Irgendwann gab es die Schlagzeile „Killerpilze sind die neuen Ärzte“. Habt ihr euch selbst so gesehen?

Wir hätten uns selbst nie so bezeichnet. Es wäre auch vermessen, sich mit der „besten Band der Welt“ zu vergleichen. Wir haben für uns irgendwann festgehalten, dass wir die „gefährlichste Band der Galaxie“ sind. Die Medien brauchen einerseits natürlich immer ein Label, aber andererseits hat es uns damals schon geschmeichelt, mit unseren Idolen verglichen zu werden. Falls die Ärzte irgendwann noch mal live auftreten, würden wir gerne mitspielen. Das wäre noch ein riesiger Traum von uns.

Mit „Invasion der Killerpilze“ hattet ihr 2006 euren kommerziellen Durchbruch. Habt ihr geglaubt, jetzt geht es ewig so weiter?

Ganz ehrlich: Ich glaube schon. Unsere Plattenfirma hat uns damals versprochen: Wir bauen euch auf. Wir haben nur nicht gewusst, dass Aufbauen bei großen Plattenfirmen nur eineinhalb Jahre bedeutet. Wenn es dann nicht weiterläuft, wird man fallen gelassen. Das ist uns dann auch passiert. Da waren wir zu naiv. Das Schöne ist, das wir uns nach diesem Absturz wieder aufgerafft, eine eigene Plattenfirma gegründet und weitergemacht haben. Wir mussten uns in dieser Phase auch selbst wiederfinden. Das war ein unendlicher Kraftakt.

Euer Gitarrist „Schlagi“ verließ die Band im Jahr 2007. Wie hart hat euch sein Ausstieg getroffen?

Das wird im Film ausführlich aufgearbeitet, war aber natürlich ein Schock für uns, denn es war zu einer Zeit, als es noch super lief. Wir konnten und wollten das nicht glauben, weil wir beste Freunde waren. Aber da hatte sich unter der Oberfläche wohl etwas auseinanderentwickelt.

Wie oft habt ihr daran gedacht, als Band aufzuhören?

Nicht ein einziges Mal. Wir haben immer an unseren Traum geglaubt – und werden das auch weiter tun.

„Immer noch jung“ heißt die Doku, die die Killerpilze am Samstag, 23. September, im C1 Cinema vorstellen. Ab 16.30 geben die Musiker Autogramme und spielen ein Akustik-Set, um 17.30 Uhr startet der Film.

Im Konzert kann man die Killerpilze am Freitag, 17. November, 20 Uhr, im Eulenglück Braunschweig erleben. Karten ab 22,60 Euro gibt’s unter konzertkasse.de und bei anderen Vvk-Stellen.