Mein perfektes Wochenende. Axel Hake klettert in (fast) jeder freien Minute. Er sagt: „Klettern ist mehr als ein Sport, es ist eine Lebenseinstellung.“ Was er damit meint? .

Draußen sein, den rauen Fels spüren, eins sein. Wo muss die Hand als Nächstes greifen? Wo findet der Fuß Halt? Der Körper ist gespannt, die Gedanken auch. Du stemmst Dich empor. Meter für Meter. Manchmal nur Zentimeter. Und irgendwann hast Du es geschafft, stehst auf dem Gipfel. Das ist es, was Axel Hake fasziniert. Klettern.

Seine Leidenschaft seit mehr als 30 Jahren. „Raus aus dem Alltag, rein in die Natur, runterkommen“, sagt er. „Klettern ist mehr als ein Sport: Das ist eine Lebenseinstellung.“ Wie gehe ich sorgsam mit mir selbst um? Und wie mit meiner Umwelt? Wie ernähre ich mich gut? Wie viel traue ich mir zu? Wo sind meine Grenzen? Vertraue ich meinem Partner? Fragen, die sich beim Klettern stellen – und Antworten, die mit dem gesamten Leben zu tun haben.

Axel Hake ist oft in den Alpen unterwegs, in Afrika, Südamerika und anderen Ecken der Welt, weit weg von zu Hause. Doch genauso gern klettert er im Weser-Leine-Bergland, im Göttinger Wald – und im Harz, über den er zurzeit einen Kletterführer schreibt. Dort kennt er sich richtig gut aus.

Das Klettern ist für Hake inzwischen nicht mehr nur Hobby, sondern auch Ehrenamt und Beruf. Eigentlich hat er ja mal Architektur studiert. Aber in dem Metier arbeitet er schon lange nicht mehr. Stattdessen ist er als Trainer und Coach in der Personalentwicklung tätig, wo es mitunter auch auf den Berg rauf geht. Parallel dazu hat ihn der Deutsche Alpenverein als Referent für Bergschutz und Naturschutz engagiert. Er ist zudem Klettertrainer und führt Gruppen bei Touren. Und zusätzlich hat er auch noch den Vorsitz der Interessengemeinschaft Klettern Niedersachsen inne.

Naja, und abgesehen von all dem findet man Axel Hake zurzeit oft im neuen Kletterpark am Westbahnhof in Braunschweig. Dort errichtet der Verein Boulder eine Kletteranlage, die bundesweit ihresgleichen sucht. Der 17 Meter hohe Kletterturm steht bereits. Zurzeit wird noch die benachbarte „Fliegerhalle“, ein ehemaliger Hangar, zur Kletterhalle umgebaut – und in Kürze soll alles eröffnet werden.

Wer will, kann dann hoch hinaus, mit Seil und hohem Schwierigkeitsgrad. Wer klein anfangen möchte, versucht sich erst mal an einem Boulder-Pilz. Daran kann jedermann ohne Ausrüstung die ersten Kletter-Schritte üben. Boulder steht im Englischen für Felsblock.

„Diese Anlage wird den Klettersport voranbringen“, schwärmt Hake. „Es ist großartig, dass die Stadt sich mit 350 000 Euro beteiligt hat. Der Verein hat sich um die Entwicklung und die Umsetzung gekümmert – alles ehrenamtlich.“ Klar, Axel Hake ist Vereinsmitglied und packt mit an. „Die Nachfrage nach dem Klettern steigt. Da steckt so viel drin: vor allem das unmittelbare Erleben seiner Fähigkeiten und Potenziale.“ Klettern in der Stadt wird also immer einfacher – trotzdem: Hake ist am liebsten an echten Felswänden unterwegs. „Das sind spezielle Biotope“, sagt er. „Wanderfalken brüten dort. Die Spalten dienen als Fledermaus-Quartiere. Man sieht besondere Pflanzen, die nur dort wachsen können. Da begreift man sofort, wie schön und schutzwürdig unsere Welt ist.“

Hake setzt sich dafür ein, dass das Naturklettern möglichst wenig durch Sperrungen eingeschränkt wird. Das erfordere viele Gespräche mit Naturschutzbehörden. „Wir sind ja Verbündete, was den Naturschutz angeht, denn dafür bekommt man beim Klettern ein besonderes Gespür.“ Ebenso wie für den eigenen Körper. „Irgendwann macht der Körper beim Klettern intuitiv die richtigen Bewegungen“, sagt er. „Man muss gar nicht mehr darüber nachdenken, sondern kommt in den Flow. Ein tolles Gefühl!“