Mein perfektes Wochenende. Wie ein Braunschweiger seinen Ruhepol auf der Wassersport-Anlage in Salzgitter fand.

Die Seele baumeln lassen. Den Alltag und all die Sorgen, die er so mit sich bringt, für einen Augenblick vergessen. Und das nicht nur einmal im Jahr für zehn Tage, wenn man gerade im Urlaub ist. Ein hehrer Anspruch, den viele Menschen verfolgen. Den Wenigsten gelingt dies auch nachhaltig. Der Braunschweiger Oliver Schultze hat seinen Weg zu innerer Ruhe gefunden – im Wakeboarden.

Vor fünf Jahren hat der 42-Jährige mit dem Wassersport begonnen, bei dem man auf einem Brett stehend von einem Seil über einen See gezogen wird. Heute sagt er darüber: „Es war die beste Entscheidung damals mit Wakeboarden anzufangen.“ Der Grund für seinen Schritt auf das Wakeboard war, dass es ihm „kopfmäßig nicht so besonders ging“, wie er sagt. Stress, Unzufriedenheiten, innere Unruhe – Empfindungen die sich aufstauen, wenn man ihnen zu lange keine ausreichende Beachtung schenkt. „Ich habe dann bei Reha-Maßnahmen gesagt bekommen, dass es einfacher ist im Kopf ausgeglichen zu sein, wenn der Körper mal ein bisschen gefordert wird“, erinnert sich Schultze. Also fuhr er mit ein paar Kumpels auf die Wakeboard-Anlage nach Wolfsburg. Nach den ersten Bauklatschern packte ihn der Ehrgeiz und nach dem zweiten Mal, war er „angefixt“. „Damit ich nicht mehr in die durchgeschwitzten Neoprenanzüge von Fremden schlüpfen musste, habe ich mir dann schnell eine Grundausrüstung zugelegt“, erzählt der Familienvater. Allerdings führte der Weg künftig nicht mehr nach Wolfsburg, sondern auf die Wassersport-Anlage in Salzgitter. Dort kaufte Schultze sich für 650 Euro eine Saisonkarte, die er voll ausnutzen sollte. „Am Anfang kannte ich die anderen Leute dort nicht, aber spätestens im zweiten Jahr, waren wir ein total verschworener Haufen.“

So hatten die fast schon täglichen Ausflüge nach Salzgitter auch auf dem Festland nahezu therapeutischen Charakter. „Tagsüber standen wir mit den Kindern auf dem Board, und Abends saßen wir bei Bier und Wurst zusammen“, schildert Schultze. Die Zeit alleine auf dem Board war für den eingefleischten St. Pauli-Fan aber dennoch am hilfreichsten: „Wenn ich da auf dem Brett stand und um den See gezogen wurde, dann war alles andere plötzlich ausgeschaltet. Ich glaube, deshalb habe ich diesen Sport auch so lange exzessiv betrieben.“ Mit der Zeit fühlte sich der Braunschweiger immer besser. Der Kopf bereitete keine Probleme mehr. Ganz im Gegenteil – Schultze fühlte sich ausgeglichen und zufrieden. Und auf einmal bemerkte er weitere positive Auswirkungen des täglichen Ganzkörpertrainings. „Wakeboarden hat mir gezeigt, dass ich die Muskeln in meinem Oberarm sogar trainieren kann“, sagt er lachend. Denn eines will der 42-Jährige nicht verhehlen: Wakeboarden macht zwar höllisch Spaß, ist aber auch ein richtig hartes Workout. Körperspannung ist gefragt – insbesondere beim Anfahren. „Wenn die Anlage mit 28 Kilometern die Stunde loszieht, wird schnell deutlich, wer den ganzen Tag im Büro sitzt und abends auf der Coach liegt“, meint er. Am meisten beansprucht werden die Hände, Unterarme und Oberschenkel. Auch die Schmerzen nach einem Aufprall auf das Wasser seien nicht zu verachten. Trotzdem lässt der Reiz für ihn nicht nach. Für Schultze ich das Wakeboarden längst zum festen Bestandteil seines Lebens geworden, wie passend, dass die Wakeboard-Saison gerade wieder begonnen hat.