Salzgitter. Wie der 14-jährige Eislauf-Fan Lukas Nowak mit Freestyle-Tricks die Glitzerwelt zum Talentschuppen macht.

Wenn sich bei Kälte Warmduscher in Daunendecken kuscheln, Tee und Wärmekissen bevorzugen – dann blüht Lukas Nowak erst so richtig auf. Wenn das Eis unter seinen Füßen bei sechs Grad unter Null knirscht, glitzert und klirrt, dann schnallt sich der 14-Jährige aus Lebenstedt seine grau-roten Bauer Vapor X 500 unter, wird zum trickreichen Wirbelwind, ist kaum mehr zu bremsen – und das, so oft er kann.

Die Bauer Vapor X 500.
Die Bauer Vapor X 500.

Der Neuntklässler hat die Eissporthalle am Salzgittersee zum eigenen Talentschuppen erkoren. Wenn Klassenkameraden per Mausclick am Computer animierte Daddel-Kriege gewinnen, übt sich der Junge in eigens kreierten Schlittschuh-Eskapaden, überrascht mit Freestyle-Eislaufen eigener Art. Derart „eisverrückte“ Stammgäste wie den temperamentvollen Schüler sähen sie nur selten, sagt David Tarczewski. Er ist städtischer Bereichsleiter für die Eissporthalle in Salzgitter, Herr über jährlich rund 60 000 Besucher, die sich während der halbjährigen Saison und bei Temperaturen von allenfalls 7 Grad auf der 1800 Quadratmeter großen Eisfläche austoben.

Die Faszination des Glitzerbodens hat Lukas Nowak schon erfasst, als er gerade mal 8 Jahre alt war. Mit Schwester Julia (20) lernte er, den Spaß auf dem Eis zu verinnerlichen. Erst das Tempo, dann Beweglichkeit, Geschicklichkeit, Tricks, Kreativität und am Ende ausgefeilte Renn-Nummern, die mitunter an Breakdance-Kult auf dem Asphalt erinnern. Und als die große Schwester auch mal allein entspannen wollte, machte sich der Knirps selbstständig. Kaum waren die Hausaufgaben gemacht, zog es ihn in die Eissporthalle. „Erst habe ich die Standard-Tricks bei anderen abgeguckt – am Ende habe ich Grundformen selber weiterentwickelt“, erinnert sich der 14-Jährige. Ihm reichte es nicht mehr, bloß vorwärts oder rückwärts zu fahren, bald lernte er, in schnellen Kurven die Füße übereinander zu setzen, zu springen, zu schlängeln, zu kreiseln, rückwärts, vorwärts, seitwärts.

Und das ist das Dreieck.
Und das ist das Dreieck.

So entstanden etwa Varianten des Standard-Tricks Gummifuß, einer verdreht wirkenden Beinbewegung, bei denen die Füße wechselweise vor- oder hintereinander gestellt werden, je schneller, je bizarrer – Tarantel-Taumel on the rocks. Ähnlich wirkt das Dreieck auf Zuschauer: Mit ruckartig übereinander verkanteten Beinen arbeitet sich Lukas Nowak übers Eis – und hinterlässt die geometrische Form im gefrorenen Wasser. Dann bremst Lukas Nowak auch mal abrupt ab und dreht sich um die eigene Achse.

Der 14-Jährige Lukas Nowak bewegt sich mit Schlittschuhen so geschmeidig auf dem Eis wie andere mit Turnschuhen in der Sporthalle.
Der 14-Jährige Lukas Nowak bewegt sich mit Schlittschuhen so geschmeidig auf dem Eis wie andere mit Turnschuhen in der Sporthalle. © Bernward Comes

Doch mit seinen Schlittschuhen und der auffälligen gelben Pudelmütze (Aufschrift: „Austria“) zelebriert der Schüler , der sich stets rücksichtsvoll in der wenig belebten Hallen-Mitte isoliert, auch waghalsige Sprünge oder Drehungen rund um den auf dem Eis aufgesetzten Handteller. Seine Eltern lässt solche Kunst mitunter schon mal erblassen , sagt der 14-Jährige. Doch die Zeit der Soli ist längst vorbei. Oft kommen Freunde mit, wenn Lukas Nowak aufs Eis bittet. Doch er weiß: Schlittschuh-Profi – „das ist nicht mein Ding“.

Die Eissporthalle am Salzgittersee in Lebenstedt öffnet meist von 1. Oktober bis Ende März. In diesem Jahr schließt sie erst am 2. April. Die Laufzeiten sind mittwochs, donnerstags und freitags von 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Die Kinder-Disco steigt samstags von 18 bis 19.30 Uhr, der Abendlauf findet von 20 bis 22 Uhr statt. Monatlich an jedem ersten Freitag gibt es den Weekend-Lauf (15 bis 21 Uhr), an jedem zweiten Freitag die „Super-Disco“ (19 bis 22 Uhr). Der Eintritt beträgt 4 Euro pro Laufzeit.

Die Eissporthalle in Salzgitter:

Die Eisfläche, die 1978 eröffnet wurde, ist 30 Meter breit und 60 Meter lang. Bis zu 600 Schlittschuhläufer haben hier Platz. Die Tribünen können bis zu 2300 Zuschauer aufnehmen.

Genutzt wird die Eissporthalle etwa für Eishockey und Eiskunstlauf, Eisstockschießen, aber auch für Eislauf-Shows. Sonderlaufzeiten gibt es für Schulen, Gruppen und Kindergärten. Am 5. März findet hier die Niedersächsische Landesmeisterschaft im Eiskunstlauf statt. Besonders beliebt ist die Halle unter Kindern und Jugendlichen. Bis zu 30 000 kommen pro Saison. m.k.