Mein perfektes Wochenende. Beim Lach-Yoga wird nicht nur der Körper, sondern auch die Persönlichkeit trainiert. In Wolfenbüttel findet monatlich ein Kurs statt.

Lachen auf Kommando: Kann das funktionieren? Es kann, sagen die Teilnehmer des Wolfenbütteler Lachclubs. Einmal monatlich treffen sie sich zum kollektiven Lach-Yoga. „Wir lachen ohne Grund, aber nicht über jeden Mist“, macht Leiterin und Trainerin Andrea Pfeiffer-Haats gleich zu Beginn unmissverständlich klar. Vor einem Jahr lud die 48-Jährige erstmals in die Räumlichkeiten an der Lindener Straße 15 ein. 20 Neugierige kamen. Inzwischen, so sagt die Wolfenbüttelerin, habe sich ein fester Kreis von 10 bis 12 Leuten gebildet, die zwischen 20 und 60 Jahre alt seien.

Die Trainerin Andrea Pfeiffer-Haats erklärt Lachyoga

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    Lach-Yoga, so ihre Definition, ist ein dynamisches Entspannungs- und Gute-Laune-Training, das man jederzeit und fast überall alleine oder auch in der Gruppe anwenden kann. „Begründet hat es ein indischer Arzt vor 21 Jahren. Inzwischen gibt es wohl weltweit mehr als 6000 Lach-Yoga-Clubs.“

    Die Übungen mit Namen wie Muschel-Lachen, Bären-Lachen, Ruder-Lachen, Cocktail-Lachen und Shakespeare-Lachen haben eins gemeinsam: Aus einem anfangs künstlichen Lachen soll ein echtes entstehen. Kombiniert werden sie aus Klatsch-, Dehn- und Atemübungen, teilweise verbunden mit Pantomime, die zum Lachen anregen soll.

    Die Lachyoga-Trainerin erklärt die Muschelübung

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      „Trainiert wird nicht nur der ganze Körper, sondern auch die Persönlichkeit“, sagt Marion von Appen. Auch sie ist Teil der Gruppe und ausgebildete Lach-Yoga-Trainerin. Ihre Erfahrung: Man wird wieder freier im Alltag. „Früher brauchte ich bei einer Party zwei Gläser Sekt, bevor ich auf die Tanzfläche gegangen bin, heute gehe ich auch allein und nüchtern drauf. Lach-Yoga hat mir zudem aus einer mittelschweren Depression herausgeholfen.“

      Die Frauen setzen sich hintereinander auf den Boden und simulieren drei bis vier Ruderbewegungen, bevor alle in ein kollektives lautes Lachen einstimmen und sich prustend hintenüber fallenlassen. Lachclub-Teilnehmerin Gabi Telesch konnte sich „so ein doofes Zeug“ zunächst gar nicht für sich vorstellen, sah dann aber einen Bericht und machte sich mit Hilfe von Büchern schlau. Inzwischen mag sie sich ihr Leben ohne Lach-Übungen nicht mehr vorstellen: „Wenn man lacht, ist alles andere ausgeschaltet, was total entspannend ist.“

      Das sagen die Lachyoga-Teilnehmer

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        Insa Grünwald hat inzwischen sogar gelernt, über Missgeschicke zu lachen, die sie vorher einfach nur geärgert haben. „Und in meinem Beruf als Krankenschwester habe ich über das Lachen leichteren Zugang zu meinen Patienten“, sagt die 53-Jährige. Selbst ihre an Demenz leidende Mutter habe sie schon mal zu den Treffen des Clubs mitgenommen. Davon profitiere sie heute noch.

        Inzwischen ist Zeit für eine weitere Übung namens Cocktail-Lachen. Pantomimisch mixen sich die Frauen einen Mai Tai oder Sex on the beach und trinken ihn aus – natürlich laut lachend.

        Andrea Pfeiffer-Haats (links) und Birgit Müller-Heinemann zeigen das Bären-Lachen.
        Andrea Pfeiffer-Haats (links) und Birgit Müller-Heinemann zeigen das Bären-Lachen.

        Aber: Auch für trainierte Lacher ist nicht immer alles eitel Sonnenschein: „Auch wir kommen das eine oder andere Mal an unsere Grenzen, wenn wir beispielsweise trauern. Aber wir können die Übungen nutzen, um uns in eine positivere Stimmung zu bringen“, räumt Andrea Pfeiffer-Haats ein. Schließlich lösten sowohl Lachen und Weinen Blockaden und könnten bekanntlich auch ineinander übergehen.

        Birgit Müller-Heinemann trainiert Lach-Yoga seit zwei Jahren und betont: „Lachen ist unkontrollierbar. Und wir geben unsere Kontrolle ja eigentlich nur ungern ab. Aber Lachen ist auch der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen und in jeder Sprache verständlich.“ Gemeinsam mit Andrea Pfeiffer-Haats übt sie das Bären-Lachen. Beide Frauen schubbern ihre Rücken aneinander, gehen rauf und runter und kriegen sich dabei natürlich kaum ein vor Lachen.

        Dabei ist allen Teilnehmern des Clubs durchaus bewusst, dass ihre Übungen auf Außenstehende zunächst befremdlich wirken. „Auch ich erschrecke mich noch immer, wenn jemand beispielsweise auf der Straße unmotiviert anfängt zu lachen. Komischerweise ist aber Meckern ohne Grund gesellschaftsfähig“, gibt Marion von Appen zu bedenken.

        Der Begriff Yoga im Zusammenhang mit dem Lachen führe eigentlich in die Irre, glaubt die 50-Jährige. Es heiße Lach-Yoga, weil das Training mit Atemübungen aus dem Yoga kombiniert werde. „Eine Minute Lachen ist wie zehn Minuten Joggen.“ Beansprucht werden Muskeln, von denen mancher bislang noch nicht mal wusste, dass es sie überhaupt gibt, sagen die Teilnehmer.

        Können Muscheln eigentlich auch lachen? Die Übung, die (von links) Marion von Appen, Andrea Pfeiffer-Haats, Gabi Telesch, Birgit Müller-Heinemann und Insa Grünwald zeigen, nennt sich jedenfalls Muschel-Lachen.
        Können Muscheln eigentlich auch lachen? Die Übung, die (von links) Marion von Appen, Andrea Pfeiffer-Haats, Gabi Telesch, Birgit Müller-Heinemann und Insa Grünwald zeigen, nennt sich jedenfalls Muschel-Lachen.

        Bevor sie auseinandergehen, lachen sich alle noch einmal gegenseitig in die Taschen – eine Art Vorrat für schlechte Zeiten.

        Eine der leichtesten Übungen übrigens ist wohl das so genannte Shakespeare-Lachen, das jeder ganz einfach und überall mal eben selbst ausprobieren kann: Laut oder in Gedanken stellt man sich die Frage „Lachen oder nicht Lachen?“, bevor auch schon die leichteste und natürlichste Antwort für all jene folgt, die einmal Lach-Yoga gemacht haben: Lachen!

        Lach-Yoga finden Sie in der Region unter anderem hier: Lachclub Wolfenbüttel, Lachyoga in Braunschweig und in Wendeburg. Die Volkshochschulen bieten fast überall regelmäßige Lachyoga-Kurse an.