Salzgitter. Genug Lebensmittel in der Landwirtschaft produzieren, dabei soll die Landberatung helfen. Sie steht zum 100. Geburtstag vor Herausforderungen.

Die Landwirtschaft ist von der Wirtschaft und dem Wetter ebenso abhängig wie von immer wieder neuen Vorschriften und nicht zuletzt dem (Kauf-) Verhalten der Menschen vor Ort. Mit ihrer Arbeit sorgen Landwirte dafür, dass genug Lebensmittel produziert werden. Vorrangig diese Aufgabe führte 1923 zur Gründung eines Beratungsrings für Landwirte in der Region „Harzvorland“. Zu dessen hundertjährigem Jubiläum gesellen sich dieser Tage die Jubiläen der „Wiedergründung“ des Beratungsringes nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren und nicht zuletzt die Inbetriebnahme landwirtschaftlicher Versuchsfelder in Salzgitter-Ohlendorf, die es seit 25 Jahren gibt.

Verknüpft mit der Jahreshauptversammlung ließ die Erinnerung an die drei Jubiläen am Dienstag gut 100 Landwirte aus dem Stadtgebiet Salzgitter, sowie den Landkreisen Wolfenbüttel, Harz und Goslar auf dem landwirtschaftlichen Betrieb Görk in Groß Mahner zusammenkommen. „Die Sicherstellung der Ernährung der Bevölkerung war der Gründungsgrund“, fasste Ralph Behrens, Berater und Geschäftsführer seit 2001, die Ereignisse aus einhundert Jahren im Zeitraffer zusammen.

220 Landwirte – nur noch fünf betreiben Viehhaltung

An erster Stelle stand zur Gründung der Landberatung vor allem der Ernteerfolg, während mittlerweile auch wirtschaftliche Zwänge und Regularien häufig Thema seien. Nach der Wiedergründung der Landberatung 1948 erfolgte 1999 die Fusion verschiedener Beratungsringe zur „Landberatung Goslar“ und schließlich, 2002, zur „Landberatung Harzvorland e.V.“, verbunden mit dem Umzug des Beratungsbüros nach Salzgitter-Bad. Das Beratungsgebiet umfasst weite Flächen des Harzvorlandes. Die 220 Mitgliedsbetriebe bewirtschaften 40.000 Hektar Ackerfläche. Nur fünf der erfassten Betriebe haben noch Viehhaltung. Sie halten Schweine.

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Sönke Simon und Christian Hartlepp stehen Ralph Behrens bei der Aufgabe zur Seite. Aber wie sieht so eine Beratung für Landwirte aus? „Betriebsinhaber haben mehrere Möglichkeiten: Es gibt einzelbetriebliche Beratung in Betriebswirtschaft, aber auch Gruppen- und Einzelberatung im Pflanzenbau“, fasste Behrens zusammen. Die Beratungen verliefen dabei sehr individuell.

Versuchsfelder für neue Getreidesorten in Salzgitter

Die guten Böden der Harzvorland-Region seien klassisch für den Weizen- und Gerste-Anbau. Aber auch die Landwirtschaft unterliegt beständigen Veränderungen: So kam in den vergangenen Jahrzehnten der Raps hinzu und auch die Ackerbohne gewinne an Bedeutung. Roggen sei in der Region sehr selten. Hafer noch seltener.

Die Versuchsfelder in Salzgitter-Ohlendorf seien hingegen eine besondere Art der Erfolgsgeschichte: Die Landberatung „Harzvorland“ ist die einzige in ganz Niedersachsen, die in jenem Umfang Versuche durchführt. Das Versuchsfeld und die Durchführung obliegt ausschließlich Ralph Behrens. Das Versuchsfeld in Ohlendorf umfasst 1000 Parzellen auf 30 Hektar. Und dort zeigt sich der Erfolg selbst im Misserfolg: 2012 erfroren beispielsweise 20 der vor Ort gedrillten 25 neuen Getreidesorten und lieferten auch auf diese Art für die Landberatung wichtige Erkenntnisse.

Landwirte der Region: „Wir brauchen Regen!“

Das Jubiläumsfest am Dienstag lieferte neben Vorträgen auch Vorstandsneuwahlen: Andreas Niehus aus Groß Mahner wurde zum neuen 1. Vorsitzenden der Landberatung Harzvorland gewählt. Er löst seinen Vorgänger Olaf Fulst aus Lochtum nach acht Amtsjahren ab. Eindrucksvoll zeigte er die Entwicklung der Landwirtschaft mit dem Fuhrpark im Hof: Der Claas „Huckepack“-Mähdrescher, als erste Selbstfahrer (23 PS) von 1960. Mit seiner 2,10 Metern Mähbreite waren zwei bis drei Hektar an einem Tag zu ernten.

Dem Oldtimer-Mähdrescher gegenüber stand die neuste Modell-Variante, mit 626 PS und einem mehr als 12 Meter breiten Mähwerk für bis zu 80 Hektar am Tag. Und was wünschten sich die Landwirte zum dreifachen Jubiläumsfest? „Wir brauchen Regen. Mindestens 30 mm, eine Woche lang, jede Nacht!“

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