Salzgitter-Bad. Ein Salzgitteraner Lehrer reist in die Türkei. Er widerlegt Vorurteile, bringt neue Ideen für Salzgitter mit und spielt ein unerwartetes Match.

Warum reist ein Lehrer aus Salzgitter während der Schulzeit in die Türkei? Soviel vorweg: Mit den Wahlen im Mai hatte es nicht zu tun. Ein entspannter Urlaub war der Trip trotzdem nicht. „Häufig gehen unsere Schülerinnen und Schüler ins Ausland für einen Austausch, diesmal durften wir Lehrkräfte mal reisen“, erzählt Matthias Zobjack von der Realschule Salzgitter-Bad.

Der 50-jährige Lehrer hatte das Austausch-Projekt ins Rollen gebracht. Lehrkräfte der Realschule Salzgitter-Bad besuchten Fortbildungen und Schulen im Ausland, unter anderem auch in der Türkei. „Über den Tellerrand zu schauen und für unsere Schulentwicklung Inspiration zu sammeln, darum geht es“, erläutert Zobjack. „Natürlich geht es aber auch darum, sich mit Kolleginnen und Kollegen im Ausland auszutauschen und ihre Arbeitsweise kennen zu lernen.“

Salzgitteraner Lehrer reist eine Woche nach Istanbul

Er selbst ist Sport-, Englisch- und Mathelehrer und engagiert sich seit Jahren in Salzgitter-Bad dafür, dass Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte Europa kennenlernen – und Ideen in die Stahlstadt mitbringen. Zobjack selbst hat dafür eine Woche in Istanbul verbracht und zwei staatliche Schulen vor Ort besucht, eine Grundschule und eine Highschool.

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Was unterscheidet Salzgitteraner Schulen von Schulen in Istanbul? „Die Klassen. Die sind an den Schulen viel größer als bei uns, in fast jeder Klasse sitzen 34 Kinder“, berichtet Zobjack. „Da ist man froh, dass die Klassen bei uns kleiner sind.“ Maximal 30 Schülerinnen und Schüler dürfen es an deutschen Realschulen oder Gymnasien sein. An Oberschulen 28 und an Hauptschulen sind es sogar nur 26.

Auch das multikulturell beeinflusste Balat-Viertel in Istanbul besuchte der Salzgitteraner Lehrer Matthias Zobjack gemeinsam mit türkischen Kolleginnen und Kollegen.
Auch das multikulturell beeinflusste Balat-Viertel in Istanbul besuchte der Salzgitteraner Lehrer Matthias Zobjack gemeinsam mit türkischen Kolleginnen und Kollegen. © Privat

Überraschendes Fußball-Match mit Schülern

Zobjack sprudelt noch förmlich von den vielen Eindrücken aus der türkischen Metropole. „Die Menschen sind uns mit einer unglaublich großen Gastfreundschaft begegnet. Die Lehrkräfte, die Schüler. Selbst bei den Elternvertretern waren wir eingeladen.“

In Bezug auf die Istanbuler Schülerinnen und Schüler habe Zobjack besonders auch die Sportbegeisterung wahrgenommen: „Die erste Frage ist nicht: ‘Wie heißt du?’ sondern: ‘Welcher ist dein Fußballverein?’“, erzählt der Salzgitteraner Lehrer und lacht. Fenerbahce oder Galatasaray sei eine wichtige Frage. „Ich habe ein Fenerbahce-Trikot getragen – daraus entstand auf dem Pausenhof plötzlich ein Fan-Fußballmatch unter den Schülern – inklusive mir!“

Vorurteil vor Ort widerlegt

Eine Beobachtung hinsichtlich der Frauen in Istanbul machte Zobjack auch: „In Istanbul stand in den Schulleitungen zwar an erster Stelle ein Mann. Die stellvertretende Schulleiterin war aber jeweils eine Frau.“ In der türkischen Metropole sei seine Beobachtung, dass Frauen auch in Führungspositionen arbeiten. Auch unter den Lehrkräften seien überwiegend Frauen gewesen.

Was Zobjack aus Istanbul nach Salzgitter mitbringt, ist außerdem eine Idee im Sinne der Nachhaltigkeit. „Die Grundschule liegt mitten in der Großstadt, aber auf dem Gelände gibt es Gemüsebeete und sogar Hühner!“, stellt der Lehrer fest. Das sei etwas, was er sich auch für Schulen in Salzgitter gut vorstellen kann. „Die Schüler bekommen die Verantwortung übertragen, sich um die Pflanzen und Tiere zu kümmern.“ So könne ein direkter Bezug hergestellt, praktische Fähigkeiten und Werte von Nachhaltigkeit vermittelt werden. „Das fand ich spannend.“

Ein Gemüsegarten auf dem Pausenhof: Eine Idee, die der Salzgitteraner Lehrer Matthias Zobjack von seinem Besuch an einer Istanbuler Grundschule nach Salzgitter mitnimmt. 
Ein Gemüsegarten auf dem Pausenhof: Eine Idee, die der Salzgitteraner Lehrer Matthias Zobjack von seinem Besuch an einer Istanbuler Grundschule nach Salzgitter mitnimmt.  © Privat

Für Salzgitteraner Schüler wird es wieder ins Ausland gehen

Finanziert wurden die Reisen durch Geld von der Europäischen Union aus dem Projekt „Erasmus+“. Das Salzgitteraner Projekt wurde von der Kultusministerkonferenz sogar mit dem sogenannten Erasmus-Qualitätssiegel als Erfolgsgeschichte ausgezeichnet. Zobjack: „Das motiviert natürlich für weitere Projekte.“

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