Piran. Zwischen Alpen und Adria locken pittoreske Täler und mit der Soca einer der schönsten Flüsse Europas.

Lea sieht aus wie ein Pudelmischling. Dabei ist der Vierbeiner mit dem cremefarbenen, lockigen Fell, dem wir in den lichten Wäldern von Sveti Peter im Dragonja Tal folgen, ein Lagotto Romagnolo und damit ein ziemlich intelligenter Rassehund. Die ursprünglich aus Italien stammenden Stöberhunde werden seit Jahrzehnten zur Trüffeljagd eingesetzt. „Schweine fressen Trüffel gerne selbst. Hunde tun das selten, sind zudem gelenkiger und daher viel erfolgreicher bei der Suche“, klärt uns Trüffeljäger Marco (52) auf. Sein Geschäft pflegt er nicht in Frankreich, sondern in Slowenien, im üppig grünen Hinterland der gerade mal 46 Kilometer langen Adriaküste rund um die Städte Portoroz, Piran, Izola und Koper.

Unterwegs mit Trüffelsucher Marco und seinem Hund Lea

Etwas Glück vorausgesetzt, kann man in den Mischwäldern nahe der Slowenischen Riviera beinahe das ganze Jahr über fündig werden: Von Mai bis November dauert die Saison für schwarze Trüffel, die etwas günstiger sind als weiße, da weniger geschmacksintensiv. Die begehrte weiße Trüffel, Tuber magnatum pico, die teuerste und schmackhafteste Sorte, wird im slowenischen Istrien von Ende September bis Mitte Dezember gepflückt. Je nach Saison schwankt der Preis zwischen 3000 bis 9000 Euro pro Kilo. Ist eine Trüffelknolle beschädigt, sinken Güteklasse und der Preis.

Knorrige Steineichen säumen den Weg, als Lea plötzlich aufgeregt mit dem Schwanz wedelt und mit ihren Hinterläufen die Erde aufscharrt, während ihre Schnauze förmlich am Boden klebt. Marco, der in seinem olivfarbenen Outfit wie ein Förster daherkommt, schubst den Hund sanft von der Stelle und beginnt mit einem kleinen Spaten, später mit bloßen Händen, zu graben. Keine zwei Minuten später hält er eine etwa zweieinhalb Zentimeter große Trüffelknolle in der Hand. Wertvoll sieht das Prachtstück auf den ersten Blick ja nicht aus. Eher wie eine kleine, verschrumpelte Kartoffel.

In der Region hat man die seltenen Pilzknollen, die etwa 50 Zentimeter tief in der Erde schlummern, längst als Marketingprodukt entdeckt und die Initiative Istra Terra gegründet. Als Tourist kann man Trüffelwanderungen begleiten. Nach erfolgreicher Pilzjagd kehrt die Gruppe auf dem idyllisch gelegenen Biohof der Olivenbauern Karmen und Janez Forte ein, wo wir in der Küche Fuzj, eine für die Region typische Nudelvariante, zubereiten und sie im Anschluss auf der Pergola mit reichlich Butter und Trüffeln genießen. Dazu reicht man uns Malvasia, einen köstlichen Weißwein aus der Region.

Nicht nur beim Essen können Slowenienurlauber schnell auf den Geschmack kommen. Mit gerade mal 20 273 Quadratkilometern kleiner als Sizilien hat das Land, das seit 2004 zur Europäischen Union gehört, eine Fülle an unberührter Natur zu bieten. Jetzt im Spätsommer ist vielleicht die schönste Jahreszeit, um Wälder, Parks und Flüsse zu entdecken. Eine „unerwartete Offenbarung“ sei Slowenien, „wild und schön, zugleich elegant und anspruchsvoll“ schwärmen die Experten von Kultreiseführer Lonely Planet.

Da ist das venezianische Flair in der Hafenstadt Piran, rund um den Tartiniplatz. Oder die Postojna-Höhlen, in denen sich mancher Erwachsene in die Kinderbücher vom kleinen Unterweltkönig Kalle Wirsch versetzt fühlt. Mutige stürzen sich beim Wildwasserkajakfahren in die smaragdgrünen Fluten des Soca-Flusses.

Das Gewässer gilt als einer der schönsten Flüsse Europas – zu Recht. Seine Schluchten und Wasserfälle sind so malerisch, dass es schwerfällt, sich vorzustellen, dass hier einer der furchtbarsten Schauplätze des Ersten Weltkriegs lag. Rund um das

Soca-Tal fanden zwischen 1915 bis 1917 die sogenannten Isonzo-Schlachten zwischen der italienischen und österreichisch-ungarischen Front statt. Heute wird hier friedlich gewandert. Angler kommen wegen der Marmorata-Forelle hierher, die nur im hohen Tal der Soca beheimatet ist.

Auch der Dragonja-Fluss ist außergewöhnlich sauber: Er fließt auf seinem Weg bis nach Secovlje in die Adria durch keine einzige Siedlung. Im kalkreichen Boden in seinem Tal, mehr basisch als sauer, mit einem besonderen Wurzelgeflecht durchsetzt, fühlt sich der Trüffelpilz besonders wohl. Trüffelsucher Marco liebt seine Touren: „Während dieser magischen Wanderungen komme ich total zur Ruhe.“ Dass er dabei regelmäßig Wildschweinen und einmal sogar einem Braunbären begegnet ist, sieht er gelassen: „In Slowenien ist Platz für alle Lebewesen.“