Sydney. West- oder Ostküste? Durchs Land mit dem Bus oder Mietwagen? Diese Tipps sollten Reisende beachten.

Vor allem wegen der enormen Distanz war der faszinierende fünfte Kontinent in der Vergangenheit eher ein Ziel für abseitigen Tourismus. Doch Australien wird mittlerweile für viele Reisende stetig attraktiver.

Die kürzeste Anreise wählen

Australien-Neulinge sollten zuerst die Ostküste entdecken – mit Sydney als Weltmetropole, dem Great Barrier Reef als Naturwunder und paradiesischen Inseln. Doch selbst bei günstigsten Flugverbindungen mit kurzen Umsteigezeiten dauert die Anreise auf die Ostseite 26 Stunden, meist länger. Die Folge: Der erste Tag nach Ankunft ist kein Genuss, sondern bestimmt von Jetlag und allgemeiner Entknautschung. Darum sollte man lieber die kürzeste Verbindung nach Australien wählen – an die Westküste: von Hamburg über Dubai nach Perth. Dann an den Stränden und in den Parks der sonnigen, luftigen Hauptstadt des Bundesstaates Westaustralien schon mal „Aussie way of life“ tanken, bevor es nach ein oder zwei Tagen weitergeht Richtung Ostküste. Kombi-Flugtickets mit Interkontinental- und Inlandsverbindungen, etwa von der australischen Airline Qantas, machen es möglich. Eine gute Reisezeit ist der November – der australische Frühling, dann ist noch keine Hurrikan-Saison im Nordteil der Ostküste. Drei Wochen Reisezeit sollten Sie haben.

Stein-Zeit nehmen!

Liegt ja nicht gerade am Weg, der Uluru, dieser rotbraune National-Findling Australiens – mitten auf dem Kontinent, 348 Meter hoch und so groß, dass man Stunden braucht, ihn zu umrunden. Und das lohnt! Vor allem morgens bietet der Uluru ein chamäleonhaftes Farbenspiel: Um sechs Uhr verschwimmen Himmel, Boden, Büsche und Riesen in mattgrauem Einerlei. Binnen Minuten wird das Himmelgrau zum Himmelblau. Noch keine Sonne zu sehen, und trotzdem leuchtet der Uluru plötzlich in so kräftigem Rotbraun, als sei er binnen weniger Minuten komplett verrostet. Ranger führen zu heiligen Stätten der Aborigines und erklären die Geschichte und besondere, heilige Bedeutung, die der Berg für die australischen Ureinwohner hat.

Australien selbst erfahren

Australien ist trotz Linksverkehrs ideal, um es im Mietwagen zu
erkunden, auf gut ausgebauten Straßen wie dem National Highway A1, der die gesamt Ostküste hochführt, außerhalb der Städte meist leer ist und jede Menge spannende Spots zum Anhalten und Aussteigen am Weg bietet – ohne „In zehn Minuten bitte wieder am Bus“-Ultimaten. Nur so – auf eigene Faust – kommt man mit den eigentlich immer offenen und bisweilen positiv-verrückten Aussies in Kontakt. Ganz besonders zu empfehlen ist die 243 Kilometer lange Panoramastraße Great Ocean Road an der Südküste zwischen Melbourne und Adelaide. Sie führt entlang der Küste vorbei an kleinen Dörfern, Traumstränden und imposanten Felsformationen wie den „zwölf Aposteln“, streift Wasserfälle, den Regenwald und riesige Farne.

Dschungel ohne Camp

Der Regenwald ist einfach nur wunderbar, wenn man ihn mit
allen Sinnen auf sich wirken lässt – vielerorts möglich schon ein paar Kilometer abseits des Highways: Da ist das schadenfroh klingende Gegackere des „Lachenden Hans“, einer Eisvogelart, übertönt von der Flöt- und Flugshow grün-oranger Regenbogen-Papageien. Stumm hingegen die knuddeligen Koalas, schwer auszumachen in Astgabeln, wo sie bis zu 20 Stunden am Tag dösen. Um dann – reichlich bedröhnt vom Dauer-Eukalyptus-Konsum – schon mal den Highway mit einer Fußgängerzone zu verwechseln.

Tierisch gefährlich?

Leben nicht in Australien so viele giftige und lebensgefährliche Tiere wie sonst nirgendwo? Keine Sorge, nicht hinter jedem Baum und Busch lauert ein tierischer Killer. Wohl aber hinter Warnschildern. Die sollte man unbedingt ernst nehmen, denn sie bewahren vor blutigen Begegnungen mit Salzwasserkrokodilen („Salties“) an brackigen Flüssen oder Haien an Stränden. Und vor Quallen: Manche – wie der Box Jellyfish – verursachen mit ihren Tentakeln schwere Verbrennungen, für deren Erste-Hilfe-Bekämpfung an vielen Stränden ein Essig-Bottich steht. Dingos sehen aus wie harmlose, streunende Hunde, die aber gerne mal angreifen. Spinnen? Ja, gibt’s auch.

Reif für die Inseln

Die Ostküste des australischen Festlandes hat Traumstrände. Bis man auf die vorgelagerten Inseln kommt – Abstecher dorthin lohnen, etwa nach Fraser Island: 120 Kilometer lang, 14 breit, die größte Sandinsel der Welt: Zu erkunden nur per Jeep-Achterbahnfahrt durch den Regenwald, auf tief zerfurchten Sandwegen zum schnurgeraden 75-Mile-Beach – zugleich Allrad-Autobahn, Flugplatz für Inselrundflug-Cessnas und Schiffsfriedhof. Hier strandete 1935 die „Maheno“ und rostet seitdem fotogen vor sich hin. Oder Lady Elliot Island: Nur 700 mal 700 Meter groß, ein komplett vom Zwei-Kilometer-Strand und Korallenriff umgebenes Inselchen, auf das nur 150 Gäste dürfen, die sich ihr Urlaubsparadies mit 300 000 Saisonbesuchern teilen: durchziehenden Vögeln.

Findet mehr als Nemo – am Riff

Das größte Korallenriff der Welt erstreckt sich 2300 Kilometer lang vor der Ostküste. Nicht-Taucher und Möchtegern-Schnorchler können es etwa vor Cairns gut erkunden. Mittendrin schrillbunte Papageienfische, eine behäbig dahinpaddelnde Wasserschildkröte und majestätisch „fliegende“ Rochen. Ein unvergesslicher Flash der Farben und Formen vor der Taucherbrille.

Sydney: Oper und Brücke

Am Anfang der Reise, in der Mitte oder am Ende – diese Stadt ist ein Muss für Australien-Neulinge! Hier kamen 1788 die ersten Sträflinge an, bauten Baracken und schmale Häuser, heute als
Altstadtschlendergassen „The Rocks“ unter Denkmalschutz. Davor die Halbkreis-Bucht mit der Oper, Sydneys Stadt-Ikone im Apfelsinenschalen-Design. Unbedingt die mit britischem Humor gewürzte Führung mitmachen.

Etwas außerhalb liegt der coole Surfer-Strand „Bondi Beach“, und zum Kraxeln ein Kleiderbügel – so nennen Sydneysider ihre die Bucht überspannende Harbour Bridge. Sie auf dem Metallbogen zu besteigen, im winddichten Spezialanzug und per Karabiner an einer Reling gesichert, ist buchstäblich das Höchste eines Sydney-Besuchs: Oben bei der flatternden australischen Fahne noch einmal den Blick schweifen lassen auf Autos in Spielzeuggröße und winzige Fußgänger in 134 Meter Tiefe. In Australien traut man sich einiges zu.