Hamburg. Der Urlaub beim Winzer ist ein landschaftliches und kulinarisches Vergnügen im Herbst.

Rotgoldene Spätsommersonne, ein guter Tropfen im Glas, eine launige Runde in netter Gesellschaft: Urlaub auf einem Weingut gehört zum genussvollsten Zeitvertreib überhaupt. Vorausgesetzt, der Gast muss sich keine Gedanken über die Autorückfahrt zum Hotel machen.
In vielen Regionen bieten Winzer und Weinexperten inzwischen Übernachtungsmöglichkeiten an, vom Campingplatz bis zum
Designzimmer. Hier einige Tipps aus Weinbauregionen in Deutschland, Österreich und Italien mit Urlaubsschwerpunkten für verschiedene Geschmäcker.

Rheinhessen: Wein und Kultur

Der Großvater stellte Holzfässer für Wein her, der Enkel heute die edelsten Tropfen. Theo Gehring (53) führt mit seiner Familie das gleichnamige Weingut in Nierstein/Rheinhessen. Innerhalb der laut weingueter.de „größten und produktivsten Weinregion Deutschlands“, die jährlich rund 2,5 Millionen Hektoliter hervorbringt, liegt hier mit dem „Roten Hang“ eine geologische Besonderheit. Auf der steilen Ton- und Sandsteinformation, rund 280 Millionen Jahre alt, gedeihen Reben für exzellenten Riesling. Am
1. Oktober können Gäste bei der Traubenlese vom Chef persönlich alles rund um den Weinbau erfahren und selbst Hand anlegen. Für Wohnmobile gibt es eine Stellplatzwiese (9 Euro täglich). Weinlese 99 Euro inklusive Verpflegung. Appartement ab zwei Personen ab 60 Euro pro Nacht, Telefon: (06331) 54 70, Internet: www.weingut-gehring.com.

Franken: Wein und Radeln

Unter dem Motto „Mein Haus ist dein Haus“ laden Winzer im bayerischen Franken zwischen Bamberg und Aschaffenburg ein. Ihre Spezialitäten sind Silvaner und Rivaner (besser bekannt als Müller-Thurgau). Junge Franken-Winzer wie Christine Pröstler aus Zellingen sorgen aktuell für frischen Wind durch außergewöhnliche Lagen oder Winzersekt, der prickelt wie Champagner. 600 Jahre Weinwissen und gemütlichen Charme verbindet das Romantikhotel Zur Schwane
(Telefon: (09381) 8 06 60, Internet: www. schwane.de). Volkach liegt ebenso wie die Weinorte Nordheim am Main, Sommerach oder Sommerhausen auf dem Mainradweg. 180 Kilometer erstreckt sich die beliebte Radroute durchs fränkische Weinland. Bei der Tourismusinformation „Franken – Wein.Schöner.Land!“ sind unter anderem zertifizierte Adressen für Übernachtungen
bei Winzern zu bekommen (Telefon: (0931) 37 23 35, Internet: www.fraenkisches­weinland.de). Unter mainradweg.com gibt es Informationen zu Routenabschnitten und Leihstationen für Räder und E-Bikes.

Südtirol: Wein und Wandern

Sonne küsst Berge: Südtirol verbindet Wein- und Wanderfreuden perfekt. „Beides trägt zur Entspannung bei“, weiß Christine Hanni (50) vom Stroblhof in St. Michael/Eppan. Sie leitet das Traditionshaus gemeinsam mit Schwester Rosi (46) und Schwager Andreas (60). Immer montags können die Gäste bei der Besichtigung des Weinbaubetriebs inklusive Kellerführung und Verkostung hinter die Kulissen blicken. Wer möchte, wandert mit Christine Hanni und genießt zum Beispiel den Ausblick von der Roenspitze (2116 Meter) auf die Dolomiten und das Ortlergebiet. Rund um Eppan warten 450 Kilometer markierter Wanderwege darauf, entdeckt zu werden, die Routen führen vorbei an Seen und Burgen (Telefon: (0039/0471) 66 22 06, Internet: www.eppan.com).

Der Stroblhof (Ü/HP ab 104 Euro pro Person, Telefon: (0039/0471) 66 22 50, Internet: www.stroblhof.it) gehört zu den Vinum-Hotels, einem Zusammenschluss von insgesamt 29 Südtiroler Weinhotels (Telefon: (0039/0471) 99 99 60, Internet: www.vinumhotels.com). Partner sind unter anderem Vertreter außergewöhnlicher Kellereiarchitektur wie das einer Rebe nachempfundene Weinhaus Tramin von Stararchitekt Werner Tscholl oder die futuristische Kellerei Nals Margreid.

Steiermark: Wein und Wellness

Die Steiermark ist berühmt für feine Weißweine wie den frischen Welschriesling oder den eleganten Morillon. Zudem schätzen Urlauber die Entspannung in den neun Thermen. Wein und Wasser auf besondere Weise zu kombinieren, das geht in Bad Gleichenberg beim Weinbau Wurzinger (Übernachtung mit Frühstück im Winzerzimmer für 35 Euro pro Person). Vom Winzer auf dem Waldsberg sind es nur wenige Minuten in die Therme mit Innen- und Außenbecken im historischen Kurpark (Internet: www.daskurhaus.at, Telefon (0043/3159) 22 94 40 50, Eintritt 18 Euro pro Tag).

Dort steht die 1883 erbaute
Villa Clar, die über den Winzer Josef Hartinger (Internet: www.gelber-muskateller.com, Telefon: (0043/3159) 2 46 38 03, ab 35 Euro pro Person und Nacht) gebucht werden kann. Beide Weingüter gehören zu dem neuen Zusammenschluss von 70 Winzern im Vulkanland (www.winzer­vulkanland.at). Die geologischen Besonderheiten an den Hängen erloschener Vulkane geben den Weinen eine besondere mineralische Würze. In der Nähe, auf Schloss Kapfenstein, lassen sich Komfort und Kulinarik eines kleinen Spitzenhotels mit den Genüssen des Weinguts Winkler-Hermaden kombinieren (Ü/F ab 64 Euro pro Person, Telefon: (0043/3157) 30 03 00, Internet: www.winkler­hermaden.at). Die Thermen Gleichenberg, Loipersdorf und Bad Radkersburg liegen ganz nah.

Burgenland: Wein und Kulinarik

„Urlaub direkt beim Winzer findet im Burgenland viel Anklang“, bestätigt Luzia Amring von der Burgenland Information den Trend. Vielleicht liegt es daran, dass die Rotweine der Rebsorte Blauer Zweigelt so wunderbar mit den Sonnenuntergängen über dem Neusiedler See harmonieren? In Illmitz hat sich die Familie Salzl seit 1840 dem Weinbau verschrieben. Der Seewinkelhof besteht aus dem modernen Weingut, in dem drei Generationen tätig sind, und der Vier-Sterne-Pension (Ü/F
ab 48 Euro pro Person, Internet: www.salzl.at, Tel. (0043/21 75) 23 40).

Außergewöhnlich ist auch der Uhudler aus dem Südburgenland: Gegen den Rosé aus amerikanischen Direktreben mit der intensiven Beerennote ist jede Reblaus machtlos. Das wird bis heute unter anderem in der Uhudlerei Mirth in Eltendorf gefeiert (Ü/F im Doppelzimmer ab 31 Euro pro Person, Telefon: (0043/3325) 22 16, Internet: www.uhudlerei-mirth.at).

Apropos: Ab Ende Oktober findet in vielen Seegemeinden das Martiniloben mit Festen an unterschiedlichen Terminen bis November statt. Die Weinbauern bedanken sich so beim Schutzpatron St. Martin. Vielerorts landen dazu Burgenländer Gänse gebraten auf dem Teller – dazu passt perfekt ein schönes Glas Rotwein.