Skellig Michael. Die Insel Skellig Michael vor Irland ist unbewohnt, hat ein historisches Kloster und war Drehort für „Star Wars“.

Wie ein Märchenschloss erhebt sich Skellig Michael an diesem sonnigen Morgen aus dem Dunst am Horizont. Der Name kommt nicht von ungefähr. Steiler Fels, bedeutet das irische Wort „sceillic“. Fast senkrecht ragen die bis zu 200 Meter hohen Klippen der Insel aus dem Atlantik empor. Die Felsen des Heiligen Michael, zwölf Kilometer vor der Südwestküste Irlands gelegen.

„Die tägliche Anzahl an Besuchern ist höher, als es der Insel guttut. Der Ort ist zu verletzlich.“
Claire O’Halloran, Touristenführerin auf Skellig Michael

Die See ist ruhig, als das kleine Fischerboot mit den Touristen an Bord nach knapp einer Stunde die Anlegestelle von Skellig Michael erreicht. Eine Steintreppe schlängelt sich den Berg hinauf. Der Aufstieg über die mehr als 600 Stufen entpuppt sich als körperliche Herausforderung – der Weg ist uneben und ausgetreten, ein Geländer gibt es nicht. Zur willkommenen Rast zwingen unweigerlich die Inselbewohner: Hunderte Papageientaucher nisten in den karg bewachsenen Hängen der Insel. Hinter jedem Stein quakt und schnattert es.

Pilgerstätte für Fans von Luke Skywalker und Co.

Skellig Michael, auch Great Skellig genannt, ist mit einer Fläche von etwa 18 Hektar die größere von zwei Inseln vor der irischen Halbinsel Iveragh in der Grafschaft Kerry. Die kleinere, Little Skellig, liegt in sichtbarer Entfernung. Sie ist das Zuhause Zehntausender Seevögel und beherbergt mit rund 27 000 Brutpaaren eine der größten Basstölpelkolonien der Welt. In Scharen kreisen die Vögel um den Felsen herum und düsen im Tiefflug übers Wasser.

Die Vögel. Die Felsen. Die Abgeschiedenheit. Die Inseln sind ein mystischer Ort. Am Fuß der Klippen von Skellig Michael, an dem 350 Millionen Jahre alten Steinkoloss, brechen sich die Wellen. Auf 180 Meter Höhe schmiegen sich Trockensteinmauern an einen Felsvorsprung. Sechs bienenkorbartige Steinzellen erheben sich über die Insel. Es ist das Kloster von Skellig Michael, eine der am schwersten zugänglichen frühchristlichen Stätten Europas. Errichtet von Mönchen irgendwann im 6. oder 7. Jahrhundert, sind Kloster und Steintreppe bis heute nahezu unverändert. Es ist, als sei hier die Zeit stehen geblieben.

Nur wenig ist über die Besiedelung der Insel durch die Mönche überliefert. Vermutlich zwölf Ordensbrüder zogen sich im frühen Mittelalter auf den Felsen am vermeintlichen Ende der Welt zurück, um Gott näher zu sein. Sie trotzten Sturm und Regen und ernährten sich von Fisch, Seevögeln und dem Gemüse, das sie auf der windabgewandten Seite der Insel in kleinen Beeten anbauen konnten. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert verließen sie Skellig Michael, als ihnen stärker werdende Stürme zu schaffen machten. Zurück blieb das Kloster, das bis ins 18. Jahrhundert hinein Pilger anzog. Heute ist dieser so entlegene Ort Unesco-Weltkulturerbe – und neuerdings Pilgerstätte einer ganz anderen Spezies: der Fans von Luke Skywalker und Co.

Das Hollywood-Filmteam von „Star Wars“ konnte sich für seine Episode „Das Erwachen der Macht“ offenbar keine dramatischere Kulisse vorstellen als den zerklüfteten Felsen von Skellig Michael. Hier verfilmte Regisseur J. J. Abrams die Schlusssequenz seines Blockbusters. Seit der Film in den Kinos zu sehen war, ist für viele Einheimische in der Region nichts mehr wie es war. „Wir haben schon bis Mai den Umsatz gemacht wie sonst bis Juli“, sagt Gerard Kennedy.

Er sitzt in seinem Pub im beschaulichen Hafenörtchen Portmagee auf der gegenüber liegenden Halbinsel Iveragh. Der

56-Jährige leitet mit seiner Frau Patricia das Moorings, ein Hotel mit Restaurant. Direkt vor dem pink gestrichenen Haus taucht die Abendsonne den Pier in stimmungsvolles Licht. „Die Leute wollen unbedingt an den Ort, den sie im Film gesehen haben. Doch nicht für alle ist das möglich.“

Das raue Klima und zu viele Touristen setzen der Insel zu

Der Zugang zu Skellig Michael ist streng geregelt. Nur 13 Boote pro Tag dürfen die Insel anfahren, die Skipper maximal je zwölf Personen mitnehmen. Erlaubt ist das nur von Mitte Mai bis Ende September – wenn das Wetter es zulässt. Die Nachfrage ist so groß, dass die Überfahrten zum Preis von 60 Euro pro Person für die laufende Saison so gut wie ausgebucht sind.

Dass Hollywood die Skellig Islands nachhaltig verändern könnte, betrachten manche mit Sorge. Claire O’Halloran führt eine Gruppe Touristen durch die Klosteranlage auf Skellig Michael. Die 53-Jährige ist seit 29 Jahren Guide auf der Insel. Während des Sommers lebt sie mit zwei Kollegen hier. „Die tägliche Anzahl an Besuchern ist höher, als es der Insel guttut“, sagt sie. „Der Ort

ist zu verletzlich.“ So setzt bereits das raue Klima der Insel stark zu. Schwere Stürme sorgten im

vergangenen Winter für Steinschläge. Mehr Besucher könnten der Insel zusätzlich schaden, meint O’Halloran. Die Verbindung aus Natur- und Kulturgeschichte verleihe der Insel ihren besonderen Charme von Schönheit und Spiritualität. „Das muss erhalten bleiben.“