Amsterdam. Die Stadt ist immer schön – und voll. Im Herbst wird es ruhiger. Und an den Grachten kann man den Blättern beim Tanzen zusehen.

Amsterdam hat ein echtes Problem – die Stadt ist einfach zu attraktiv. Vor allem im Sommer scheinen auf jeden Einwohner drei Touristen zu kommen. Da ist es im Herbst schon etwas ruhiger. Amsterdam ist dann immer noch schön, aber deutlich ruhiger und noch bunter. Wer auf einer der vielen Brücken über der Heren- oder der Keizersgracht steht, kann zusehen, wie die Blätter von den Bäumen geweht werden und auf dem Wasser landen. Auf den Grachten wird der gelb-rote Blätterteppich jeden Tag etwas dichter. Sieben Kulturtipps für Urlauber:

Marihuana-Museum: Kein Klassiker für Kunstliebhaber ist das Marihuana-Museum am Oudezijds Achterburgwal. Die Ausstellung setzt beim Thema Kiffen nicht gerade auf kritische Distanz. Wer noch nie echte Cannabispflanzen gesehen hat, bekommt hier die Gelegenheit dazu und erfährt außerdem einiges über berühmte Haschkonsumenten: Schriftsteller wie Charles Baudelaire etwa oder Alexandre Dumas.

Das Museum Willet-Holthuysen in der Herengracht 605 ist schon seit 1896 ein Museum, für gediegene Wohnkultur, wenn man so will. Abraham Willet und Louisa Holthuysen, ein Ehepaar, das sich um Geld wenig Sorgen machten musste, lebte dort lange Jahre. Viele Räume sind noch so eingerichtet wie damals. Der Ballsaal von 1865 ist nach Pariser Mode der Zeit gestaltet. Im Herrenzimmer bietet der riesige Tisch Platz für 18 Gäste. Willet präsentierte hier oft seine neuesten Erwerbungen – für Antiquitäten und Gemälde hat er zeitlebens viel Geld ausgegeben.

Die Portugiesische Synagoge am Mr. Visserplein: Das Gotteshaus ist aus vielen Gründen eindrucksvoll, der hohe Innenraum trägt sicher dazu bei. Die Synagoge geht auf das Jahr 1675 zurück und auf jüdische Glaubensflüchtlinge, die Portugal und Spanien aus Angst vor Verfolgung verlassen mussten. Weite Teile der Einrichtung sind historisch. Die Synagoge ist Teil des jüdischen Kulturviertels mit zahlreichen Anlaufpunkten. Dazu gehört das Jüdisch-Historische Museum am Meijerplein. Es erzählt anschaulich und multimedial die Geschichte der Juden Amsterdams bis zum Holocaust und den schwierigen Jahren des Neuanfangs nach dem Zweiten Weltkrieg.

Grachtentour: Auch wenn es im Herbst schon mal etwas frischer werden sollte, ist das kein Grund, keine Grachtentour zu machen. Die Ausflugsschiffe legen an Dutzenden von Haltestellen an und ab, es gibt Hop-on-Hop-of-Touren. Dabei sieht man von der Altstadt eine Menge. Man kann zum Beispiel ins Jordaanviertel fahren, in Amsterdams neues In-Quartier mit vielen ungewöhnlichen Läden und Geschäften. Vor Jahrzehnten war es ein Arbeiterviertel, keine Wohngegend für Gutbetuchte, inzwischen ist es aber durchgentrifiziert – und hat Touristen, die Lust auf Shoppen und Flohmärkte haben, viel zu bieten.

Anne-Frank-Haus: Das Museum in der Prinsengracht ist ein Phänomen. Die Warteschlangen vor dem Eingang sind am Morgen, wenn es noch geschlossen hat, schon so lang wie später am frühen Abend und reichen oft bis zur Keizersgracht. Aber das Warten lohnt sich: Das Museum in dem Haus, in dem sich Anne Franks Familie versteckt hielt, bis sie von den Nazis aufgespürt und deportiert wurde, vermittelt diese Geschichte sehr eindrucksvoll. An den Wänden sind viele Zitate aus Annes berühmtem Tagebuch zu lesen und viele Fotos der Familie zu sehen, die aus Frankfurt nach Amsterdam geflohen war.

Museumplein: An dem Platz führt für Amsterdam-Besucher eigentlich kein Weg vorbei. Viel mehr Kunst bekommt man auf so kleinem Raum kaum geboten. Das Rijksmuseum zeigt niederländische Kunst vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, darunter die großen Namen: Rembrandt, Frans Hals, Vermeer. Das Stedelijk ist das Städtische Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, mit Werken etwa von Miro, Picasso und Henri Matisse. Und das Van Gogh Museum widmet sich dem Popstar unter den niederländischen Künstlern. Neu seit dem Frühjahr ist das Moco Museum mit Gegenwartskunst.

Die Diamantenfabrik Gassan in der Nieuwe Uilenburgerstraat bietet kostenlose Führungen an. Dabei ist zu sehen, wie Diamanten geschliffen und poliert werden. Bei den Preisen kann einem leicht schwindlig werden: Auf dem Tisch liegen dann schon mal Steinchen, die mehr als 50 000 Euro wert sind. Wer seine Kreditkarte dabei hat, kann hinterher das ein oder andere Souvenir kaufen. Und das ist sicher auch die Absicht der lächelnden Mitarbeiterinnen, die einem bei den Führungen funkelnde Brillanten immer mal wieder anreichen und in die Finger nehmen lassen. Aber nur für kurze Zeit.dpa