Büsum. Jan Franzen führt Urlauber zur Sandbank Bielshövensand vor der Küste Dithmarschens.

Johann Peter „Jan“ Franzen steht an einem Priel vor Friedrichskoog-Spitze und meldet seine Tour per Seefunk an. „Büsum Port bitte kommen – Moin! Hier Wattführer Eins. Ich gehe jetzt mit 19 Leuten zum Bielshövensand, Rückkehr in ungefähr vier Stunden. Gute Wache!“ Auch die Besatzung des Rettungskreuzers „Theodor Storm“ wird per Sprechfunk über die Expedition informiert, die Wasserschutzpolizei Husum übers Mobiltelefon.

„Du weißt nie genau, wo die Priele sind.“
Jan Franzen, Wattführer

Wir wollen zum Bielshövensand, einer Sandbank vor der Küste des südlichen Dithmarschens. Die Teilnehmerzahl dieser Touren ist beschränkt. Eine Meeresbodenwanderung hinaus in eine Zwischenwelt, nicht mehr Land, noch nicht Meer. Taucht auf zwei Mal am Tag und geht wieder unter. Doch Franzen hat ein Zeitfenster, es ist knapp drei Stunden vor Niedrigwasser, und er lotst die Leute durch die ersten Priele.

Die Gruppe ist inzwischen in einem zügigen Marschiermodus. Meterhohe, dünne Stämmchen, so genannte Priggen, stehen im Watt. Sie markieren einen Schifffahrtsweg. Vor uns liegt ein großer Priel, den wir nur an einer bestimmten schmalen Stelle queren können.

Franzen ist mit der Strecke zufrieden. Er macht Pause und erklärt: „Westlich von unserem Festland Süderdithmarschen soll früher die große Insel Landfurth gelegen haben. In der mörderischen Orkanflut von 1362, der Rungholt-Flut, wurde sie so verwüstet, dass nur kleine Sandbänke übrig blieben – Dieksand, Helmsand, Trischen. Auch der Bielshövensand gehörte zur Insel Landfurth, er misst als Sandbank heute etwa 400 Hektar und liegt geografisch zwischen Büsum und Friedrichskoog. “

Auf einer Karte von vor 1634 finde man nordwestlich von Marne ein bedeutendes Vorland, das „Gröne Maifeld“ heißt, sagt Jan Franzen. „Die Nordsee hat viel fruchtbares Land verschlungen, aber sie hat aus den Trümmern neues Dasein geschaffen.“ Das Wattenmeer ist ein dynamischer Lebensraum, die Nordsee sortiert den Sand immer wieder neu. Was die Elbe einspült, wird von den Strömungen verdriftet und zu Sandbänken aufgeworfen. Was im vergangenen Jahr noch hier war, ist heute woanders. Dunkle Wolkenbänke jagen vorüber und vorbei, Doch wie er es vorhergesagt hat, bleiben wir vorerst – von oben zumindest – trocken. „Du weißt nie genau, wo hier die Priele verlaufen oder wie tief sie sind; das kann jeden Tag anders sein“, sagt Jan Franzen und geht voran. Wir sollen stehen bleiben, er testet den Priel. Flach genug, wenig Muscheln und nicht zu viel Schlick? Wir können kommen, nasse Hosen gibt es trotzdem.

Das Wasser ist inzwischen so weit abgelaufen – und wir sind so weit draußen –, dass der Bielshövensand auf 310 Grad als helles, gelbes Band im grauen Schlick zu erkennen ist; er hebt sich aus dem Watt hervor, sanft gewölbt wie ein Uhrglas.

Eine dunkle Front zieht im Norden vorüber, Büsum versinkt im Regen und hier draußen setzt sich die Sonne durch. Ein Schwarm Knutts, Zugvögel auf der Durchreise von Namibia nach Sibirien, schwirrt durch die Luft.

„So“, sagt Jan Franzen nach Querung eines weiteren Priels, „jetzt stehen wir auf dem Sockel von Bielshövensand.“ Eine nun doch deutlich buckligere Sandbank als eben erahnt, erhebt sich hinter dem Priel, dessen Wasser fast abgelaufen ist. „Hier draußen läuft das Wasser zuerst ab, diese Sandbänke liegen höher als das Watt unmittelbar vor der Küste“, erklärt Franzen.

INFOS ZUR WANDERUNG

Für den Weg zum Bielshövensand braucht man eine gute Kondition. Die Wanderung dauert bis zu vier Stunden.

Kinder ab zwölf zahlen

15 Euro, Erwachsene 23 Euro.

Weitere Informationen und Anmeldungen unterTel: (04834) 9 84 47 66 oderalternativ im Internet aufwww.zum-wattführer.de