Palma de Mallorca. Die eine oder andere Tour kann den Badeurlaub entscheidend bereichern. Man sollte nur ein paar Tipps beherzigen.

Seit der Aufstieg begonnen hat, fantasiert Joshua (13) über den Turm. Wie ein zerklüfteter hohler Backenzahn zeichnet sich seine Silhouette gegen den Morgenhimmel ab. Es ist der Talaia de Son Jaumell auf dem Gipfel des Berges Es Telégraf im äußersten Osten Mallorcas. Man könne es noch nicht richtig erkennen, aber im Inneren der Ruine befinde sich eine luxuriöse Bar, behauptet Joshua. Ein Barkeeper, der sich furchtbar freue, endlich mal wieder Gäste zu haben, mixe dort oben die leckersten Cocktails. Wir werden sehen. Vorerst ist der Turm noch ziemlich weit weg.

Für unsere Wanderung auf die Spitze des Es Telégraf haben wir den Wecker auf sechs Uhr gestellt. Als die Sonne aufgeht, sind wir schon hoch über der Bucht. Es ist immer erstaunlich, wie schnell man auf Mallorca den Trubel eines Ferienclubs mit der Einsamkeit der Natur tauschen kann.

Wasser haben wir genug dabei – der Nachteil ist, dass man es schleppen muss. Bis wir den richtigen Weg gefunden hatten, mussten wir eine halbe Stunde suchen. Vielerorts auf der Insel würde man sich eine bessere Beschilderung wünschen. Es ist immer gut, wenn man auf einer Wanderung ein Ziel vor Augen hat, ganz besonders, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Und der Talaia de Son Jaumell ist für uns nicht irgendein Ziel.

Es ist eher eine Klettertour als eine Wanderung, aber auch das ist von Vorteil: Auf geraden Wegen machen Kinder tendenziell eher schlapp als auf anstrengenden Kraxelpfaden. Und noch etwas empfiehlt sich: Wenn irgend möglich, sollte es ein Weg an der Küste sein, denn es motiviert, das tiefe Blau des Meeres verheißungsvoll zwischen den Hängen schimmern zu sehen.

Nach zwei Stunden kommt der große Moment: Vor uns steht der Talaia de Son Jaumell, der Turm, den wir all die Jahre nur aus der Ferne gesehen haben. Eine Bar gibt es hier nicht, dafür eine Aussicht.

Wachtürme wie dieser umstehen die ganze mallorquinische Küste. Stille herrscht hier oben. Als wir uns schließlich auf den Abstieg über die schmalen Schleichpfade machen, sind wir wie berauscht. Joshua sagt, dass er als alter Mann wiederkommen will: um zu schauen, wie viel dann noch von unserem Turm steht. dpa