Braunschweig. Die Vogelperspektive eröffnet die schönen und weniger schönen Seiten einer Freizeitregion.

An sonnigen Herbstsonntagen rollt eine Blechlawine über die A 395 Richtung Süden. Viele Menschen aus dem Braunschweiger Land, ja, aus ganz Norddeutschland fahren in den Harz. Das Weltkulturerbe Wasserregal, mittelalterliche Städtchen wie Goslar oder Wernigerode und der Nationalpark sind ihre Ziele. Prestigeprojekte wie das Harzresort in Torfhaus und die Ski-Arena am Wurmberg sollen noch mehr Touristen locken und eine Region nach vorn bringen, die noch immer unter den Folgen der deutschen Teilung leidet.

Doch Massentourismus hat seinen Preis – das wird ganz besonders bei einem Fotoflug über den Harz deutlich. Der Braunschweiger Fotograf Dieter Heitefuß und der Pilot Siegfried Starke gehen seit Jahren gemeinsam in die Luft und dokumentieren die Veränderung der Landschaft.

Die neuen Ski-Schneisen am Wurmberg haben tiefe Narben hinterlassen. Durch Luftverschmutzung und Klimawandel befördert sterben riesige Fichtenbestände im Nationalpark. Rund um den Eckerstausee mischt sich langsam zartes Grün zwischen die gefallenen grauen Stämme.

Schierke am Brocken, über dessen Hänge aus Siegfried Starkes Cockpit gut sichtbar die Brockenbahn gemächlich nach oben dampft, hat schon bessere Tage gesehen; die riesige Ruine des früheren Nobel-Hotels Heinrich Heine steht sinnbildlich für den Verfall. Auch wenige Flugminuten südlich wird der Niedergang greifbar: Das Albrechtshaus bei Stiege ist nur noch eine Brandruine. Chancen für den Harz zeigen sich dagegen rund um die Rappbode-Talsperren: Grüne Energie aus Wasserkraft kann dem Harz neue Perspektiven eröffnen.