Braunschweig. Sieben junge Männer aus der Region sind in alten Autos über den wilden Balkan gekurvt.

Daniel Arnke wusste, wie er seine Teamkollegen ärgern konnte: „Nur noch drei Kilometer“, sagte der 27-jährige Braunschweiger immer, wenn sie ihn fragten, wie weit es noch bis zum nächsten Etappenziel sei. Arnke hat mit sechs Freunden an der „Rallye 500“ teilgenommen – in sieben Tagen 3600 Kilometer von München nach Istanbul. Der Clou: Zugelassen sind nur Autos, die weniger als 500 Euro Marktwert haben.

Daniel Arnke, Dennis Fricke und Nicolas Seidl starteten in einem weinroten 220er Mercedes, Baujahr 1993. Markus di Seri und Benjamin Krause sorgten in einem 20 Jahre alten Audi 80 Combi ohne Auspuff für satten Sound – auf der Anfahrt nach München hatten sie den Endtopf verloren. Volkan Alim und Thorsten Okupnik steuerten eine ebenfalls 20 Jahre alte Audi-80-Limousine. Klimaanlage war also nicht – und so erlebten sie gleich am ersten Rallyetag Klima-Extreme. „An der Großglockner Hochalpenstraße lag noch Schnee; abends, in Triest an der Adria, waren es 35 Grad“, erzählt Markus di Seri (31) aus Salzgitter.

Von Triest ging es in Richtung Nordosten, durch Kroatien nach Ungarn. Der Veranstalter, ein Bielefelder Eventmanager, gab Start- und Endpunkt der Etappen als GPS-Koordinaten vor. Außerdem gab er für die Punktwertung Sonderziele aus, etwa Beweisfotos an besonderen Punkten. „Manchmal mussten wir auch Souvenirs einsammeln, zum Beispiel einen Aufkleber vom Großglockner“, sagt di Seri. Doch abgesehen von diesen Vorgaben starteten die 17 Rallye-Teams jeden Morgen wieder ins Ungewisse. Die Teams aus unserer Region erreichten dennoch alle Ziele und die Höchstpunktzahl. Daniel Arnke navigierte mit einem I-Pad zu den vorgegebenen Zielen und hielt über Funkgerät Kontakt zu den anderen Autos.

Im Norden Bulgariens mussten sie eine beeindruckende Sandstein-Felsformation finden. Der Weg dorthin führte über schlammige Wiesenwege. „Wir haben einem Bulgaren, der sich festgefahren hatte, geholfen. Er wollte uns zum Dank seine einzige Flasche Wasser schenken“, erzählt Arnke, der noch immer von der Gastfreundschaft der Menschen am Wegesrand begeistert ist. Nur die rumänischen Zöllner an der Donaufähre nach Bulgarien waren spaßfrei – sie kassierten gleich viermal, unter anderem schon für die Hafeneinfahrt. In Draculas Heimat waren die Rallyeteilnehmer zuvor durch atemberaubend schöne Landschaften gefahren, etwa über die wilde Transfogarascher Hochstraße in den Transsilvanischen Alpen.

Weniger schön haben sie dagegen den Nordosten Griechenlands in Erinnerung, dort seien die Menschen offenkundig verarmt. Und in Ungarn, Rumänen und Bulgarien gelte die Faustformel: schöne Innenstädte, arme, heruntergekommene Vorstädte mit unglaublich vielen Plattenbauten. „Mir ist wieder mal bewusstgeworden, dass es uns hier sehr gut geht“, sagt Daniel Arnke über seinen bisher ungewöhnlichsten Sommerurlaub. „Es schlaucht schon, jeden Tag bis zu 14 Stunden unterwegs zu sein. Aber so sammelt man mehr Eindrücke als auf einer Kreuzfahrt“, ergänzt Dennis Fricke (29) aus Braunschweig. Er hat in Daniel, Markus und den anderen neue Freunde gefunden, vor der Rallye kannten sie sich nur flüchtig. Nun hoffen sie, dass der Veranstalter 2015 erneut eine „Rallye 500“ organisiert. „Dann sind wir auf jeden Fall wieder dabei“, sagt Daniel Arnke.