Tunesien. Das Ursprungsland der arabischen Revolution hat seinen Tourismus wieder stabilisiert

Tunesien ist auf dem besten Weg, sich wieder einen festen Platz unter den beliebten Reisezielen zu sichern. Zwar musste das Ursprungsland der Revolution in Nordafrika und der arabischen Welt Urlauberrückgänge verkraften, hat diese aber fast wieder aufgeholt.

Kein Wunder: Nur rund zwei Flugstunden entfernt kann man dort den Reiz des Orients erleben, und das wieder ohne Risiko, wie der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Ernst Burgbacher, versichert.

Das gilt auch für die Wüstenregion, das „Land der Palmen“. Touristisches Zentrum des „Lands der Palmen“ ist Tozeur, das am Rand von Nordafrikas größtem Salzsee Chott el Djerid liegt. Zahlreiche Hotels und ein internationaler Flughafen machen die 70 000-Einwohner-Stadt zum Ausgangspunkt für Touren zu Tunesiens Oasen.

Schon unter den Römern war Thusuros ein Vorposten zur Wüste. Typisch für die Oasenstadt ist die Lehmziegelarchitektur, wie es sie sonst nur in Nefta gibt. Dabei werden die Steine zu Mustern und dicken Wänden mit tiefen Fugen angeordnet, was bei Sommertemperaturen bis zu 50 Grad als natürliche Klimaanlage wirkt.

Einen guten Überblick über die Häuser der Altstadt vermittelt das Berber-Café auf dem Dach der sehenswerten Antiquitätenhandlung Dar Tozorus. Ein paar Schritte weiter präsentiert Souad Khchim im kleinen Museum der ehemaligen Koranschule aus dem 17. Jahrhundert Traditionen ihrer Stadt. Das Gelb auf den Schüsseln stehe für die Sahara, das Grün für die Oasen. „Diese Mühlen machen Muskeln“, sagt sie, während sie das Mahlen von Getreide zwischen Mühlsteinen demonstriert und arrangiert eine „Hochzeit“ in traditioneller Kleidung.

Der Finger des Lichts

klebt nicht einmal

Um Männlein und Weiblein geht es auch bei den in Tozeur zu Hunderttausenden wachsenden Dattelpalmen. Von weiblichen Bäumen können pro Jahr bis zu 100 Kilo Datteln geerntet werden, vorausgesetzt ein Männlicher steht in der Nähe. Einer genügt für 50 weibliche.

Viele Reisende sind vom Wohlgeschmack der besten Dattelsorte „Finger des Lichts“ überrascht. Die früh geernteten Früchte sind nicht so klebrig wie die in Deutschland angebotenen.

Durch den 70 Kilometer breiten Salzsee geht es vorbei an maschinellem Salzabbau Richtung Douz. Ein rostiger Bus in der Salzwüste zeigt, warum Karawanen das Chott früher tunlichst umgangen haben. Auf halber Strecke lockt ein Kiosk, an dem neben Erfrischungen auch Salz und Wüstenrosen verkauft werden.

Die wachsen unterirdisch nur dort, wo die Sahara auf Salzseen trifft. Verdunstende Feuchtigkeit fördert durch Kapillarkräfte Grundwasser nach oben, dessen kristallisierte Mineralien mit Sand die charakteristische Blattstruktur formen.

Nicht minder bizarr sind die versteinerten Dünen bei Fatmassa. Douz, wo die halbnomadischen Mrazig leben und donnerstags ein großer Viehmarkt stattfindet, gilt als Tor zur Wüste. Jahreshöhepunkt ist das Sahara-Festival zur Weihnachtszeit mit Hochzeitszügen, Dromedarkämpfen, Windhundjagden und Künstlern in der Stadt.

Ganz anders wirkt Nefta, dessen Altstadt es mit Tozeur aufnehmen kann. Während das Sahara Palace, Lieblingshotel des im Jahr 2000 verstorbenen Staatsgründers Habib Bourguiba, geschlossen wurde, fasziniert die von Matali Crasset designte Öko-Lodge Dar Hi. Es bietet eine tolle Aussicht auf die Stadt, die Palmenhaine im Oasenkessel Corbeille sowie den Salzsee. Showküche, schwefelhaltiges Thermalwasser im Pool und eine „Igel-Bibliothek“ mit Lektüre auf Holzstäben kennzeichnen das Dar Hi.

In der Wüste baute Georg Lucas einen Planeten

Nicht weit entfernt ist Ong el Jmel, der Hals des Kamels, in der Wüste. Dafür, dass George Lucas dort bereits Mitte der 70er Star Wars gedreht hat, sind die sandfarbenen Kulissen bemerkenswert gut erhalten.

Sie stehen im Film für den Heimatplaneten von Luke Skywalker. Gekrönt wird das tunesische Wüstenabenteuer von der Fahrt mit der „Roten Eidechse“. Den Salonzug „Lézard Rouge“ haben die Franzosen 1911 dem Bey von Tunis geschenkt. Ursprünglich verkehrte er zwischen La Marsa und Tunis. Seit der aufwendigen Restaurierung fährt der Lézard Rouge ab Metlaoui durch bis 200 Meter hoch aufragende Felswände einer Schlucht zum Phosphat-Bahnhof Selja und zurück.

Die Fotostopps in den Gorges de Selja sind ein Erlebnis, mehr noch die sechs unterschiedlichen Wagons des Zuges. Das reicht von Ledersofas und Polstersesseln, über den Barwagen, kostbare Holzintarsien, bis zum Wagon der dritten Klasse mit erhöhtem Bremser-Sitz. Kein Wunder, dass der Nostalgiezug nach der Revolution weiter gut ausgelastet ist.