Luxor. Das „Winter Palace“ in Luxor ist eine Legende – Der Monarch Farouk I. war dort einst Stammgast

Es ist Mitternacht, als ich im Hotel „Winter Palace“ in Luxor eintreffe. Gleich drei Mitarbeiter heißen mich trotz dieser späten Stunde in der Lobby willkommen. Ich darf auf einem antiken Polstersofa Platz nehmen, versinke fast darin, bekomme einen Saft und ein feuchtes kaltes Handtuch zur Erfrischung, unterschreibe das Anmelde-Formular – und bin wie immer gespannt, was für ein Zimmer ich wohl bekomme.

Ein offensichtlich sehr dienstalter, wunderbar knarrender Fahrstuhl bringt einen Hotelangestellten (er ist mein persönlicher Butler, wie sich rasch herausstellt) und mich in den dritten Stock. Jetzt noch ein paar Meter durch den üppigen Gang, dann sind wir da.

Zimmer 327. „King Farouk Room“ steht auf einem großen Messingschild neben der Tür. Jetzt bin ich erst recht neugierig, was mich erwartet.

Das Zimmer entpuppt sich als besonders großer Raum mit Balkon zum parkähnlichen Garten, zwei großen Fenstern und einem Bad aus hellem italienischen Marmor. Die Besonderheiten sind indes die Antiquitäten: Die Kommode, der Frisiertisch, der Schrank und das Bett gehörten einst König Farouk von Ägypten, der von 1936 bis 1952 der letzte König des Landes war. Ein großes Bild des Monarchen hängt an der Wand.

Die Möbel ließ Farouk in Paris anfertigen. Der König, eher klein und fettleibig, nutzte das Hotel regelmäßig für ausgedehnte Winter-Aufenthalte. Er hatte in dem Gebäude ein eigenes Appartement.

Dieser Mann, der nach dem plötzlichen Tod seines Vaters bereits als 16-Jähriger den Thron bestieg, galt als korrupter, raffgieriger Verschwender, Spieler und Frauenheld. Er sammelte Paläste, Luxusautos und teure Uhren und ging in Europa gerne auf ausgedehnte Einkaufstouren. Seine Verschwendungssucht war angeblich mindestens so groß wie seine Porno-Sammlung.

Schließlich wurde der König vom Militär gestürzt und floh ins Exil. In Rom starb er 1965, gerade 45 Jahre alt, nach einem besonders opulenten Mahl in den Armen einer Geliebten an einem Gehirnschlag.

Das „Winter Palace“, das von der französischen Gruppe „Sofitel“ gemanagt wird und an der Promenade am Nil steht, ist eine Hotellegende. Es ist mehr als 120 Jahre alt, hat 92 Zimmer und Suiten und beherbergte diverse Kaiser, Zaren, Könige, Staatspräsidenten, Schriftsteller, Film- und Popstars. 1922 verkündete hier der Archäologe Howard Carter die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun. Helmut Schmidt und Helmut Kohl waren auch schon in diesem Hotel.

Schwesterhotel ist übrigens das „Old Cataract“ in Assuan. Vielleicht erinnern Sie sich: Es ist das Hotel, in dem Agatha Christie ihren Krimi „Tod auf dem Nil“ schrieb, und in dem dann später auch Teile des gleichnamigen Films mit Peter Ustinov, David Niven und Bette Davis gedreht wurden.

Doch zurück nach Luxor. Die Nacht im alten Bett des genussfreudigen Königs verlief turbulent – ich wurde von diversen Mücken gepiesackt. Am Morgen ging ich als erstes ins Hotelrestaurant „La Corniche“, in dem das Frühstück serviert wird. Dann bummelte ich durch den Garten mit Brunnen, Statuen, Sitzgruppen und 50 Baum-Arten. Weiter hinten befinden sich der üppige Pool, ein weiteres Restaurant und die Poolbar. Für den gepflegten Nachmittags-Tee empfiehlt sich die Lounge; der Teppich dort ist ein Original aus dem 19. Jahrhundert. Für ein kühles Getränk vor dem Abendessen setzen sich die Gäste gerne auf die Garten-Terrasse. Später gehen sie ins Restaurant „1886“ mit französischer Küche – es heißt so, weil das Hotel 1886 eröffnet wurde.

Für den Absacker bietet sich dann noch die Royal-Bar an; jeden Abend spielt dort ein Pianist.

So, und was kostet nun der ganze Spaß? In diesen November-Tagen wird ein Standard-Doppelzimmer für rund 300 Euro angeboten, die Imperial-Präsidenten-Suite mit Dachterrasse kostet knapp 1500 Euro. Und wenn es das King-Farouk-Zimmer sein soll: Etwa 500 Euro pro Nacht werden dafür berechnet.