Lanzarote. Auch Lanzarote, die Insel der Feuerberge, lebt überwiegend vom Tourismus. Doch die Insulaner befürchten eine mögliche Ölkatastrophe.

Wer Lanzarote in voller Schönheit erleben will, sollte sich vielleicht ein wenig beeilen, sagt der Hamburger Rolf Jonas, der seit 20 Jahren von der Vermietung von Ferienhäusern auf der Insel der Feuerberge lebt.

„Nein zu Erdöl am Strand!“ wettert die renommierte Stiftung Cesar Manrique in einem Flugblatt. Eine Ölkatastrophe wäre der Ruin der kanarischen Ferieninsel. 25 Kilometer östlich von Lanzarote hat der Ölkonzern Repsol mit von Madrid genehmigten Probebohrungen begonnen. Seither malen die 140 000 Insulaner die Horrorvision einer Ölkatastrophe – wie vor zwei Jahren im Golf von Mexiko – an die Wand.

Auf einer Demonstration mit mehr als 25 000 Teilnehmern hieß es, schon der störungsfreie Normalbetrieb einer Ölplattform spüle so viel Öl ins Meer, dass der reiche Fischbestand rund um die Insel vergiftet und die Gewinnung von entsalztem Meerwasser, auf das die staubtrockene Insel angewiesen ist, unmöglich gemacht werde.

Die Auswirkungen könnten schwerer sein als der Ausbruch von 100 Inselvulkanen, die zwischen 1730 und 1736 halb Lanzarote in
eine Mondlandschaft verwandel-
ten.

Bei den Gedenkfeiern zum 20. Todestag von Cesar Manrique wurde dessen Geist als Kronzeuge gegen die Ölbohrungen beschworen. Der Künstler, Architekt, Landschaftsgestalter und Umwelt-Pionier hatte Lanzarote vor den Auswüchsen eines unkontrollierten Massentourismus bewahrt.

Auch auf Fuerteventura regt sich Widerstand. Ob sich die Bohrungen noch stoppen lassen, ist fraglich. Madrid braucht das Geld, heißt es. Aber selbst wenn Repsol klein beigeben sollte, ist die Gefahr nicht gebannt: Denn auch Marokko will in der Region bohren.

Lanzarote lebt heute hauptsächlich vom Tourismus: Im vergangenen Jahr kamen 1,7 Millionen Gäste, darunter 311 000 Deutsche. Dieses Jahr zeichnet sich ein Rückgang um 15 Prozent ab. Nicht davon betroffen ist das Gebiet der Gemeinde Haria im Norden der Insel: Hier werden Individual- und Natururlaubern Ferienhäuser und Apartments in einmaliger Lage angeboten. Mehrere Agenturen vermitteln Quartiere, aber auch Veranstalter wie Tui und Thomas Cook sind im Geschäft.

Privatvermieter wie Rolf Jonas punkten mit günstigeren Preisen, sie betreuen ihre Gäste aber auch als Reiseführer. Sie wissen, wo in Orzola an der Nordspitze die legendären Fischplatten günstig und lecker angeboten werden. Für die Kinder gibt es neue Attraktionen: Das Auswanderer-Museum im Castillo de Santa Barbara in Teguise wurde in ein Piratenmuseum umgewandelt.

Direktorin Chany de la Hoz: „Unsere Burg war 400 Jahre lang Ausguck und Zufluchtsort bei ständigen Piraten-Überfällen. Was die Spanier aus Amerika mitgebracht hatten, nahmen ihnen bei ihrem Zwischenstopp auf den Kanaren oft die Piraten wieder ab.“

Die Gräueltaten von Seeräubern wie „Der Kleriker“ oder „Le Tuste“ werden im Castillo nachgezeichnet. Anno 1618 überfiel Kapitän Tabac Arraez mit 36 Schiffen und 4000 Spießgesellen Lanzarote, sammelte alle Wertsachen ein und entführte 900 Lanzaroteos in die Sklaverei. Jetzt erwägt Piraten-Direktorin de la Hoz aus Aktualitätsgründen eine Ergänzung der Ausstellung um Hinweise auf die Piraten vor Somalia und die neue deutsche Piratenpartei. Das dürfte den Kindern, den
begeistertsten Besuchern des Museums, ziemlich egal sein. Für sie
ist es wichtiger, dass sie in Piraten-kluft aus dem Museumsshop in
der Burg herumgeistern und un-
begrenzt Comic-Filme gucken können.