Hildesheim. Was zählt, ist Sonne, Strand, Sport und gutes Essen. Bei den beliebten All-inclusive-Urlauben der großen Reiseveranstalter komme die Kultur viel zu kurz, kritisiert eine Kulturwissenschaftlerin.

„Die Veranstalter sehen ihre Chance nicht. Langfristig würde es sich wirtschaftlich auszahlen, in hochwertige Kulturvermittlung zu investieren“, sagt Professorin Birgit Mandel von der Uni Hildesheim.

Dabei meint die Wissenschaftlerin nicht das Abklappern der im Reiseführer vorgeschlagenen Sehenswürdigkeiten. Ihr geht es darum, dass die Touristen etwa bei einem Fest mit einheimischen Musikern Land und Lebensart kennenlernen und auch selbst kreativ werden, zum Beispiel bei einem Fotografie-Workshop.

Für ihr jüngst erschienenes Buch „Tourismus und Kulturelle Bildung“ hat Mandel Touristen, Animateure und Reiseveranstalter befragt. Nur 5 Prozent der Touristen bezeichnen ihren Urlaub explizit als Kulturreise, 77 Prozent allerdings gehören zu den Gelegenheits-Kulturtouristen. „Definitiv hat man im Urlaub mehr Lust auf Kunst und Kultur als zuhause“, sagte Mandel.

Spezialisierte Reiseveranstalter wie der Marktführer für Studienreisen, Studiosus, hätten großen Erfolg mit Kulturvermittlung. „Leider profitieren davon überwiegend Besserverdienende, die sich die vergleichsweise teuren Reisen leisten können.“

Weil auch in den großen Hotels die Gäste Abwechslung wünschen, bieten günstigere Reiseveranstalter Ausflüge an. „Diese sind aber häufig mit Einkaufstouren verbunden und lassen nicht genug Raum für reflektierte Wahrnehmung kultureller Angebote. Häufig werden die Reisenden mit oberflächlichen Kurzinformationen abgespeist.“ Mandel plant, gemeinsam mit Studenten ein Konzept für ansprechende kulturelle Bildung im Cluburlaub zu entwickeln. dpa