Rostock. Wie können sich Robben mitten auf dem Meer orientieren, so ganz ohne Kompass und GPS?

Solchen Fragen geht Professor Guido Dehnhardt nach. Der Rostocker Meeresbiologe leitet das Robbenforschungszentrum Warnemünde.

Im Marine Science Center der Universität Rostock erforschen Dehnhardt und seine Mitarbeiter in Langzeitexperimenten den Orientierungssinn von Robben. Und das Besondere daran: Urlauber können den Verhaltensforschern bei ihrer Arbeit über die Schulter gucken und die Tiere dabei hautnah erleben.

Das Forschungszentrum liegt gut erreichbar an der Ostmole des Warnemünder Yachthafens auf einem umgebauten Fahrgastschiff. Vom Sonnendeck der Einrichtung aus lassen sich die Meeressäuger in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Auf der einstündigen Führung durch die Robbenstation erfährt man alles Wissenswerte zum Umgang mit den Flossenfüßlern, deren Gewohnheiten sowie die Hintergründe zu den wissenschaftlichen Untersuchungen.

Zum Beispiel Seehund Henry: Geduldig zeigt er, wie er sogar noch mit aufgesetztem Kopfhörer und Gummimaske einen Plastikfisch im Wasser verfolgen kann – allein wegen dessen Verwirbelung des Wassers. Jedes Tier, erklärt eine Mitarbeiterin, hinterlässt eine ganz eigene Verwirbelungsstruktur im Wasser. Und die muss die Robbe nur noch lesen. Dazu braucht sie nicht mal ihre Augen. Denn der Robbenkompass sind ihre sensiblen Barthaare, mit denen sie selbst sachteste Wasserströmungen wahrnimmt.

Eine andere Mitarbeiterin erklärt, dass die Meeressäuger auch exzellent sehen. GPS brauchen sie gar nicht, sie erkennen am Nachthimmel die Sternbilder und können sogar die unterschiedlichen Magnetfelder der Erde auf dem Relief des Meeresbodens unterscheiden. So finden sie ein Leben lang immer wieder zu ihren Wurfplätzen zurück. Schwimmen können sie natürlich auch unvergleichlich gut.

Und für ein kleines Kunststück sind sie eigentlich immer zu haben. Besonders mutige Besucher dürfen das nach Voranmeldung hautnah erleben: Wem der Kontakt zu den Robben beim Füttern noch nicht nahe genug ist, der kann unter Anleitung der benachbarten Tauchbasis zu den Seehunden ins Wasser steigen und mit ihnen in ihrem Element auf Tuchfühlung gehen.