Kuba. Die Karibik-Insel Kuba mit ihrer morbiden Romantik ist schwer angesagt – trotz aller Probleme.

Frauen lieben ihn. Auch Männer sind heiß auf den CUC. Havanna, die Hauptstadt mit der großen Prise an morbider Romantik, ist ein besonders heißes CUC-Pflaster. Hinter den drei Buchstaben verbirgt sich Geld, eine künstliche Währung für Luxusgüter, die es nur hier auf Kuba gibt. Wer den Peso cubano convertible (CUC) hat, gewinnt, meinen die Kubaner und werden erfindungsreich, wenn es darum geht, den Touristen mit einem Lächeln, Geld aus der Tasche zu ziehen. Frei nach dem Motto: „Haste mal ’nen CUC?“

Da ist zum Beispiel die Havanna-Mama, die an der – welch’ schöne Ausnahme! – prächtig sanierten Plaza Vieja in der Welterbe-Altstadt posiert. Ganz in weiß, mit roter Nelke am Kopftuch, buntem Fächer und überdicker Zigarre legt sich die Kreolin für jede Kamera ins Zeug – und hält die Hand auf: ein CUC.

Nur einige Schritte entfernt am Platz vor der Kathedrale tut’s ihr ein anderer CUC-Jobber gleich – er hat sich, seinen Dackel und sein Fahrrad kubanisch in blau-weiß-rot ausstaffiert und spielt Fotomodel. Für ’nen CUC, versteht sich.

Vor der Kneipe „La Bodeguita del Medio“ (hier versackte Hemingway regelmäßig mit Mojitos) stehen oder sitzen die CUCisten Schlange. Als da wären: ein blinder Gitarrist, vier alte klapprige Damen, die auf einem Mäuerchen Hof halten und Touristen zum Foto bitten, und jede Menge Karikaturisten, die – mal gut, mal schlecht – den Bleistift übers Papier schwingen. Für einen CUC.

Übrigens: An allen CUC-Jobs verdient Fidels alte Staatskasse mit, die Jobber müssen sich eine Lizenz kaufen. Not macht erfinderisch, und auf Kuba läuft aktuell vieles nicht rund, woran nicht zuletzt auch das seit 50 Jahren leidige US-Embargo schuld ist. Aber viele Kubaner sind pfiffig, haben Ideen, ihre Musik und ihren Rum und wissen sich irgendwie zu helfen, um durch den Alltag zu kommen.

Zu bestaunen in der Fußgängerzone Calle Obispo, wo findige Zeitgenossen A-4-Blätter zur schmalen Tüte geformt haben, in die sie drei Dutzend Erdnüsse packen und als „Wundertüte“ anbieten – si, claro: un CUC!

In vielen Hotels halten Zimmermädchen für Streichhölzer (eine Rarität auf Kuba) oder ein zusätzliches Duschgel die CUC-Hand auf.

Besonders lustig ist die CUC-Story aus dem John-Lennon-Park im Stadtteil Vedado. Hier sitzt der legendäre Beatle aus Liverpool ganz in Bronze auf einer Parkbank – mit einem ständigen Aufpasser an seiner Seite. Der „bewacht“ Lennons berühmte Brille, denn die ist schon zweimal geklaut worden. Fürs Foto wird auch hier ein CUC fällig.

Andere Jobs, für die auch mit CUC bezahlt wird, sind teurer: Der Salsa-Kurs kostet fünf CUC die Stunde, für das Revolutionsmuseum muss man gar stolze sechs CUC hinblättern. Ein ordentliches Vier-Gang-Menü (Suppe, Rindfleisch, Salat, Dessert) in einem privat geführten Restaurant (die sogenannten Paladares) kostet zwölf CUC, und Chicas in den Hotelbars begleiten Herren ab 50 CUC.

Kuba und die Moneten: Offiziell gibt’s zwei Währungen. Für den normalen Peso gibt’s kaum was, für den CUC dagegen alles. Der Peso cubano convertible hat 2004 den Dollar als offizielle Zweitwährung abgelöst (ein CUC sind circa 80 Euro-Cent). Wichtiger für Juan und Juanita ist ein anderer Kurs: 24 normale Peso entsprechen einem CUC.

Emilio, Taxifahrer in einem gelben Chevi-Oldtimer von 1956 (mit russischem Wolga-Motor), hilft uns bei der Einordnung. In seiner Lohntüte sind monatlich 265 Peso (also elf CUC). „Ich bin froh, wenn ich Touristen fahren kann. Die geben gutes Trinkgeld“, sagt Emilio, und Kollege Nestor nickt mit dem Kopf. „Ohne CUC laufen weder Kuba noch mein Dodge, für Pesos bekomme ich nicht einmal Toilettenpapier.“

Immerhin: Der rote Drei-Peso- Schein mit Che-Portrait ist ein beliebtes Souvenir, das Touristen eintauschen können – für ’nen CUC, was sonst.

Trotz aller Probleme: Kuba bleibt eine Reise wert, vor allem jetzt, wo Fidel Castros Bruder Raul leichte Lockerungen verordnet hat. Das Internet funktioniert mit Aussetzern. Und: Kubaner dürfen sich seit kurzem Autos kaufen. Womit sie die bezahlen sollen, hat die allmächtige Partei indes nicht verraten. Sei’s drum.

Was kommt nach den Castros? Antonio Martinez Rodriguez (66) ist Chef des zur Gran-Caribe-Gruppe gehörenden Hotels Nacional am Malecon. „Es wird sich dann etwas ändern hier, das ist doch normal im Leben. Es wurden ja Fehler gemacht“, sagt der „Gerente General“, den sie alle nur „Toni“ nennen und der die proper restaurierte Hotellegende seit 15 Jahren führt. Er sei sicher, dass es ein zweites Las Vegas hier nie wieder geben werde, betont er und lehnt sich halb trotzig, halb schmunzelnd zurück. Das Nacional wurde vor mehr als 80 Jahren als Casino für US-Mafiosi gebaut.

Touristisch ist Kuba schwer angesagt, glaubt man den Zahlen. 2,7 Millionen Gäste kamen 2011, so viele wie nie zuvor, weiß Carmen Casal Sanchez im Tourismusministerium. Die meisten Gäste kämen aus Kanada, England und Spanien. Auch der deutsche Markt (Platz fünf) werde immer interessanter – 80 000 Touristen sonnten sich 2011 unter der kubanischen Karibik-Sonne. All-inclusive-Angebote und Rundreisen stehen dabei bei den Deutschen ganz obenan. Neu: Auch Russen und Mexikaner haben ihre Kuba-Liebe (wieder-)entdeckt.

Der geografisch so nahe US-Markt wäre zwar wichtig für die Tourismusentwicklung der sozialistischen Karibik-Insel, wird aber durch das seit 50 Jahren verhängte Wirtschaftsembargo der USA blockiert. Immerhin: Erste Flüge via Miami in Florida sind möglich.

Traumstrände, Rum und Zigarren satt, Land und Leute, viel wilde Landschaft, das romantisch-kaputte Havanna, ein bisschen Golf (es sollen neue Plätze gebaut werden) und ein wenig Ökotourismus speziell im Westen – mit diesen Trümpfen sticht die Insel und hat Großes vor: Bis 2016 soll die Zahl der jährlichen Gäste auf vier Millionen wachsen.