Koh Phangan. Fünf Tage fast nichts als Yoga – Eine meditative Selbsterfahrung auf Koh Phangan im Golf von Thailand

„Keine Privatgespräche, keine unnötigen Geräusche, bleibt auf eurer Matte.“ Die Regeln in der „Shala“, dem Yogaraum, sind streng. Den Blick über den Dschungel schweifen lassen, dem Morgenlied der Vögel lauschen? Von wegen. Hier zählen einzig und allein die Übungen.

Yoga erfordert nicht nur Ruhe und Konzentration, sondern auch Kraft und Flexibilität. Dass es daran noch hapert, erfahren wir fünf Teilnehmer des 5-Tage-Retreats auf Koh Phangan unter Schweiß und Schmerzen. Nach dem zwanzigsten Sonnengruß in Folge bin ich mir sicher, meinen Körper nie wieder in einen „nach unten schauenden Hund“ bewegen zu können. Aber das ist natürlich Quatsch. „Kann ich nicht“ gibt es hier nicht.

Abschalten, entschleunigen, zu sich selbst finden – wer den Alltag hinter sich lassen und den Kopf frei bekommen will, ist hier richtig. Alles wird Om: Der Weg zur Harmonie mit dem kosmischen Urlaut besteht aus zwei Stunden Ashtanga-Yoga am Morgen und anderthalb Stunden Hatha-Yoga am Nachmittag. Dazu kommen Yoga-Philosophie sowie Meditation und Atemtechniken.

Koh Phangan im Golf von Thailand ist vor allem für seine Vollmondpartys berühmt-berüchtigt. Zigtausende Rucksacktouristen und andere Feierwütige tanzen sich jeden Monat auf der Nachbarinsel Koh Samuis in Trance. Und auch bei Neumond, Halbmond und an allen anderen Tagen wird irgendwo gerockt und geraucht.

Aber ohne uns. Während die Partygänger ihren Rausch ausschlafen, stehen wir schon wieder auf der Matte und fokussieren den Geist auf die möglichst formvollendete Ausführung der Asanas, wie die Yoga-Übungen heißen. Inzwischen haben alle Teilnehmer den Sonnengruß verinnerlicht und ihr Repertoire erweitert. Jeder übt in seinem Tempo, nach seinen Möglichkeiten.

Zeit, die grüne, bergige Insel zu erkunden, gibt es trotzdem. Die Mittagszeit ist frei und reicht aus, um am Strand zu entspannen, schnorchelnd die Korallen um die nahe gelegene Halbinsel Koh Maa zu bewundern oder eine kleine Dschungelwanderung zu machen.

Am dritten Tag ist der Muskelkater so schlimm, dass wir uns kollektiv für ein Programm zur Schadensbegrenzung entschließen: Dampfbad im Retreat und eine Stunde Thai-Massage bei „OK Massage“ am Strand Haad Salad.

Das Hatha-Yoga am Nachmittag fällt eher sanft aus, und abends fühle ich mich bestens. Am nächsten Tag stelle ich erstmals einen Fortschritt fest: Die Rückseiten meiner Beine sind flexibler geworden. Von nun an geht es bergauf.

Das 5-Tage-Retreat ist schnell vorbei, und es ist nur der Anfang. Das Jahrtausende alte System des Ashtanga-Yogas übt man täglich und lebenslang. Im besten Fall führt es eines Tages zur Erleuchtung. Bis jetzt habe ich durchgehalten. Und einen guten Grund gefunden, in einigen Monaten nach Koh Phangan zurückzukehren, um meine Praxis zu erweitern.