Brüssel. Anti-Diskriminierungsregeln werden nicht immer befolgt – EU-Kommission will Druck machen

Längst nicht jeder Fluggast mit einem Rollstuhl darf in Europa an Bord gehen. Immer wieder würden Fluggesellschaften behinderte Passagiere abweisen, bemängelt die EU-Kommission.

Brüssel will nun mit neuen Leitlinien dafür sorgen, dass Behinderte auf die geltenden Rechte auch wirklich vertrauen können.

„Zu oft werden die bestehenden Regeln von den Flughäfen unterschiedlich ausgelegt“, sagt EU-Verkehrskommissar Siim Kallas. Selbst von der gleichen Airline würden Behinderte unterschiedlich behandelt.

Seit Juli 2008 gilt eine verbindliche EU-Vorschrift, die es Fluggesellschaften verbietet, Schwangere, Rollstuhlfahrer, Blinde und andere Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu benachteiligen. „Wir wollen jetzt aber einen Schritt weitergehen, um noch bestehende Probleme zu lösen“, sagte Kallas.

Die neuen Leitlinien beziehen sich auf Fälle, die in der Praxis immer noch zu Problemen führen.

•Beispielsweise weisen Airlines nach EU-Angaben Passagiere mit einer Behinderung häufig ab, wenn sie ohne Begleitperson reisen wollen. Dabei darf jeder allein reisen, der alleine weitgehend zurechtkommt.

•Bisweilen wird beim Ticketkauf oder Betreten der Maschine ein medizinisches Attest verlangt – obwohl das nicht gestattet ist, wenn der Reisende die Gesundheit anderer Passagiere nicht gefährdet.

•Manche Fluggesellschaften weigern sich auch, Hilfsgeräte wie Rollstühle oder Beatmungsmaschinen kostenlos mitzunehmen. Dabei sind zwei erlaubt.

Die EU-Kommission betonte, dass sich Fluggäste mit einer Behinderung mindestens 48 Stunden vor Flugbeginn bei der Airline melden sollten. Nur so seien die Fluggesellschaften in der Lage, den Passagieren am Flughafen zu helfen.dpa