La Palma. Die Kanareninsel La Palma hat so ihre Eigenheiten: Pflanzen und Tiere, die sich nur hier wohlfühlen – auch die Graja.

Wenn Michael Keim von dem schwarzen Vogel mit dem roten Schnabel und den roten Füßen schwärmt, dann hört sich das ein bisschen wie „Kracher“ an. Dabei ist es die „Graja“ – spanisch ausgesprochen: „Gracha“ –, die der Schwabe mit seinem unüberhörbaren Dialekt meint. Die Rotschnabelsaatkrähe, die dem La-Palma-Reisenden im Gebirge häufig begegnet, gab dem Unternehmen des gebürtigen Tübingers seinen Namen. „Die Einheimischen finden das gut“, sagt der 52-Jährige, der hier seit sechs Jahren geführte Wanderungen anbietet und die Eigenheiten der Insel erläutert.

Die Graja ist eine davon, denn diese Krähenart, die angeblich sogar auf dem Rücken fliegen kann, gibt es nur auf La Palma. Wer die Natur mag, der kann hier aus dem Vollen schöpfen und Dinge entdecken, die er anderswo noch nie gesehen hat. Allein 70 endemische Pflanzen wachsen auf der Insel. Gewächse, die nur auf dem rund 89 000 Einwohner zählenden Kanareneiland gedeihen. El Pico de fuego – zu Deutsch: die Feuerspitze – ist eine. Außerdem werden 700 Pflanzen gezählt, die typisch für sämtliche Kanaren sind, und viele Heilkräuter dazu. Etwa die Zistrose, der man vielfältige Kräfte nachsagt und aus der Mike Keim einen Tee macht, der ihn auf jeder Wanderung in der Thermoskanne begleitet. „Das macht stark“, sagt er.

Fünf Klimazonen durchfahren wir im Bus mit ihm auf dem Weg von der Inselhauptstadt Santa Cruz auf den höchsten Berg, den 2426 Meter hohen Roque de los Muchachos. Los geht es in der Trockenzone mit Palmen und die Trockenheit liebenden Pflanzen, bei 300 Metern beginnt der wärmeliebende Wald, und 200 Meter höher stehen Lorbeerbäume und die weiß blühende Baumheide. Ab 1200 Meter über dem Meeresspiegel bestimmen große Pinien das Bild, bevor ab 2000 Metern nur noch der Ginster zu sehen ist. Mike Keim erzählt inzwischen von Heilern und Hexen, die es in der verwunschenen, sehr einsamen Bergwelt noch geben soll, und berichtet von Bauern, die sich in der Heilkunde auskennen. Erst wenn sie nicht mehr helfen können, gehen die Palmeros zum Arzt, weiß er.

Es hat durchaus etwas Mystisches, wenn der Mann mit der langen Hirtenlanze, die einst in den steilen Bergen als unterstützendes Fortbewegungsmittel eingesetzt wurde, von Opfern an einem einsamen Platz berichtet. Tierinnereien habe er dort schon oft gesehen, sagt er und zeigt, wie er die Lanze auf abschüssigem Gelände benutzt. Grün ist die Insel auf den ersten Blick. Vor allem im Osten, wo es öfter regnet als im trockenen Westen. Dafür sorgt der Nordostpassat. Und je höher der Bus fährt, umso karger wird es. Die Nächte sind hier in der Regel klar. So klar, dass auf dem Gipfel 15 Teleskope errichtet wurden, darunter das Gran Telescopio Canarias, das größte Teleskop der Welt. Damit es auch problemlos genutzt werden kann und irdische Lichter nicht stören, gibt es ein Gesetz zum Schutz des Himmels. Grelle Lampen sind verboten, die Laternen sind gelblich und nach unten geneigt.

Anfang der 80er Jahre wurde der Lorbeerwald Los Tilos zum Biosphärenreservat der Unesco erklärt, seit zehn Jahren gilt dies für die ganze Insel. Und nicht genug: Die Unesco kürte La Palma zusammen mit Jamaika und Bora Bora zu den drei schönsten Inseln der Welt.

Kontakt: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Telefon (0211) 6 80 39 80, www.spain.info