Jerusalem. Jerusalem – wo es Christen gibt, gibt es Orte, die sich nach der Stadt im Heiligen Land benennen.

Warum heißt der eine Ort Lubumbashi, der andere Rimini? Oft weiß man es einfach nicht. Wenn ein Ort allerdings Jerusalem genannt wird, dann liegen zwei Motive natürlich ganz nahe: Glaube und Hoffnung.

Jerusalem, das Original:

Das ursprüngliche Jerusalem hat heute 750 000 Einwohner und jährlich noch fünfmal so viele Besucher. Vor allem an Ostern ist kein Bett zu bekommen. Das ganze Jahr über herrscht in der geteilten Stadt Gedränge vor Grabeskirche, Felsendom, Klagemauer und Al-Aksa-Moschee.

Jerusalem (New York, USA):

Klar, dass es auch in den USA einige Jerusalems gibt. Schließlich wanderten nicht wenige europäische Siedler aus religiöser Überzeugung aus. Etwa nach Jerusalem im US-Bundesstaat New York, gegründet von der Quäker-Evangelistin und Frauenrechtlerin Jemina Wilkinson, die totale sexuelle Abstinenz predigte und deren Siedlerhaus aus dem späten 18. Jahrhundert noch besichtigt werden kann.

Das Städtchen im malerischen Finger Lake District mit seinen schwedisch anmutenden Seeufern zählt heute gerade einmal 4469 Seelen und liegt gleich neben dem amerikanischen Genf – pardon, Geneva.

Jerusalem (Ohio, USA):

„JerUSAlem“ nennt sich ein Kunstprojekt, das die 20 „Jerusalem“ genannten Orte in den Vereinigten Staaten mit dem Original-Jerusalem verbindet. Jerusalems gibt es nämlich auch in Alabama, Arkansas, Georgia, Maryland, Michigan, New York, North Carolina, Rhode Island, Tennessee, Utah, Vermont – und in Ohio.

In Ohio kam die Kunstlehrerin Joy Yontz auf die Idee, die Bewohner aller amerikanischen Jerusalems einzuladen, Fotos von ihrem Alltag einzusenden, die dann zusammen mit Fotografien aus Jerusalem – dem Original in Israel – ausgestellt werden sollen. Auf der Webseite jerusalem-usa.blogspot.com sind bereits einige der vorwiegend ländlichen Idyllen zu bewundern.

Jeruzalem (Slowenien):

Es ist nur ein 50-Seelen-Dorf in der Pomurje, einem lieblichen Hügelland mit Pappelalleen rund 50 Kilometer östlich von Maribor. Doch das himmlische Jerusalem kann nicht weit weg sein von diesem bukolischen Plätzchen inmitten grüner Weinberge. Fakt ist, dass Kreuzritter an dem fruchtbaren Flecken in der „slowenischen Toskana“ hängen blieben und ihm den Namen der Heiligen Stadt gaben. Mitgebracht hatten sie ein Bildnis der schmerzerfüllten Mutter Gottes – dafür erbauten sie auch die für die wenigen Einwohner viel zu große Barockkirche. Den hochgelobten Weißwein der Gegend kann man in der Taverna Jeruzalem zusammen mit Brot und Zaseka (Griebenschmalz) kosten.

Neu-Jerusalem (Äthiopien):

Staubig und von strohgedeckten Rundhütten gesäumt, führt eine holprige Straße durch das einst von Kaiser Gebra Maskal Lalibela gegründete Städtchen. Elf heute weltberühmte Kirchen baute der Kaiser, doch zunächst ist keine zu sehen. Denn in Lalibelas Jerusalem sind die Gotteshäuser aus dem Untergrund gemeißelt.

Bis zu zwölf Meter tief wurden sie im 12. Jahrhundert in die rote Basaltlava modelliert. Womit die größten monolithischen Bauwerke der Menschheit aus dem Stein gehauen wurden, ist nicht geklärt. In den Felskirchen ist es angenehm kühl – und dunkel. Warum alle Priester hier die Messe mit neumodischen Sonnenbrille auf der Nase halten, bleibt ihr Geheimnis.

Novy-Iyerrusalem (Russland):

Weiße Mauern und vergoldete Türme in einer sanften Flusslandschaft: Die Auferstehungskathedrale eine Autostunde nordwestlich von Moskau ist eins von Russlands schönsten Gotteshäusern. Moskaus Patriarch Nikon hatte sich im 17. Jahrhundert das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Kirche des heiligen Grabes in Jerusalem zu übertreffen. 6000 Leibeigene errichteten daraufhin das „Bauwerk des Jahrhunderts“.

Eine architektonische Meisterleistung der damaligen Zeit waren die zahlreichen Fenster im Dach der Kathedrale. Das Kloster neben der Kathedrale überdauerte sogar die Revolution – es wurde offiziell zum Museum.

Walls of Jerusalem (Australien):

Die Teufel sind los, und das ausgerechnet in den Mauern von Jerusalem. „Walls of Jerusalem“, so heißt ein Nationalpark auf der australischen Insel Tasmanien – vermutlich nach der gigantischen Felswand, die mitten durch das Reservat verläuft. Und die Teufel, die sind natürlich die pechschwarzen Tasmanischen Teufel, das geheimnisvollste Raubtier Australiens, das nur noch hier vorkommt.

Der seltene Satan kann kreischen wie im Gruselfilm. Aber richtig gefährlich wird das nachtaktive Tier eigentlich nur Fröschen und Vögeln, meist gibt es sich sowieso mit Aas zufrieden. Für die Wandergruppen bleibt der Dämon mit den roten Ohren Höhepunkt jeder Tour, die außer Jerusalem noch zahlreiche andere biblische Orte umfasst: Die Berge tragen Namen wie Ephraim oder Zion. Ein besonders aussichtsreicher Gipfel heißt gar Salomons Thron.