Salzburger Land. Urige Typen, Weltcupstrecken, mit dem Herminator den Ski-Abfahrer schlechthin im Ort. Lohnt sich also ein Besuch in Flachau im Salzburger Land?

Wir machten vergangene Woche die Probe aufs Exempel. In diesem Winter verwöhnt nicht nur dieses Skigebiet am Fuße der Hohen Tauern um das Zentrum Flachau mit reichlich Schnee und ungeahnten Varianten auch abseits der Piste.

Zunächst probieren wir die Star-jet-Lifte aus. Mehrere Sessel (mit Hauben) und eine Gondel transportieren die in den Krokuswochen meist holländischen Gäste Richtung Grießenkareck auf knapp 2000 Meter. Die Stimmung ist prächtig. Das Wetter hervorragend, der Schnee griffig. Was will man mehr?

Die meist breiten Pisten bieten Möglichkeiten für jedermann, dementsprechend bevölkert sind sie an diesem Wochenende. Dennoch finden wir aufgrund der sehr guten weißen Grundlage genug Bereiche, um uns nach intensivem Einfahren auch abseits des Getümmels zu vergnügen.

Skischulleiter Florian „Flo“ Schwarzenbacher kennt die Gäste auf seinem Haushang oberhalb der gelben Achterjet-Gondel. „Unsere Pisten bieten Platz für Carver und gemütliche Fahrer, bedienen auch den Riesenslalomexperten“, schildert Flo die Klientel, mit der er sich hauptsächlich beschäftigen darf.

„Cowboys ride it harder“

im Boarderpark

Dieser Zielgruppe passt sich der 34-Jährige an. Zu seinen neuesten Ideen, wovon eine sogar uralt ist und von ihm nur neu belebt wurde ist, gehören das Snow-Biken und das Segway-Fahren in den Bergen. Doch davon später mehr.

Zunächst zum Skischulangebot. Flo hat mit berühmter Konkurrenz zu kämpfen, auch wenn er es selbstverständlich nicht so ausdrücken würde. Wir sitzen mit einem jungen Berufsskilehrer und seinen beiden Schülerinnen im Lift und plaudern über seinen Chef. Den Draufgänger, den brutal-genialen Kitzbüheler Streif-Bezwinger, den Haudegen aus dem Salzburger Land, Olympiasieger, Weltmeister und Vorbild aller Flachauer Jungen – Hermann Maier eben, der Herminator.

„Ich sehe ihn nicht so oft“, sagt der 20-jährige Student, der hauptberuflich in Wien studiert, erinnert schnell an Maiers beeindruckende Karriere und seine Schraube im Sprunggelenk, die aus dem Skischuh ragte. Die beiden zehnjährigen Mädchen aus Deutschland scheinen den Herminator nicht zu kennen, für sie ist nur ihr Skilehrer wichtig. „Der macht das total gut“, schwärmen sie. Ruhm ist also vergänglich.

Ohnehin haben sich die Flachauer und die Gastgeber in den benachbarten Skigebieten Wagrain, Flachauwinkel-Zauchensee und Kleinarl vorgenommen, die normalen Gäste besonders zu verwöhnen. Die Freundlichkeit auf den gemütlichen Hütten, der manchmal derbe Charme fällt auf – selbst an den Kassenhäuschen der Liftgesellschaft sind die Mitarbeiter gebrieft, den unmöglichsten Fragen und bisweilen Unverschämtheiten mit einem Lächeln zu begegnen.

Dieses Lächeln erfasst den geübten Skifahrer, wenn er sich in die Fänge der Skischaukel Flachauwinkel-Zauchensee-Kleinarl begibt. Unterhalb des mit 2188 Meter hohen Gamskogels an der Weltcupabfahrt heißt es, die Skier laufen zu lassen. Die Gondel Highliner I und der Sessel Highliner II führen von Flachauwinkel erst zum Roßkopf hoch. Von dort geht’s über Zauchensee selbst und die Kabinenbahn Schwarzwand in luftige Höhen sowie anspruchsvoll, buckelig abseits der präparierten Strecken – nach zwei Tagen Schneefall – durch butterweichen Pulverschnee. Herrlich.

Solch ein Tag darf ruhig auf der Gamskogel- oder der Roßkopfhütte unterbrochen werden, um Kraft zu tanken und eine anständige Brotzeit zu genießen. Empfohlen sei Gröstl mit Spiegelei, das in der gesamten Skiwelt Amadé in mehreren Variationen angeboten wird.

Wem die Gunst vergönnt ist, außer auf zwei Brettern auch mit dem Board die Berge zu erobern, dem sei die Schaukel aus Flauchauwinkel nach Kleinarl wärmstens zu empfehlen. Dort „shuttles“ es bedenklich – allerdings nur für die normalen Skifahrer, denen der Schreck ob der riesigen Kicker, abenteuerlichen Rails und der eisigen Halfpipe in die müden Glieder fährt.

„Cowboys ride it harder“ heißt es an dem Lift namens Powder-Shuttle, der die wagemütigen Freerider immer wieder an den Eingang des „Absolutparks“ befördert. Unten im Chillhouse, der „Jausenstation“ der Jumper und Roller, herrscht Coolness pur. Die verglaste Front lässt den Blick auf den Boarderpark zu – lässige Kommentare durchschwirren den chilligen Raum in der so eigenen Sprache der Freaks.

Derweil wartet die ängstliche Mutter eines 14-jährigen Boarders wenige Meter weiter auf der Hubertusalm auf die unversehrte Rückkehr ihres Sprösslings. So trennen sich manchmal die Wege. Kein Problem.

Ganz anders gibt sich dagegen Wagrain. Das Familienskigebiet auf der anderen Seite Flachaus reizt in diesem Jahr ebenfalls durch seine Varianten. Besonders zu empfehlen die Waldabfahrt unterhalb des Grafenberg Expresses II – ein Traum bei genügend Schnee.

Einkehrschwung beim amüsanten Erich Tiefentaler

Zurück in Flachau gilt es auch einen Blick auf Chancen für den beliebten Einkehrschwung zu werfen. Wir gönnen uns davor gegen halb vier einen Snowbike-Kursus in Kurzform. Der bereits erwähnte „Flo“ weist uns ein. Um es vorwegzunehmen: es war eine Mordsgaudi. Wer mit Schnee und Skiern vertraut ist, sollte sich den Spaß nicht nehmen lassen. „Das Bike ist eine wirkliche Alternative zum Skifahren“, sagt der Skischulleiter. Stimmt, dürfen wir ihm beipflichten.

Das hört auch Stephan Semmelmayr, der aus Freilassing zugereiste Marketingchef Flachaus, gern. „Wir setzen auf Innovationen, engagierte Flachauer, um uns noch attraktiver zu machen.“ Dazu zählt er auch das Original Erich Tiefentaler. Direkt neben der neuen modernen Lisa-Alm hat er ein Iglu aufgebaut. „Romantik pur“, sagt der Charmeur und Hotelbesitzer und setzt sein breitestes Lächeln auf. Selbstverständlich hat er gleich eine pikante Anekdote parat, die seine vollmundige Aussage stützt. Ein Alleinunterhalter par excellence, wie wir nach gut einer Stunde amüsiert feststellen.

Fazit nach einer Woche: Weder Erich von der Lisa-Alm noch das Skigebiet um Flachau herum gibt sich bescheiden; im Gegenteildie Vielfalt überrascht positiv.