Dichter, Piraten, Hummer und der Lummensprung – die winzig kleine Insel Helgoland hat viel zu bieten

Irgendwo ins grüne Meer – hat Gott mit leichtem Pinsel – lächelnd wie von ungefähr – einen Fleck getupft: die Insel.

Niemand hat so zauberhaft über Helgoland gedichtet wie James Krüss. Obwohl der 1926 geborene Kinderbuchautor ("Timm Thaler") seine Heimatinsel schon mit 16 Jahren verlassen musste – im Zweiten Weltkrieg wurden alle Helgoländer evakuiert – widmete er dem roten Felsen in der Nordsee viele Erzählungen. In "Mein Urgroßvater und ich" etwa fabuliert er mit seinem Uropa in dessen Hummerbude.

Viele Helgoland-Besucher sind Tagesgäste und erkunden die Insel nicht viel weiter als bis zur Haupteinkaufsstraße Lung Wai, wo sich Duty-free-Läden aneinanderreihen – Helgoland ist zollfreies Gebiet. Einige schaffen es noch, über die 184 Treppenstufen das sogenannte "Oberland" zu erreichen, um auf Helgolands Wahrzeichen, den frei stehenden Felsenturm "Lange Anna", einen Blick zu werfen. Das war’s dann, nach vier Stunden legen am Nachmittag die Ausflugsschiffe wieder ab Richtung Festland, das etwa 70 Kilometer entfernt liegt.

Wer sich länger Zeit nimmt, kann jetzt die wirklichen Attraktionen der Insel entdecken. Folgen Sie dem "Kulturweg" durch Unter- und Oberland. Das dauert gut eine Stunde und macht bekannt mit der Historie der Insel, die geprägt wurde von Malern und Literaten: Christian Morgenstern oder Andreas Achenbach bauten ihre Staffeleien vor der Kulisse der roten Felsen auf. Heinrich Heine war quasi Dauergast des 1826 gegründeten Seebads.

Friedrich Hebbel, Heinrich von Kleist und Franz Kafka ließen sich von der nur einen Quadratkilometer kleinen Insel inspirieren. Hoffmann von Fallersleben dichtete hier 1841 das Lied der Deutschen.

Und Deutschlands berühmtester Pirat, Klaus Störtebeker, wurde 1401 von einer Hamburger Flotte vor Helgoland gestellt. Lohnend für einen Spaziergang ist der knapp drei Kilometer lange Klippenweg, der einmal rund ums Oberland führt.

Auf den schmalen Felssimsen brüten Tausende von Vogelpaaren, zum Beispiel Dreizehenmöwen, Basstölpel, Trottellummen, Eissturmvögel und Tordalken. Ein Naturspektakel ist jedes Jahr in der zweiten Junihälfte der "Lummensprung". Die noch flugunfähigen, etwa drei Wochen alten Trottellummen hopsen, gelockt von ihren Eltern, 50 Meter in die Tiefe. Ihr flaumiges Federkleid, die v-förmigen Rippen und Luftsäcke im Körper mildern den Aufprall und lassen die Küken unbeschadet auf dem Meer landen.

Auch kulinarisch hat Helgoland seine Besonderheiten. Legendär ist der Hummer. Der Fang der Krebstiere ist seit dem Jahr 1615 dokumentiert. Im Rekordjahr 1937 wurden 87 014 Exemplare aus dem Wasser gezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Zahlen drastisch zurück, der Hummer galt als fast ausgestorben. Dank eines Nachzuchtprogramms krabbeln den Fischern jetzt wieder jährlich ein paar Hundert Hummer in die Fangkörbe.