Lothar Quarz leitete das Ritz Carlton in der Autostadt, nun arbeitet er in der Wüstenmetropole für die Hotelkette

Lothar Quarz könnte Geschichten erzählen, die Yellow-Press-Reporter erröten ließen – aber der Mann von Welt genießt und schweigt, einer in Quarz’ Position sowieso. Bis Ende vergangenen Jahres war der 44-Jährige Direktor des Ritz Carlton der Autostadt in Wolfsburg. Jetzt leitet er das neueste Haus der Luxushotelkette im Golf-Emirat Dubai, das "Ritz Carlton Financial Centre".

Quarz, licht werdendes Haar, randlose Brille, tadelloser Anzug, dezente Krawatte, freundliche leise Stimme, unaufdringlicher Gestus, umgibt eine Aura der Diskretion. Die hat er sich in 27 Jahren im Hotelfach zugelegt. Was so ein Hoteldirektor eigentlich den ganzen Tag mache? "Sich um das Wohl der Gäste kümmern", erklärt Quarz. Man habe beim Gast immer nur eine Chance. "Ist er unzufrieden, kommt er nicht wieder, also muss jeder Besucher das Haus zufrieden verlassen." Das ist nicht immer einfach, "aber es macht den Reiz aus, immer eine Lösung zu finden."

Wenn ein Gast sein Hotel in der Überzeugung verlasse, so gut wie nirgendwo sonst bedient worden zu sein, ist Quarz zufrieden. Dabei sei Kreativität gefragt. "Mit einem Sack voll Geld kann man alles schaffen, aber darum geht es nicht." Quarz nennt das "Wow-Geschichten." Ein Beispiel? Ein Hollywoodstar habe einmal seiner Frau einen Hochzeitsgruß von Berlin – Quarz arbeitete dort im "Grand Hyatt" – nach Los Angeles schicken wollen. Der Lieferservice hätte 48 Stunden gedauert – zu lange. "Also ist mein Stellvertreter rübergeflogen, hat die Blumen abgeliefert und ist mit der nächsten Maschine zurück." Das Ticket habe zwar der Gast bezahlt, "aber unser Service war umsonst".

Für die Zufriedenheit seiner Gäste ist Quarz im Prinzip rund um die Uhr im Einsatz, mindestens aber von 7 bis 22 Uhr. Fürs Privatleben bleibt da wenig Zeit, "aber ich wollte immer Hoteldirektor werden", sagt Quarz. Vom Kochlehrling hat er sich zum Küchenchef eines Gourmet-Restaurants und schließlich vom Marketing-Mann zum Generalmanager hochgearbeitet. Heute hat Quarz Angestellte aus 62 Nationen unter sich. Da ist Integrationsarbeit gefragt. "Momentan kocht immer eine Nationalität für die anderen, so lernen wir uns kennen."

Zum Schluss lässt sich Quarz doch noch die eine oder andere Anekdote entlocken. 1993 nächtigte Frank Sinatra während seiner Tour immer im selben Hotel in Köln, wo Quarz in der Bar arbeitete. "Wenn er abends zurückkam, hat er regelmäßig noch einen Absacker genommen. Einmal waren noch zwei Hochzeitspaare in der Bar, da hat er den Bräuten gratuliert und sie aufs Konzert eingeladen. Das fand ich unheimlich nett." Eine andere Lieblingsgeschichte ist die vom deutschen Comedian, der seinen neuen Porsche an die Betonwand im Hotelparkhauses setzte. Er hatte Gas und Bremse verwechselt.