Die geplante Beltquerung von der Insel Fehmarn nach Dänemark macht Touristikern Sorgen

Fehmarn. Wer diesen Inselnamen hört, sieht unweigerlich die berühmte Fehmarnbrücke vor dem inneren Auge auftauchen. Vom Festland Schleswig-Holsteins führt sie hinüber zu Deutschlands drittgrößter Insel.

Bald aber soll eine viel gewaltigere Brücke, beziehungsweise ein Tunnel geschlagen werden: die sogenannte Fehmarnbeltquerung. Von der Insel soll es hinüber nach Dänemark gehen. Stolze 19 Kilometer lang soll sie sein, im Jahr 2021 fertig gestellt sein und nach neuesten Schätzungen des Bundesrechnungshofes insgesamt rund neun Milliarden Euro kosten. "Ein Wahnsinnsprojekt, bei dem die Bundesrepublik Deutschland schnellst möglich seine Ausstiegsklausel nutzen sollte", fordert nicht nur der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Der einstige Bundesverkehrsminister Tiefensee hatte das Projekt angesichts niedriger Verkehrsprognosen als für Deutschland "nicht prioritär" eingestuft. Und der ehemalige Bundesumweltminister Siegmar Gabriel bezeichnete das Vorhaben gar schlichtweg als "bekloppte Idee".

Tatsächlich kann man sich auch aus touristischer Sicht Sorgen machen. Denn der neue Tunnel wird zwei Ferienregione miteinander verbinden, die von der Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher kaum sein könnten: Auf deutscher Seite der Ostsee-Holstein- Tourismus mit 29 Millionen Übernachtungen pro Jahr und seinen 68 Millionen Tagestouristen. Touristischer Gesamtumsatz: drei Milliarden Euro. 73 000 Jobs hängen hier direkt am Tourismus. Zwei Seiten – eine gemeinsame Vermarktung.

Auf der anderen Seite die Region Seeland in Dänemark: Zwar dreimal so groß, aber mit nicht einmal der Hälfte (12 Millionen) an Übernachtungen pro Jahr. Tagestouristen kommen gerade einmal drei Millionen. 11 500 Menschen leben direkt vom Tourismus. Eines wird der neue Tunnel in jedem Fall machen: Er wird Reiseströme umleiten. Die Dänen hoffen auf neue Reiseströme aus Deutschland.

Und die deutsche Seite? Versucht aus der Not eine Tugend zu machen. "Destination Femahrnbelt" heißt eine Initiative unter Leitung des Ostsee-Holstein- Tourismus (OHT) für grenzüberschreitenden Fremdenverkehr. Unter dem Titel "Tourismusbrücke" fanden bereits mehrere Ideenwerkstätten mit der dänischen Seite statt. Ziel sei es, "die neu entstehende Region gemeinsam zu vermarkten und Kooperationen zu beleben", sagt Katja Lauritzen, Geschäftsführerin des OHT.

In Wahrheit aber herrscht Angst, dass Millionen Kunden verloren gehen könnten. Angst davor, dass Dänemark profitiert und Deutschland der große Verlierer sein könnte, weil Urlauber den neuen Tunnel zum Sprung weiter nach Norden nutzen könnten. Gemeinsame Zielgruppen hat man dennoch schon ausgemacht: Familien, Genießer und Menschen jenseits der 50.

Dazu hat man dieses Jahr bereits erste gemeinsame Projekte wie das Spezialitätenfestival verwirklicht – als Gegenstück zum Roskilde-Festival auf dänischer Seite. Wer durch die neue Region am Ende aber tatsächlich gewinnt oder verliert, wird die Zeit zeigen.