Die Reise-TrendsAuf Skiern durch den Thüringer Wald – unterwegs auf dem Rennsteig gibt es viel zu entdecken.

Der Rennsteig im Thüringer Wald ist eine der schneesichersten Regionen Deutschlands. Ein besonderes Erlebnis ist es, die Strecke mit Langlaufskiern zu bewandern. Und wenn es taut, entdeckt man viel Interessantes am Weg, wie die ehemalige Stasibunkeranlage in Frauenwald oder den Ursprung der Christbaumkugel in Lauscha.

Schneeflocken tanzen im Scheinwerferlicht vor der Windschutzscheibe. Die Straße führt durch einen dick verschneiten Märchenwald, vorbei an verlassenen Schieferhäusern, die dem Schneesturm trotzen. In den wenigsten brennt Licht. "Viele Einwohner wandern in die größeren Städte ab", sagt Klaus, der Taxifahrer. Er holt Urlauber von den kleinen Bahnhöfen ab.

Am nächsten Morgen surren die Bretter leise im Schnee, die Stöcke knarzen im Takt dazu. Der Wald links und rechts der Loipe sieht aus wie ein van Gogh-Gemälde: Überall hängen Schneefetzen wie Pinselstriche in den Astgabeln. Trotz seines Namens hat der beliebte Kammweg, der 1330 erstmals als Rynnestyg erwähnt wurde, nichts von einer Rennstrecke.

Es geht auf schmalen Pfaden bergauf und bergab, über freie Aussichtshügel und in den Wald hinein. Mal ist die Loipe perfekt gespurt, mal folgt man bloß den Skiabdrücken der Vorgänger. Der knapp 170 Kilometer lange Höhenweg bildete früher die Grenze zwischen dem Herzogtum Sachsen-Gotha-Coburgund Preußen. Verwitterte Grenzsteine am Wegesrand erinnern an die Zeit, als Kaufleute die Strecke als Handelsstraße nutzten. Zwischen Frauenwald und Schmiedefeldlockt der Rennsteigbahnhof zur Einkehr.

Vor der Tür parken Skier statt Autos, denn der "Bahnhof ohne Ort" liegt mitten im Unesco Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald. Er wurde vor über 100 Jahren als Kopfbahnhof für Zahnradlokomotiven gebaut. Heute finden nur noch Nostalgiefahrten statt. Wer einen besonderen Ort für seine Hochzeit sucht, kann sich in einem Mitropa-Speisewaggon aus den 30ern trauen lassen.

An Ideen für besondere Erlebnisse mangelt es am Rennsteig nämlich nicht. Ein paar Langlaufschritte weiter kann man in einem ehemaligen Stasibunker übernachten und ein Leben zwischen Gasmasken und Plastikduschvorhängen erproben, inklusive Wachablösung und Frühsport sowie ein Abendessen "à la NVA". Der 3600 Quadratmeter große Bunker wurde in den 70ern gut getarnt unter einem Wasserwerk gebaut und sollte dem Schutz der Suhler Führungsriege vor chemischen und biologischen Angriffen dienen. Gemütlicher lässt sich der Abend im dazugehörigen Waldhotel am Kaminfeuer ausklingen.

In Neuhaus lohnt ein Abstecher zum Ursprung der Christbaumkugel. Hier produziert Willi Greiner-Mai in 18. Generation Baumschmuck nach traditionellem Familienrezept. Um 1840 wurde im benachbarten Lauscha die gläserne Christbaumkugel erfunden. Der Laden ist erfüllt von Weihnachtsnostalgie: Üppig dekorierte Tannen funkeln vor sich hin, Weihnachtsmusik erklingt.

"Wir wollen unsere Kindheit aufleben lassen", sagt Ines Zetzmann. Blinkende Kugeln und nackte Männerhintern kommen den beiden nicht an den Baum. Der Glashütte mangelt es nicht an Aufträgen – sie kommen auch von prominenter Seite: Das belgische Königshaus orderte bereits Weihnachtsschmuck, ebenso das Weiße Haus in Washington. Und auch vom Tannenbaum im Kanzleramt in Berlin leuchteten schon rot und weiß gefrostete Kugeln aus Neuhaus.