Jan Vetter alias Farin Urlaub ist nicht nur Sänger der Kultband “Die Ärzte“, sondern auch ein ambitionierter Reise-Autor und -Fotograf. Soeben erschien sein Bildband “Unterwegs – Australien & Osttimor“. Frank Grieger sprach mit dem 47-Jährigen.

Sie haben mal in einem Interview gesagt, Sie würden gerne alle Länder der Welt bereisen. Wie viele haben Sie schon geschafft?

117.

Wie lange waren Sie diesmal unterwegs?

Etwas über drei Monate in Australien – und drei Wochen in Osttimor.

Eine andere Frage sei gestattet: Wann kann man die Ärzte wieder auf der Bühne sehen?

Im nächsten Jahr, dann kommt vielleicht auch ein neues Album.

Bei Ihren Bildbänden findet man Anklänge von Rockgeschichte. Zum Beispiel der Besuch am Grab von AC/DC-Legende Bon Scott in Perth.

Das muss schon sein! (lacht) Perth war die große Stadt in Australien, die in meiner Sammlung noch gefehlt hat. Und ich war dann zufällig genau am Todestag dort.

Eigentlich sind es ja zwei Bücher in einem. Und die fallen sehr unterschiedlich aus. Der Australien-Teil: etliche Landschaftsbilder, meist menschenleer...

Das war so gewollt. Den ersten Menschen in Australien habe ich nach fünf Wochen fotografiert, ich war meistens fern der Zivilisation unterwegs. Kein Witz, einmal sagte mein Navi: "In 1200 Kilometern bitte links abbiegen!"

In Osttimor dagegen haben Sie vorwiegend Porträtfotos geschossen.

Ja, in diesem Teil findet man ganz viele Gesichter. Timor ist ein Inselstaat in Südostasien, nahe Indonesien. Nur so groß wie Schleswig-Holstein, mit gut einer Million Einwohnern. Es stand lange unter portugiesischer Herrschaft und wurde dann in den 70er Jahren unabhängig. Zwei Tage danach ist die indonesische Armee einmarschiert und hat es annektiert. Es folgten 20 Jahre brutaler Bürgerkrieg, bis es dann wirklich unabhängig wurde. Jetzt ist das Land endlich auf dem Weg zum Frieden – und die Leute sind fantastisch.

Können Sie das Land als Reiseland empfehlen? Für wen?

Für jeden. Absolut uneingeschränkt. Selbst alleinreisende Frauen. Die Leute sind auf eine geradezu beschämende Weise freundlich. Total offen. Auch spontan Unterkünfte zu finden, war kein Problem.

Sie unterstützen privat Organisationen wie Amnesty und Greenpeace, ohne das an die große Glocke zu hängen. Der Erlös des zweiten Bildbandes soll auch wieder komplett gespendet werden. An wen?

Also, der Bildband kostet 98 Euro. Das finde ich eigentlich sehr teuer. Der Verleger kann’s aber nicht billiger machen, weil der Druck so teuer ist. Ich kann den Verleger nicht zwingen, auf seinen Anteil zu verzichten, dann würde das Buch nicht erscheinen. Ich kann aber auf mein Honorar verzichten. Das geht diesmal an die Beiro-Pite-Klinik in Osttimor.

Woher nehmen Sie eigentlich die Zeit für solche Projekte?

Ich habe ein sehr privilegiertes Leben, was mir erlaubt, nach sechs oder sieben Monaten, die ich der Musik widme, zu verreisen. Entweder bin ich im Studio und auf Tour – oder ich reise. Zu Hause ist da, wo ich meine Wäsche wasche und meine Koffer abhole.