Zypern – Eine sportliche Entdeckungsreise per Rad durch unberührte Bergwelten auf der Mittelmeerinsel

Wenn am Mittag das rettende Trinkwasser durch die staubtrockene Kehle rauscht wie nix, und der Schweiß am Körper in Strömen rinnt, dann ist Radeln in Zyperns Troodos–Gebirge angesagt. Und das nicht im Hochsommer, sondern im November.

Es ist verdammt heiß und trocken auf der Insel der Götter, die Tagestemperaturen sinken selbst im Winter selten unter 20 Grad. Hat man sich aber erst einmal an den Linksverkehr auf dem drittgrößten Mittelmeereiland gewöhnt, laden wenig befahrene Straßen sportlich ambitionierte Radsportler zu landschaftlich wunderschönen Touren ein.

Schroffe Steilküsten und flache Strände, schattige Zedernwälder und blühende Orangenhaine, sanfte Hügel und steil aufragende Felsformationen: Zyperns abwechslungsreiche Landschaft ist ideal für den Radsport. Gut ausgebaute und verkehrsarme Straßen, flache Strecken und bergiges Gelände mit über 15 Prozent Steigung garantieren vielseitige Touren mit Etappenlängen von bis zu 200 Kilometern.

Seit Jahren schlagen Profi-Sportler wie zum Beispiel die Mountainbike-Weltmeisterin Sabine Spitz hier ihr Winter-Trainingslager auf, um sich auf die kommende Saison vorzubereiten. Vor allem im Troodos, dem Schwarzwald Zyperns, können Mountainbiker auf unbefestigten Waldwegen und Forststraßen traumhaft weite Ausblicke auf Meer und Vegetation genießen. Der höchste Gipfel, der Olympos mit 1952 Metern, thront hier stolz über der Mittelmeerinsel.

Nur einen Katzensprung von den Urlauberstränden um Pafos entfernt, lässt sich auf gekennzeichneten Radwegen der Nationalpark in drei Abschnitten umrunden: von Psilo Dendro nach Karvounas, von Karvounas nach Prodromos und von Prodromos nach Psilo Dendro.

Aufgrund ihres einfachen bis mittleren Schwierigkeitsgrades sind die Strecken von 16 bis 23 Kilometern auch für Anfänger sehr gut zu bewältigen: Zum größten Teil führen die gut ausgeschilderten Routen über asphaltierte Straßen. Die Radfahrer erwartet auf 801 bis 1382 Metern Seehöhe eine Erlebnisreise durch die Kulturlandschaft Zyperns: Mit dem Bike geht es durch sattgrüne, dichte Kiefern- und Zedernwälder mit einer reichen Vogelwelt, vorbei an Weltkulturerbe-Klöstern wie der Agios Ioannis Lambadistis-Kirche aus dem elften Jahrhundert, über Weinrouten und durch hübsche kleine Künstlerdörfer mit gut erhaltener alter Architektur.

So ist im Töpferdorf Foini ein Stopp für eine Mittagspause bei Salat, Schafskäse und einem Gläschen Rotem unbedingt zu empfehlen. Die Route im Süden führt durch das Weinbaugebiet des Commandarias, des ältesten Weines der Welt, und im Nordwesten durch das Obstanbaugebiet im Marathasa-Tal. Hier rauscht man nicht einfach so mit dem Radel durch die Landschaft, auch Freunde der südländischen Kulinarik sind begeistert.

In vielen Orten gibt es nette Lokale mit hiesigen Spezialitäten: Geräuchertes wie der "Hiromeri"-Schinken, der vor dem Räuchern mit Gewürzen in Rotwein eingelegt wird, oder eine fangfrische Regenbogenforelle. Ein Trend auf Zypern sind agrotouristische Unterkünfte, in denen die Übernachtung etwa 20 bis 40 Euro kostet. Über 100 Häuser in 60 Dörfern inmitten großer Obstplantagen und Weinberge stehen zur Auswahl.

Zurück zum Radeln: In der ersten Mountainbike-Station Zyperns in Pano Platres können sich die Sportler nicht nur gut gewartete Fahrräder, sondern außerdem die komplette Ausstattung für Tagestouren ausleihen. Für die steilen Anstiege, die es zu bewältigen gilt, werden 2012 auch E-Bikes zur Verfügung stehen. So sollen auch weniger sportlich ambitionierte oder ältere Radfahrer die Schönheit der Bergregion erkunden können. Ein weiteres Plus auf der Insel: ihre geringe Verkehrsdichte. So ist der Unterschied zum anderen Mittelmeer- Zweiradparadies Mallorca eben gerade dieses weniger gefährliche Radfahren. Auf Zypern ist alles noch ein wenig ruhiger und gemütlicher.