Böhmerwald. Der Böhmerwald: Im tschechischen Nationalpark Šumava führen abgelegene Skiloipen in Adalbert Stifters Waldeinsamkeit.

Nur wenige Kilometer hinter dem Ortsende des Grenzorts ŽZelezná Ruda verwandelt sich die Teerstraße in eine Eispiste im Tiefschnee. Mit Ausnahme einiger Einheimischer wagt hier kaum einer die Auffahrt Richtung Srní ohne Schneeketten. Streusalz ist verboten im Nationalpark Šumava, dem wilden Herz des Böhmerwalds. Man sorgt sich um die Flora unter den Schneebergen am Straßenrand und lässt dafür die Räumfahrzeuge öfter die Runde machen.

Je weiter man ins Zentrum des größten tschechischen Nationalparks vorstößt, umso dichter rückt der verschneite Bergfichtenwald an die Piste und hat einen bald ganz verschluckt. Der Böhmerwald ist das schneesicherste Gebirge Mitteleuropas nach den Alpen. Von Mitte Dezember bis manchmal weit in den April hinein findet man hier optimale Bedingungen für den Skilanglauf.

Auf abgelegenen Skirouten im Nationalpark Šumava umgibt den Naturliebhaber eine schneeflockenumsäuselte Stille. Der weiße Fichtenwald schweigt feierlich, und schnell glaubt man sich verloren in einer menschenleeren Wildnis, wie sie nirgendwo sonst in Mitteleuropa zu finden ist.

„Der Böhmerwald zieht Menschen an, denen Natur allein zur Erholung genügt“, sagt Jirí Franc, Reiseführer aus der Kleinstadt Klatovy. Seit etwa 15 Jahren begleitet Franc Touristen durch seine Heimat. Im Sommer leitet er Rad- und Wandergruppen, im Winter führt er Skilangläufer zur Moldauquelle nach Kvilda und zum Schwarzenberg, von wo aus man bei klaren Sichtverhältnissen die Alpenkette mit dem Dachstein am Horizont leuchten sieht.

Vielleicht ist hier der Ort, wo jene Waldeinsamkeit am greifbarsten ist, die Adalbert Stifter in seiner Meistererzählung „Der Hochwald“ als mythische Naturmacht beschrieben hat. Im Werk des Dichters, der im südböhmischen Oberplan geboren wurde, taucht der Böhmerwald immer wieder auf, meist symbolisch überhöht. Die raue Bergwelt hielt Stifter auch als Landschaftsmaler in Aquarellen, Ölgemälden und Zeichnungen fest. „Viele Touristen kommen nur wegen Stifter in den Böhmerwald“, sagt Franc, der selbst Deutsch studiert hat.

Es ist ein besonderes Anliegen von Franc, dass die Skisportler, die aus Deutschland und Österreich in den Böhmerwald kommen, auch die Geschichte und Kultur seiner Heimat kennenlernen. „Der dichte Urwald, der die Berge überzog, erschwerte lange die Besiedlung.“ Erst im späten Mittelalter drangen Holzfäller tiefer in den Wald vor, ihnen folgten die Glasmacher, die hier reichlich von den Grundstoffen Quarz und Holz für ihre Wanderhütten fanden.

Kontakt: Tschechische Zentrale für Tourismus, Telefon (030)2044770, www.czechtourism.com