Buenos Aires. Obwohl Buenos Aires am riesigen Río de la Plata liegt, sind reizvolle Uferabschnitte nicht leicht zu finden.

Die Vorstellung von Südamerika verbinden viele Menschen mit Bildern von weißen Stränden voller Samba tanzender Menschen. Rio de Janeiro steht für dieses Bild Pate, auch in der Altstadt von Montevideo erhascht man fast überall einen Blick aufs Wasser – was aber ist mit Buenos Aires?

Die argentinische Hauptstadt liegt an der 220 Kilometer breiten Mündung der Flüsse Uruguay und Paraná, dem Río de la Plata, wörtlich: Silberfluss. Anders als sein Name verspricht, ist das Wasser aber eher braun-grau. Stark verschmutzt, sollte es nackte Haut lieber nicht berühren, und die nächsten Strände sind rund 350 Kilometer entfernt.

Wer Buenos Aires dennoch vom Wasser aus kennenlernen will, sollte dem Stadtzentrum entfliehen und im Süden die Reserva Ecológica Constanera Sur aufsuchen. Mit dem Rad oder zu Fuß kann dort ein ökologisches Reservat erkundet werden, das direkt am Fluss liegt. Von weißen Stränden kann man hier nur träumen, aber der Blick aufs Wasser mit Containerschiffen, die am Horizont vorbeiziehen, hat seine Reize. Leider ist der kleine Steinstrand mit Müll verschmutzt.

Weiter nördlich zeigt Buenos Aires ein anderes Gesicht. Das Hafenviertel Puerto Madero, ein 170 Hektar großes städtebauliches Projekt, bietet Restaurants, Cafés und Hotels der gehobenen Klasse in renovierten Hafengebäuden und moderner Architektur. Puerto Madero war ab dem 16. Jahrhundert ein Dreh- und Angelpunkt der Handelsstadt Buenos Aires. Zwischen 1910 bis 1930 jedoch wurde der Neue Hafen fertiggestellt, was den Puerto Madero 50Jahre ins Abseits drängte.

Wenn man das Hafenviertel mit den vielen „Parillas“, den Steak-Restaurants, verlassen hat, führt die Avenida Costanera Rafael Obligado bis zum Parque de la Memoría. Entlang dieser Straße spielt sich vor allem am Wochenende das Leben vieler Porteños ab, wie die Einwohner Buenos Aires’ genannt werden. Familien kommen mit Sack und Pack zum Angeln, Freunde treffen und Essen an diese Straße am Río de la Plata. Alle 20 Meter verbreitet eine Parilla ihren Grill-Geruch. Diese Grills allerdings sind von der mobilen Sorte. Hier kostet ein Stück Fleisch in Form einer Bondiola (Steak-Sandwich) oder Choripan (Brot mit Chorizo) nur ein Zehntel von einem Steak in Puerto Madero, ist aber nicht minder lecker.

Am Ende der Costanera Norte erreicht man den Parque de la Memoria, den Park der Erinnerung. Auf gepflegten Rasenflächen lässt es sich gut ein wenig mit Blick auf die unzähligen Segler auf dem Río de la Plata verweilen. In diesem Park befindet sich auch das Monument für die Opfer der Militärdiktatur von 1976 bis 1983. Der Standort wurde unter anderem aufgrund der Praxis des Militärs gewählt, politische Gefangene im Río zu ertränken. In dem Monument wird über das dunkle historische Kapitel informiert, außerdem sind die Namen tausender „Desaparecidos“ (Verschwundener) an den Wänden verewigt.

Wer immer noch nicht genug vom Wasser hat, kann mit dem Zug nach San Isidro und später nach Tigre fahren. San Isidro gehört zu den reichen Vororten Buenos Aires’, hier findet man die Segelclubs, zu denen nur die argentinische Oberschicht Zutritt hat. Tigre hingegen ist das Lieblingsausflugsziel der einfachen Bewohner, und auch jeder Tourist wird in diese kleine Stadt geschickt. Das Tigre-Delta rund 35 Kilometer nördlich der Metropole ermöglicht Bootsfahrten durch ruhige und weniger ruhige Flüsse, vorbei an kleinen Inseln, die selbst am Wochenende noch relativ ruhig sind und zu Spaziergängen einladen.