Wolfsburg. Ihm wird Bestechlichkeit vorgeworfen. Sein Anwalt: Mein Mandant bestreitet den Vorwurf.

In der Polizeiinspektion (PI) Wolfsburg fand gestern Vormittag ein Festakt zur Amtseinführung des Polizeichefs Olaf Gösmann statt. Kurz zuvor veröffentlichte die Staatsanwaltschaft Braunschweig eine Pressemitteilung: Sein Vorgänger Hans-Ulrich Podehl wird angeklagt.

Dem 61-Jährigen wird ein angeblicher Vorfall aus dem Oktober 2012 angelastet: Er soll einer Tarifangestellten der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen (ZPN), die im Zuge einer Fortbildung nach Wolfsburg abgeordnet war, eine Stelle in Aussicht gestellt haben. Dafür sollte sie sich ihm auf „privater Ebene“ erkenntlich zeigen, so der Vorwurf.

Angeklagt wird Podehl wegen des Verdachts der Bestechlichkeit (Paragraf 332 Strafgesetzbuch). Der Strafrahmen beträgt sechs Monate bis zu fünf Jahren Haft. In minder schweren Fällen ist eine Freiheitsstrafe möglich von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. Der Versuch ist strafbar. Auf Nachfrage berichtete die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Julia Meyer: „Es gab kein Angebot, das Verfahren gegen eine Geldauflage einzustellen.“

Podehls Anwalt, Thorsten Grunow, erklärte: „Mein Mandant bestreitet mit allem Nachdruck den gegen ihn erhobenen Vorwurf. Er wird nun zunächst die Entscheidung des Landgerichts über die Eröffnung oder Nichteröffnung des Hauptverfahrens abwarten.“

Die Staatsanwaltschaft hat die Anklage am 17. August 2016 erhoben – nach 362 Tagen Ermittlungen. Zwei Sachbearbeiter saßen an dem Fall. Als die ZPN-Angestellte am 20. August 2016 gegen Podehl Anzeige erstattete, prüfte die Staatsanwaltschaft einen weiteren Vorwurf gegen ihn.

Er wurde im Sommer 2016 bezichtigt, angeblich seit einer Weihnachtsfeier 2015 der Wolfsburger Kripo-Chefin nachgestellt zu haben. Anzeigeerstatterin war eine Polizeidirektorin aus Hannover. Sie engagiert sich für Frauenthemen in der niedersächsischen Polizei. Bis zur Einstellung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft am 13. September 2016 vergingen 47 Tage. Im Fall des Bestechlichkeitsvorwurfs spielte erneut die Hannoveraner Polizeidirektorin im Hintergrund eine Rolle. Sie hatte die ZPN-Angestellte ermuntert, ebenfalls Podehl anzuzeigen. Wegen des Vorwurfs im Fall der Kripo-Chefin wurde Podehl als Leiter der PI Wolfsburg-Helmstedt abgelöst und an die ZPN versetzt. Bis heute ist er dienstunfähig krankgeschrieben. Das Innenministerium hat gegen ihn ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Über den Fortgang wird entschieden, wenn das Bestechlichkeitsverfahren beendet ist.

Als die Vorwürfe im Fall der Kripo-Chefin bekanntwurden, wurde Podehls laufendes Bewerbungsverfahren für den höherdotierten Posten des Leitenden Polizeidirektors in Wolfsburg erst ausgesetzt und im April 2017 abgebrochen. Gösmann kam Mitte August 2016 als Interimschef nach Wolfsburg. Anfang August wurde er offiziell zum neuen PI-Leiter ernannt.