Braunschweig. Faktencheck: Was die Kanzlerin sagt, fordern viele andere auch. Doch wie viel investieren wir wirklich?

Angela Merkel: „Wenn wir nicht in die Bildung investieren, werden unsere deutschen Unternehmen international zurückfallen.“

Egal ob Bundes- oder Landtagswahl. Egal ob CDU, SPD, Grüne oder FDP. Den Satz, dass Deutschland in die Bildung investieren müsse, hört man derzeit besonders häufig. Auch Kanzlerin Angela Merkel sagte ihn am Samstag beim Bundesdelegiertentag der Frauen-Union in Braunschweig. Man hätte wetten können, dass die Kanzlerin ihn sagt.

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Dabei ist Merkel seit zwölf Jahren Kanzlerin – und verantwortlich. Sie müsste den Bildungsbericht der OECD aus dem September 2016 eigentlich kennen. Dieser Bericht attestiert Deutschland keine guten Zahlen.

Demnach investiert Deutschland – gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – deutlich weniger Geld in Bildung als andere Länder: Der Anteil liegt bei 4,2 Prozent, im OECD-Schnitt sind es 4,8 Prozent. „Trotz der Priorität, die Bildungsinvestitionen beigemessen wird, investiert Deutschland immer noch einen geringeren Anteil seines Volksvermögens und seines öffentlichen Gesamthaushaltes in Bildung als andere Länder“, heißt es in dem Bericht.

Die Studentenzahlen nehmen in Deutschland zum Beispiel zu, doch die Bildungsausgaben im Hochschulbereich halten nicht Schritt, kritisieren die Autoren der OECD. Die Bildung eines Studenten lässt sich die Bundesrepublik pro Jahr im Schnitt einige Hundert Euro weniger kosten als die 35 OECD-Länder im Schnitt. Unterm Strich gibt Deutschland pro Student sogar weniger Geld aus als im Jahr 2008 – und zwar zehn Prozent.