Berlin. Die Bundeskanzlerin stellt sich den Fragen von vier Youtubern.

Dann wäre die Frage ja endlich geklärt: Der Lieblingsemoji von Angela Merkel ist der Smiley, „wenn es gut kommt, noch ein kleines Herzchen dran“. In der einstündigen Interviewrunde mit vier Youtube-Stars geht es am Mittwoch aber auch um weniger Banales. Die Kanzlerin muss sich vielen Fragen zu aktuellen Themen stellen: Nordkorea, US-Präsident Donald Trump, die Lage in der Türkei oder die Insolvenz von Air Berlin – die jungen Internetstars wollen viele Details wissen. Für Merkel ist es nicht das erste Youtube-Interview. Vor zwei Jahren hatte die CDU-Vorsitzende mit Videostar LeFloid gesprochen. Bis heute wurde das Video dazu mehr als fünf Millionen Mal abgerufen. Zum Vergleich: Beim aktuellen Interview waren im Livestream im Internet zwischenzeitlich 55 000 Zuschauer dabei.

Es wird in dem für die Kanzlerin ungewohnten Format auch persönlich: Wie Merkel mit dem Hass umgehe, der ihr auch entgegenschlage, will Ischtar Isik wissen, die ihren 1,1 Millionen Abonnenten auf Youtube sonst Beauty-, Fashion- und Lifestyletipps gibt. „Hass und Zuspitzung ist immer ein Zeichen von Unfähigkeit, die Argumente wirklich vorzubringen“, sagt die Kanzlerin. Sie sei traurig und manchmal auch erschüttert, wie viele Menschen sich nicht mehr anders auszudrücken wüssten. Dann gibt sie der 21-Jährigen noch ein wenig Staatsbürgerkunde mit – und versucht, eine Prise Wahlkampf einzustreuen. Sie finde es ziemlich blöd zu sagen, weil sich jemand mit Beauty-Sachen beschäftige wie etwa eine Frisörin oder eine Kosmetikerin, könne derjenige gar nicht richtig „eine Wahlentscheidung erarbeiten. Das ist ja nun wirklich absurd.“ Jeder Mensch könne sich schließlich informieren. Es sei ihr erstes Interview gewesen, sagt Isik im Anschluss der Kanzlerin. Diese zeigt sich überrascht: „Ihr allererstes Interview im Leben? Sonst machen Sie immer nur Selbstdarstellung?“

Das Interview sei eine kluge Strategie, sagt Kommunikationsforscher Patrick Donges von der Universität Leipzig. „Die Kanzlerin erreicht eine junge Zielgruppe, die sich nicht besonders für Politik interessiert, die mit den traditionellen Wahlkampfmitteln schwer erreichbar ist.“ Initiiert wurde der Termin von der zum TV-Konzern ProSiebenSat.1 gehörenden Produktionsfirma Studio71. dpa