Braunschweig. Der ukrainische Botschafter kritisiert, wie Deutschland seine Vermittlerrolle ausfüllt.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat die Bundesregierung dazu aufgefordert, im Ostukraine-Konflikt eine härtere Gangart gegenüber Russland einzuschlagen. „Man schwächt sich aus meiner Sicht selbst, wenn man als Vermittler ständig versucht, Neutralität zu wahren“, sagte Melnyk in einem Redaktionsgespräch unserer Zeitung.

Melnyk bezeichnete in dem Zusammenhang die offizielle Anerkennung der Pässe der Bürger aus den selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk durch den Kreml als „bewusste Provokation“, die nicht mit dem Minsker Abkommen zu vereinbaren gewesen sei. „Auch da hätten wir uns von der Bundesregierung gewünscht, sich nicht nur klar zu positionieren, sondern härter gegenüber Moskau zu handeln. Hier würde ich mir mehr Mut wünschen, die bestehenden Sanktionen zu verschärfen.“

Der 41-jährige Diplomat verglich die Lage entlang der Kontaktlinie indirekt mit dem syrischen Bürgerkrieg. Der Zerstörungsgrad durch Raketenwerfer, schwere Artillerie und Panzer sei ähnlich hoch wie in Syrien. „Täglich wird geschossen. Täglich gibt es Tote. Wir als Ukrainer erleben tagtäglich unser eigenes Aleppo.“

Die Frage, welche Rolle künftig die USA spielen werden, wollte Melnyk noch nicht abschließend bewerten. „Trump ist die große Unbekannte für alle.“ Die ersten Gespräche stimmten vorsichtig optimistisch. Er forderte Trump auf, bestehende Abkommen anzuerkennen. „Solange Minsk gilt, gibt es die Hoffnung, dass sich der Krieg nicht ausweitet.“